Kölner Hof

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Ansicht des ehemaligen Köllnerhofs bis zum Jahre 1794
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1394
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1793
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag Coloniensium curia
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Kölner Kaufleute
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner Konrad Poll, Hieronymitaner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  13639
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata Q104770527
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Mittelalter
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser, Wolfgang Wirsig: Wiener Hofnamen
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Letzte Änderung am 24.10.2023 durch WIEN1.lanm08swa
BildnameName des Bildes Köllnerhof.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Ansicht des ehemaligen Köllnerhofs bis zum Jahre 1794
  • 1., Köllnerhofgasse 1-3
  • 1., Lugeck 3
  • 1., Sonnenfelsgasse 1
  • 1., Grashof 2
  • 1., Köllnerhofgasse 2-4
  • Nr.: 719 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1775)
  • Nr.: 737 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 783 (Bezirk: Innere Stadt, 1775, bis: 1821)

Kölner Hof am Nagel-Plan (1773)

1., Lugeck 3, (Konskriptionsnummer 737). Identisch mit Köllnerhofgasse 1 ist heute nur ein Teil des ehemaligen Kölner Hofes, der ursprünglich, in die heutige Köllnerhofgasse übergreifend, auch den Raum umschloss, auf dem sich später die alten Häuser Nummer 738, 739 und 740 erhoben.

Erstmals 1394 urkundlich nachweisbares großes Bürgerhaus (lateinisch Coloniensium curia), in dem die reichen Handelsherren aus Oberdeutschland und aus der Gegend des Rheins ihre Wohnungen und Lagerräume hatten. Der Kölner Hof nahm einen bedeutenden Grundkomplex ein, umfasste mehrere Innenhöfe und gewölbte Durchfahrten (Durchhauscharakter vom Lugeck zum Fleischmarkt).

Steinhausen-Plan (1710), Detail: Kölner Hof

Die Kölner Kaufleute

Was der Regensburgerhof für die Kaufleute aus Westdeutschland war, das war der Kölner Hof für jene aus Oberdeutschland, beziehungsweise der Rheingegend. Die Fremden kamen oft von weither. Händler aus Aachen, Maastricht und Metz wetteiferten mit solchen aus näher gelegenen Gegenden (Ulm, Regensburg, Passau und Salzburg). Stoffe vom Niederrhein nahmen unter den eingeführten Waren die erste Stelle ein. Neben den berühmten Kölner Erzeugnissen (Köln war damals die erste Stadt Deutschlands) wurden Tuche von Ypern, Arras und andere genannt. Schon die Satzung Herzogs Leopold V. vom Jahr 1192 gedenkt der von Köln kommenden Wägen. Der Kölner Hof selbst, sofern er Kaufhaus und Herberge der kölnischen Kaufleute gewesen sein soll, wird als solcher verhältnismäßig erst spät genannt. 1289 ist er nachweislich noch Privathaus im Besitz des Handelsherrn Siegfried Leubel (Leublo), von dem wir nicht wissen ob er kölnischer oder rheinländischer Abkunft war. Namentlich bekannte Kölner Kaufherren in der nächsten Umgebung des Hofes (teils in der vorderen Bäckerstraße, teils auf dem Fleischmarkt hausend) erscheinen erst 1371, so die Wichman, Buschelman, Kurremey und andere. Aber auch dann dauerte es noch mehr als zwei Jahrzehnte, bis das Haus den Namen "Kölnaere hof" bekam.

Kapelle "St. Phillipp und Jakob"

Im Hof befand sich die Kapelle "St. Philipp und Jakob", die der aus Köln eingewanderte Kaufherr Seifried Leubel 1289 für das Seelenheil seiner Eltern, Gemahlinnen und Verwandten zu Ehren der Heiligen Phillipp und Jakob stiftete. Leubels Tochter war mit Konrad Poll (Bürgermeister der Stadt Wien 1282 und 1305) vermählt. Dadurch kam der Kölner Hof an das reiche Geschlecht der Pollen. Durch Paul Poll und dessen Frau Katharina wurde zur Kapelle eine neue Abseite zugebaut und für den dort errichteten Frauenaltar am 21. Jänner 1349 eine ewige Messe gestiftet. Am 17. Oktober 1370 verkaufen Laurenz Poll und dessen Frau Margarethe das Haus samt der Kapelle um 800 Pfund Wiener Pfennig Lienhart Poll. Am 21. Oktober 1376 beurkundet Lienhart Poll seinen letzten Willen. Für sein Seelenheil bestimmt er zu einer ewigen Messe in der Kapelle seines Hauses seinen Gewandkeller unter den Langen Lauben und seinen Weingarten, gelegen an dem Nußberg, genannt das Weckcherl. Seine Frau Elsbeth bestimmt er a.) zu Leibgeding mit dem Anfall an das Bürgerspital sein Haus in der "Hindern Peckchenstraze" (Kölner Hof) und zwei Weingärten, b.) sein "silberassech, pettgewant und hausgerüst". Zu Geschäftsvollstreckern bestellt er seinen Vetter Jacob Poll, Kaplan der Rathauskapelle, seinen Schwager, den Bürgermeister Paul Holzkäuffel und seinen Oheim Niclas Schebnitzer.
Durch Erbstreitigkeiten und wohl auch durch die hereinbrechende Reformation litt die Betreuung der Kapelle die bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts mit aufwendiger Fürsorge betrieben worden war. Danach wurde es still um die Kapelle und ein halbes Jahrhundert später ist aus einer Urkunde, datiert vom 10. Oktober 1508 mit ziemlicher Deutlichkeit die Vernachlässigung der Kapelle durch ihre Lehensherren herauszulesen.

