Caspar Tauber
Tauber Caspar * ? Brünn (?),† 17. September 1524 (Hinrichtung) Wien, Tuchhändler, Anhänger der Reformation, erste Gattin Genoveva Stockhaimer († 1520), Witwe nach Albrecht Karner, zweite Gattin Margret, Tochter des Oswald Reicholf (nachmalige Gattin [1525] Leopold Ebersperger). Übersiedelte 1511 aus Wiener Neustadt nach Wien (Kauf des Hauses 1, Dorotheergasse 3), wo er als Laubenherr nachzuweisen ist. 1516 trat er mit seiner Gattin der Gottsleichnamsbruderschaft zu St. Stephan bei (Beitragsleistung bis 1522).
1519 wurde Tauber Mitglied des landständischen Bürgerausschusses (siehe Wiener Neustädter Blutgericht), 1521 Genannter. Um diese Zeit wandte er sich der Lehre der Reformation zu. Er war strikt reformatorisch gesinnt und verfasste auch slebst einen theologischen Traktat. Er hielt seine Gesinnung auch in der Öffentlichkeit nicht geheim und erwies sich in Verhören durch Berufstheologen als äußerst beschlagen. 1524 wurde vor ein geistliches Gericht gestellt und zum öffentlichen Widerruf der vertretenen Lehren auf dem Stephansfreithof vor St. Stephan verurteilt. Die mit der Inquisition gegen Caspar Tauber betraute theologische Fakultät der Universität Wien fasste seine Lehren in folgenden Punkten zusammen: "Leugnung der Transsubstantiationslehre, Leugnung des Fegefeuers, Ablehnung der Marien- und Heiligenverehrung, Ablehnung der kirchlichen Segnungen und des Gebrauches von Kerzen, Ablehnung des Weihepriestertums und Propagierung des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen".[1] Obwohl sich der Rat der Stadt und viele einflussreiche Persönlichkeiten für ihn einsetzten und ihn zum Widerruf bewegen wollten, verweigerte er diesen am 8. September. Am 10. September 1524 wurde er gemäß Urteil des Inquisitionstribunals als notorischer Ketzer vom weltlichen Gericht zum Tod verurteilt. Die Hinrichtung erfolgte am 17. September 1524 auf der Gänseweide, auf dem Gries östlich des Stubentors, durch Enthauptung. Sein Leichnam wurde verbrannt, die Asche in die Donau gestreut. Sein Haus wurde vom Landesfürsten beschlagnahmt, aber 1525 der Witwe gegen Zahlung einer Geldsumme wieder ausgefolgt.
Zu seinem Angedenken wurde eine Verkehrsfläche in Wien Hernals - im 16. Jahrhundert eine Hochburg des Protestantismus - benannt, Taubergasse.
Literatur
- Hugo Alker: Tauberiana. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 81 (1965). S. 3 ff.
- Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 2 / 2 (1905), S. 112 f.
- Rudolf Leeb, Eine Stadt im Aufruhr. Wien und die frühe Reformation. In: Brennen für den Glauben. Wien nach Luther. Hg. Rudolf Leeb, Walter Öhlinger, Karl Vocelka. Salzburg, Wien: Residenz Verlag 2017, S. 118–127
- Carl von Otto: Tauberiana. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 4 (1883), 1 ff.
- Richard Perger: Neues über Casper Tauber. In: Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 98 (1982), S. 90 ff.
- Johann Weißensteiner, Zwischen Luther und Canisius. Wiener Bischöfe und Wiener Pfarrenin der Reformationszeit. In: Brennen für den Glauben. Wien nach Luther. Hg. Rudolf Leeb, Walter Öhlinger, Karl Vocelka. Salzburg, Wien: Residenz Verlag 2017, S. 218–231
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
Einzelnachweise
- ↑ Weißensteiner, Zwischen Luther und Canisius, S. 224