Kanalisation in Vindobona
Die Geschichte der Wiener Kanalisation beginnt circa im Jahr 100 nach Christus als durch römische Soldaten im Militärlager Vindobona ein Kanalsystem angelegt wurde, welches in den kommenden Jahrhunderten immer wieder erweitert und den Gegebenheiten angepasst wurde.
Das Militärlager wies zwei Entwässerungsgebiete auf, das nordwestliche zum heutigen Tiefen Graben hin, wo bis zum Mittelalter der Ottakringer Bach floss, das südöstliche zur heutigen Rotenturmstraße, wo ein Gerinne die Abwässer in den Salzgriesarm der Donau transportierte. Unterhalb der Lagerhauptstraße und einer Parallelstraße gab es Sammelkanäle. Beim Wiederaufbau der Feuerwache am Hof wurde ein solcher Kanal freigelegt, welcher in einem rechteckigen Profil 0,70 bis 0,80 Meter Breite sowie 1,80 Meter Höhe aufweist. Die Kanalsohle besteht aus Dachziegeln, die Wände waren aus Bruchstein mit Kalkmörtel gemauert. Die Abdeckungen der meist quadratisch oder rechteckig ausgeführten Kanäle wurden mit fünf bis 15 Zentimeter dicken Steinplatten ausgeführt. Für kleinere Kanäle wurden Tonrohre in Form eines Kegelstutzens mit einem Durchmesser von rund 20 Zentimetern angefertigt. Die einzelnen Tonrohre wurden dabei ineinandergesteckt und so zu einer Leitung zusammengebaut. Der Niederschlag wurde durch Kanalgitter eingeleitet. Die Gitter waren aus circa 10 Zentimeter dicken quadratischen Steinplatten gefertigt und sternförmig mit rosettenartigen Öffnungen versehen. Es handelt sich also um eine durchaus moderne Schwemmkanalisation, zumal anzunehmen ist, dass es auch im römischen Wien wie in anderen Militärlagern Wassertoiletten gab. Bevor das Abwasser in die Donau abgeleitet wurde, musste es sogar drei Klärbecken passieren.
Mit der Zerstörung durch die Hunnen 400 bis 405 nach Christus geriet das römische Kanalsystem mit seinen hohen Standard in Vergessenheit. Es sollte bis ins späte Mittelalter dauern bis wieder eine Kanalisation aufgebaut wurde.