Kirchmeisteramtsrechnungen

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Doppelseite der ältesten erhaltenen Kirchmeisteramtsrechnung, 1404
Daten zum Begriff
Art des Begriffs Amtssprache
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag Kirchmeisterrechnungen
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von 1404
Nachweisbar bis 1821
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Erzdiözese Wien, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Stephansdom, Quelle, Quellenkunde, Amtsbücher
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BildnameName des Bildes Kirchmeisteramtsrechnung.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Doppelseite der ältesten erhaltenen Kirchmeisteramtsrechnung, 1404

Kirchmeisteramtsrechnungen wurden vom einem Kirchmeister geführt. Bei diesen handelte es sich um städtische Amtsträger. In Wien kennen wir Kirchmeister bei St. Stephan, St. Michael und Maria am Gestade. Im Falle von St. Stephan waren sie sowohl dem Wiener Rat wie der Pfarrgemeinde verantwortlich und amtierten in einem Gebäude auf dem Areal des heutigen Churhauses (1., Stephansplatz 3). Ihre Rechnungsbücher sind im Wiener Stadt- und Landesarchiv erhalten und umfassen mit großen Lücken den Zeitraum von 1404 bis 1821. Jene nach der Umwandlung des Kirchmeisteramtes von einem weltlichen zu einem kirchlichen Amt entstandenen Rechnungsbücher werden im Domarchiv von St. Stephan verwahrt (ab 1709).

Kirchmeisteramtsrechnungen von St. Stephan

Inhalt

Die frühen Rechnungen von St. Stephan geben insbesondere über den Bau des Südturms, der 1433 fertiggestellt werden konnte, Aufschluss. Der 1450 von Hans Puchsbaum grundgelegte Nordturm kann teilweise in seiner Genese nachvollzogen werden. Es wird die Beschaffung von Baumaterialien, in erster Linie von Stein, dokumentiert. Die Rechnungen nennen die Herkunftsorte von Stein, Holz und weiteren Baumaterialien. Sie lassen Mengen und Arten von Material, aber auch den Einzugsbereich der Ressourcen erkennen. Die Bauorganisation, die Beteiligung von Meistern und deren Namen sowie der Einsatz von Handwerkern können aus den Rechnungen erschlossen werden.

Anlage und Ordnung - Buchführung

Während in den ältesten Stadtrechnungen unter den einzelnen Einnahmsrubriken mehrfach gleich die die entsprechenden Ausgaben verzeichnet werden, sind in den Rechnungen des Kirchmeisters schon im Jahre 1404 Einnahmen und Ausgaben von einander geschieden. Die weitere Einteilung erfolgt dann allerdings nicht ganz systematisch. So wurden zunächst die gesamten auf die Steinhütte bezüglichen Ausgaben zusammengestellt, allmählich aber die Nebenauslagen ausgeschieden, sodass nur die Lohnzahlungen übrigblieben. Zudem wurden anfangs öfters die einzelnen Teilverrechnungen eingetragen. Im Laufe der Jahre schuf man immer mehr selbständigen Rubriken, unter denen verrechnet wurde. Jedenfalls waren die Kirchmeisteramtsrechnungen übersichtlicher und strukturierter angelegt als die der städtischen Kämmerer vom Jahre 1424. Die Anordnung folgte sachlichen Gesichtspunkten: Zuerst kamen die Bauauslagen, dann die auf den Kirchendienst bezüglichen, weiters die für den Weingartenbau und schließlich die Remanenzposten. Die Verrechnung der Steinhütte erfolgte wochenweise. Die vom Kirchschreiber geführten Wochenlisten wurden nach Jahresschluss in die Rechnung übertragen. Die Eintragung der anderen Auslagen geschah aufgrund der Partikularzettel des Kirchmeisters, Schreibers, Küsters und der einzelnen Geschäftsleute. Die Ausfertigung der Rechnung in zwei Exemplaren besorgte der Kirchschreiber. Bei der Rechnungslegung wurde sie vom Kirchmeister selbst und den abgeordneten Ratsherren überprüft und gegebenenfalls abgeändert.[1]

Überlieferungssituation

Ursprünglich müssen Rechnungen von den Anfängen des Rudolfinischen Baus vorhanden gewesen sein. Dies ist den Äußerungen des Kirchmeisters Hanns Kaufmann zu entnehmen. Die Reihe muss also ursprünglich vom 14. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert gereicht haben. Davon sind allerdings nur kärgliche Reste erhalten. 1754 waren etliche Jahrgänge dem Kammerpräsidenten Friedrich Wilhelm Haugwitz ausgefolgt worden, andere auf Befehl Maria Theresias der in milden Stiftungssachen aufgestellten Hofkommission vorgelegt worden. Trotz wiederholten Ansuchens des Stadtmagistrats wurde die Rückgabe der Rechnungen verweigert. Sie fielen in der Folge höchstwahrscheinlich einer Skartierung zum Opfer.

Äußeres

Die ältesten Rechnungen sind Papierhefte in dem zu Anfang des 15. Jahrhunderts üblichen Schmalfolioformat. Ihre Höhe schwankt zwischen 401 und 444 mm, ihre Breite zwischen 145 und 150 mm. Der Umfang beträgt anfangs 22-34 Blatt, dazu kommen eingelegte Blätter. Die Bände sind in Pergament eingebunden, auf dem Rücken hält ein Lederstreifen die Hafte zusammen und dient der Anbringung von Knöpfen aus Metall oder Leder, an welchem die an dem Umschlag angebrachten Schnüre befestigt werden konnten. [2]

Weitere Kirchmeisteramtsrechnungen

Im Falle von St. Michael sind Rechnungsbücher aus dem Zeitraum von 1443 bis 1626 erhalten, jedoch mit großen Lücken. Sie werden im Archiv der Salvatorianer verwahrt, ein Rechnungsbuch im Wiener Stadt- und Landesarchiv (1466-1469). Für Maria am Gestade haben sich keine Rechnungsbücher erhalten.

Quellen

Literatur

  • Franz Klein-Bruckschwaiger: Das Kirchmeisteramt zu St. Stephan in der Wiener Stadtverfassung. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1969 Band 24, S. 502 ff.

Einzelnachweise

  1. Uhlirz (Hg.), Rechnungen XXXIV f.
  2. Uhlirz (Hg.), Rechnungen XL f.