Glanz und Niedergang des Kölner Hofes

1., Lugeck 1-3, um 1940

1414-1463 war der Kölner Hof im Besitz der Familie Gundlich, die sich unter anderem um die Ausgestaltung der Kapelle verdient machte und nach vielen Jahren auch den Hof der Strasser auf der Brandstätte kaufte (Gundelhof). Im 15. und 16. Jahrhundert stand der Kölner Hof in großer Blüte, er konnte oft die Anzahl der Kaufherren, die hier nächtigten und ihre Waren deponieren wollten, kaum fassen. In dieser Zeit dominierten Handelsherren aus Nürnberg, später aus Augsburg (Schmeltzl nennt 1548 unter anderem die Fugger und Welser). In diesem Gebäude befand sich 1624-1638 Wohnung, Buchdruckerei und Verlag des Druckers Matthias Formica, der von der Lammburse hierher übersiedelt war. Auf dem Suttingerplan ist der Umfang des Kölner Hofes zu sehen. Noch deutlicher kann man ihn am Steinhausen-Plan von 1710 ersehen (siehe Abbildung). Der Hof war ein Durchhaus, dessen Haupteingang am Lugeck lag. Mehrere Höfe und gewölbte Gänge führten durch den ausgedehnten Komplexauf den alten Fleischmarkt. In Jordans Häuserbüchlein "Schatz, Schutz, Schanz, etz. " vom Jahr 1701 ist er als "Kellerhof" benannt, "ein Durchhaus, Herrn Martin Antoin von Dhron, M.D. gehörig, worinnen die Capelle St. Philippi". Heute hat seine Bezeichnung als "Kölner Hof" das Haus Köllnerhofgasse 3 (alt Nummer 738) übernommen, das ehemals nur einen Bestandteil des Hofes bildete.

Ab 1725 war im Kölner Hof das Seminar der Hieronymitaner untergebracht, denen auch die Kapelle zugewiesen war. 1782 wurde die Kapelle erneuert. Doch bereits am 24. April 1788 verließen die Hieronymitaner das Haus, nachdem ihnen durch Verwendung ihres Gönners, des Feldmarschalls Grafen von Lascy, die damals gerade verwaiste, eine Zeit lang sogar gesperrte Ruprechtskirche zugewiesen worden war, die sie bis zur Aufhebung des Konvents im Jahr 1812 versahen. Dieser in Italien entstandene Orden ist heut in Österreich nicht mehr vertreten.

1793 wurde der Hof samt der Kapelle abgebrochen, der Grund parzelliert und ein neuer Straßenzug, die heutige Köllnerhofgasse eröffnet. Es entstanden so die Häuser Stadt 737 und 738 auf der linken und Nummer 739 und 740 auf der rechten Seite der Köllnerhofgasse. Das Haus Stadt 737 erbaut 1793, vier Stock hoch nahm nur ungefähr ein Viertel (509m²) des früheren Hofes ein. Das Haus Stadt 738 ist unter Köllnerhofgasse 3; Nummer 739 ist unter Köllnerhofgasse 2 behandelt.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

  • Buchdruckerei und Verlag des Druckers Matthias Formica (1624-1638)

Literatur

  • Alt-Wien. Monatsschrift für Wiener Art und Sprache. Wien: Raimann & Godina. 1892, S. 63 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 106
  • Heinrich Demelius: Zur Privatrechtsgeschichte des Kölner Hofes in Wien 1463-1508. In: Festschrift Nikolaus Grass. Band 1. Innsbruck 1974, S. 483 ff.
  • Josef Giesen: Der Kölner Hof in Wien. In: Jahrbuch Kölner Geschichtsverein. Band 34/35, 1960, S. 195 ff.
  • Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 116 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 372
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 1. Teil. Wien ²1954 (Manuskript im WStLA), S. 33-40
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 393 ff.
  • Eugen Meßner: Die Innere Stadt Wien. Ein Beitrag zur Heimatkunde des I. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1928, S. 117
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22), S. 80
  • J. E. Schlager: Altertümliche Überlieferungen von Wien. 1844, S. 72 ff.
  • Wolfgang Schmeltzl: Lobspruch ... . Nachdruck 1913, Z. 755 ff.
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 62 f.