Korpskommandogebäude
Korpskommandogebäude (1., Universitätsstraße 7, Ebendorferstraße 11, Liebiggasse 6, Rathausstraße 24).
Bis 1874 befand sich das Korpskommandogebäude in der Porzellangasse 11 im 9. Bezirk. Als das Gebäude nicht mehr den Anforderungen entsprach, wurden Pläne für einen Neubau entworfen. Das Gebäude wurde letztlich 1871-1874 auf den Stadterweiterungsgründen des ehemaligen Exerzier- und Paradeplatzes auf dem Josefstädter Glacis nach Plänen von Wilhelm von Doderer (Bauleitung Hauptmann Karl Feith vom Geniestab, Ausführung Wiener Baugesellschaft) im Neorenaissancestil erbaut. Der rechteckige Baublock wandte sich mit der Front zur Universitätsstraße und umschloss einen großen Hof. Zwischen den Eckrisaliten hatte das Gebäude an der Hauptfront zehn über zwei Stockwerke reichende Säulen, im obersten Stockwerk vor den Pfeilern eine Trophäengruppe, über dem Hauptgesims die Balustrade mit Vasenaufsätzen. Vor dem Hauptportal standen vier Atlanten, die einen Balkon trugen. Das ursprünglich vom Korpskommando II genutzte Gebäude nahm Verwaltungsdienststellen, das Platzkommando, das Büro des Generalartillerieinspektors und die Wohnung des Generalstabschefs des II. Korps auf, außerdem das Militär-Appellationsgericht (zu dem der große Saal des obersten Geschosses gehörte).
Am 12. November 1918 wurde das Gebäude von der kommunistischen „Roten Garde" besetzt. Das Bundesheer brachte hier das Heeresinspektorat unter (bis 1924 war Theodor Körner Heeresinspektor), ebenso die Kommanden der 1. und 2. Jägerbrigade, das Wiener Stadtkommando sowie ab 1935 die Kommanden der 1. und 2. Division und der Schnellen Division unter. Während des Putschversuchs der Nationalsozialisten im Juli 1934 sollten hier Putschisten in Uniformen des Bundesheers eingekleidet werden, doch kam es nicht zur Durchführung des Plans.
Nach der Annexion Österreichs 1938 befanden sich hier das Wehrkreiskommando XVII, das Stadtkommando Wien und das Standortgericht der Wehrmachtskommandantur. 1945 wurde das Gebäude durch Bomben schwer beschädigt und Ende der 1950er-Jahre abgebrochen.
1960-1962 errichteten Alfred Dreier und Otto Nobis auf dem Areal das Neue Institutsgebäude der Universität Wien.
Quellen
Literatur
- Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 291
- Peter Schubert: Schauplatz Österreich. Band 1/3: Wien. Wien: Hollinek 1976, S. 287 f.
- Martin Senekowitsch: Militärische Einrichtungen Wiens im Wandel der Zeit. Ein Beitrag zur Militär- und Stadtgeschichte. In: Truppendienst 5 (1991), S. 320-326, S. 407-413
- Rolf M. Urrisk-Obertyński: Wien - 2000 Jahre Garnisonsstadt, Band 3 Innere Stadt, Weishaupt-Verlag, Graz 2012, S. 354 ff.
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4: Alois Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße. Ihre technische und künstlerische Bedeutung. Wiesbaden: Steiner 1972, S. 388 f.