Johanna Vogl
Johanna Vogl, * 7. August 1919 Wien, † 9. Juni 2006 Wien, Hilfsarbeiterin, Widerstandskämpferin, Kindergärtnerin.
Biografie
Johanna "Hanna" Vogl wuchs in einer achtköpfigen Arbeiterfamilie in ärmlichen Verhältnissen auf. Ihre Mutter war bis zur Hochzeit Gärtnerin, ihr Vater Hilfsarbeiter. Sie besuchte die Volksschule im 3. Bezirk und die Hauptschule im 10. Bezirk. Anschließend begann sie eine Modistinnen-Lehre, die sie wegen der Schließung ihres Lehrbetriebes abbrach. Daraufhin war sie bis zu deren Arisierung in einer Strumpffabrik beschäftigt und ab Ende 1939 arbeitslos.
Johanna Vogl war in ihrer Jugend bei der sozialdemokratischen Kinder- und Jugendbewegung Rote Falken sowie bei den Bergfreunden aktiv. Über ihre Berufsschulfreundin Barbara Eibensteiner kam sie in Kontakt mit dem damals bereits verbotenen Kommunistischen Jugendverband (KJV), dessen Mitglied sie 1937 wurde. Als Eibensteiner im April 1938 zur Leiterin des Kreises VII (bestehend aus den Bezirken Landstraße, Simmering und Schwechat) aufstieg übernahm Vogl von ihr die Leitung der Bezirksgruppe Landstraße. Neben der Organisation und Abhaltung von politischen Treffen sowie dem Kassieren von Mitgliedsbeiträgen zählte zu Vogls Widerstandsaktivitäten auch die Herstellung und Verteilung von Flugblättern.
Am 28. Februar 1940 wurde die 21jährige Johanna Vogl von der Gestapo festgenommen, bis zur Gerichtsverhandlung in mehreren Gefängnissen (Roßauer Lände, Landesgericht I, Landesgericht II, Schiffamtsgasse) festgehalten und am 8. Juli 1941 wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu 4 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. Bis April 1944 war Johanna Vogl im Zuchthaus Aichach bei München inhaftiert, wo sie ihre Widerstandsaktivitäten fortsetzte (Sabotage bei der Zwangsarbeit). Anschließend wurde sie im Rahmen der "Schutzhaft" in das KZ Ravensbrück deportiert, wo sie im Juni 1944 eintraf. Dort engagierte sie sich im bestehenden Widerstandsnetzwerk, wodurch sie unter anderem in Kontakt mit Maria Berner, Rosl Schüller und Anna Vavak kam. Außerdem traf sie auf ihre Freundinnen aus dem KJV-Kreis VII Barbara Eibensteiner und ab 1945 Barbara Hirsch. Johanna Vogl musste Zwangsarbeit im Konstruktionsbüro der Siemenswerke leisten. Gemeinsam mit Eibensteiner und Hirsch gelang ihr Ende April 1945 die Flucht vom Todesmarsch.
Nach Wien zurückgekehrt wohnte Johanna Vogl lange Zeit bei Barbara Hirsch und ihrer Familie. Sie engagierte sich in der Kommunistischen Partei Österreichs, dessen Parteimitglied sie war, sowie in der Obdachlosenbetreuung im 4. Bezirk. Außerdem war Johanna Vogl Mitglied der Lagergemeinschaft Ravensbrück. Ihren langgehegten Wunsch Kinderärztin zu werden, konnte sie nicht umsetzen. Stattdessen absolvierte Vogl eine Ausbildung zur Kindergärtnerin. Diesen Beruf übte sie bis zu ihrer Pensionierung aus. 1957 brachte sie eine Tochter auf die Welt. Johanna Vogl verstarb mit 88 Jahren in Wien.
Quellen
Literatur
- Helga Amesberger / Brigitte Halbmayr / Simon Clemens: Meine Mama war Widerstandskämpferin. Netzwerke des Widerstands und dessen Bedeutung für die nächste Generation. Wien: Picus 2019
- Johanna Vogl: "Ich wäre verhungert, wenn die Genossen nicht gewesen wären" In: Helga Amesberger / Brigitte Halbmayr [Hg.]: Vom Leben und Überleben – Wege nach Ravensbrück. Das Frauenkonzentrationslager in der Erinnerung. Band 2 – Lebensgeschichten. Wien: Promedia 2001, S. 237–243
- DÖW: Vogl Johanna [Stand: 19.09.2024]
- Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen: Hanna Vogl (1919–2006) [Stand: 19.09.2024]
- ÖsterreicherInnen im KZ Ravensbrück: Johanna Vogl [Stand: 19.09.2024]
- ÖsterreicherInnen im KZ Ravensbrück: Barbara Eibensteiner [Stand: 19.09.2024]