Karl Föderl
Karl Föderl, * 13. März 1885 Wien, † 10. November 1953 Wien, Liederkomponist, Cafétier.
Biografie
Karl Föderl war der Sohn des Schirmmachers Josef Föderl und der Rosalia Maria Föderl, geborene Richter. Schon als Kind fiel seine Musikalität auf. In seinem Geburtshaus in der Lange Gasse 25 wohnte eine Klavierpädagogin, die dem begabten Buben gratis Klavierunterricht erteilte. Er besuchte die Handelsschule, die ihm eine Zukunft in einem "kommerziellen“ Beruf ermöglichen sollte. Er wandte sich aber dem Schauspiel zu und besuchte die Theaterschule Otto in Wien. Als jugendlicher Komiker trat Karl Föderl im Bürgertheater, der Josefstadt sowie an verschiedenen Bühnen in den Kronländern der Monarchie in kleinen Rollen auf. Auf Empfehlung seines Freundes Rudl Kronegger hatte er ab 1909 eine Stelle als Barpianist in Graz. Nach seinem Militärdienst im Ersten Weltkrieg arbeitete er wieder als Barpianist.
Am 4. Februar 1920 heiratete Karl Föderl Theresia Kickenwitz (* 12.09.1893 St. Ruprecht an der Raab/St, bestattet 10.07.1962 Wien) in der altkatholischen Kirche St. Salvator in Wien. Das Paar eröffnete am 29. Dezember 1920 das Kaffeehaus "Café Karl Föderl“ in der Veronikagasse 28, wo Föderl als Barpianist und Sänger agierte. Er galt als der musikalischste Cafetier Wiens. Sein Café wurde zu einer Heimstätte echt wienerischer Gemütlichkeit und zog Prominente aller Sparten an, wie beispielsweise Hans Moser, Paul Hörbiger oder Franz Lehár.
Ab 1925 begann Föderl animiert von Roman Domanig-Roll selbst zu komponieren. 1932 gewann er unter mehr als 2.000 Bewerbern den Ersten Jazzpreis der "Concordia" mit dem Lied "Eins, zwei, drei, mein Liebster ist ein Schneiderlein". Mit diesem "Hit" verhalf er dem Wienerlied zu neuer Blüte. Karl Föderl gehörte zu den wichtigsten und bekanntesten Wienerlied-Komponisten und war vor allem in den 1930er und 1940er Jahren sehr bekannt. Er ist der Schöpfer von über 800 Liedern zu Texten verschiedenster Autoren, wie unter anderen Alfred Steinberg-Frank, Josef Petrak, Karl Maria Jäger und Erich Meder. Ebenso arrangierte er Filmmusik. So arbeitete er etwa mit dem Filmregisseur und -produzenten Ernst Marischka zusammen. Er komponierte die Melodie zum Lied "Die Reblaus" aus dem Film "Sieben Jahre Pech", das im Café von Karl Föderl in Hernals uraufgeführt und im Film von Hans Moser interpretiert wurde. Diese Zusammenarbeit begründete eine Freundschaft zwischen Karl Föderl und Hans Moser, der oft und gerne das Café aufsuchte und dort seinen Stammplatz hatte. Daneben waren auch viele andere Titel (beispielsweise "Wär' die Donau nur a kleines Wasser!", "Ein Zigeuner ist mein Herz", "Ich weiß net, ist Grinzing denn wirklich so schön", "Das rote Lebzeltherz", "Was weiß denn die Welt, was a Weanaherz fühlt", "So war's amal in Wien", "Da fangt der alte Stephansturm zu plaudern an", "Lieserl, komm her") beliebt. Föderl komponierte auch Märsche und schrieb Schrammel-Arrangements. Viele seiner Wienerlieder, Operetten und Singspiele entstanden in der Früh oder nach Betriebsschluss in seinem Kaffeehaus.
Über Föderls Haltung während der Zeit des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus liegen derzeit keine Informationen vor. Fest steht, dass sein Café in Hernals in dieser Zeit sehr populär war und er es erfolgreich weiterbetreiben konnte. Gemeinsam mit Hans Moser gestaltete er während des Zweiten Weltkriegs auch Abende zu Unterhaltung von Soldaten oder für das Winterhilfswerk.
An der Stelle des Hauses 17, Veronikagasse 28, das zugleich aus Föderls Wohnhaus gewesen war, steht heute eine Wohnhausanlage, die seinen Namen trägt. Am 10. November 1973 wurde dort auch eine Gedenktafel enthüllt. Am 9. März 1954 wurde der Föderlweg in Hernals nach dem Komponisten benannt.
Die Wienbibliothek im Rathaus verwahrt zwei musikalische Teilnachlässe, zahlreiche Notendrucke, aber auch vereinzelte Musikhandschriften und Korrespondenzstücke von Karl Föderl.
Quellen
- Matricula Online: Taufbuch der Pfarre Altottakring, Signatur: 01-029, folio 133, Nr. 407
- Trauungsbuch der altkatholischen Pfarre St. Salvator (Wien I) 1920, fol. 54
- Wienbibliothek im Rathaus: Musikalischer Teilnachlass Karl Föderl 1
- Wienbibliothek im Rathaus: Musikalischer Teilnachlass Karl Föderl 2
- Wienbibliothek Digital: Karl Föderl
- Meldezettel (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)
- ANNO: Sieben Jahre Glück in Rom. In: Das kleine Volksblatt, 23.12.1941, S. 7
- ANNO: 750 Lieder in 25 Jahren… In: Die Weltpresse,30.12.1950, S. 8
- ANNO: Am Wiener Stammtisch, In: Salzburger Zeitung, 31.12.1942, S. 5
- ANNO: Hans Moser kommt ins Rathaus. In: Daskleine Volksblatt, 23.10.1942, S. 5
- ANNO: Wiener Kurier, 20.11.1953, S. 11
- ANNO: Meister des Wiener Liedes. In: Neues Österreich, 7.11.1954, S. 13
Literatur
- Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
- Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
- Hans Hauenstein: Chronik des Wienerliedes. Klosterneuburg: Jasomirgott-Verlag 1976, S. 251
- Siegfried Lang: Almanach der Unterhaltungskomponisten des 20. Jahrhunderts. Wien: Österreichischer Komponistenbund 1974
- Kunst und freie Berufe. Zentralorgan der Gewerkschaft Kunst und Freie Berufe 294/1973
- Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 67
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 12.03.1960
- Wien und die Wiener. Offizielles Organ des "Klub der alten Wiener" 22 (1948), Nr. 7, S. 24
- Österreichisches Musiklexikon: Karl Föderl [Stand: 04.03.2025]
Karl Föderl im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.