MS Feuerbachstraße 1
48° 13' 13.01" N, 16° 24' 15.34" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die MS Feuerbachstraße 1 ist eine öffentliche Neue Mittelschule im 2. Wiener Gemeindebezirk, Leopoldstadt.
Schulbau
Im Dezember 1909 wurde der Bau einer Schule im Bereich Feuerbachstraße – Jungstraße – Schönngasse 2 begonnen und konnte Mitte Dezember 1910 vollendet werden. Am 2. Jänner 1911 wurde der Unterricht aufgenommen. Das Schulgebäude hatte zur damaligen Zeit drei Stockwerke mit 30 Lehrzimmern für zwei Volksschulen, sowie sechs Lehrzimmern für die später anzubauende Bürgerschule. Weiters gab es zwei Turnsäle, zwei Kanzleien und zwei Konferenzzimmer, vier Lehrmittelzimmer, zwei Schulwerkstätten sowie zwei Schuldienerwohnungen. Im Souterrain gab es zusätzlich zwei Wohnräume und Ausspeiselokalitäten samt Küche und Vorratskammer zur Schulausspeisung für mehrere Schulen im 2. Bezirk.[1]
Aufgrund von Kapazitätsengpässen in der benachbarten Schule am Sterneckplatz wurde im August 1912 mit dem Ausbau des Schulgebäudes in der Feuerbachstraße begonnen. Bereits zum Ende desselben Jahres wurde der Ausbau fertiggestellt[2] und mit Beginn des Schuljahres 1913/14 bezogen. Der neue Zubau enthielt in seiner Ursprungsform neun Lehrzimmer, zwei Zeichensäle, einen Physiksaal und einen Turnsaal, zwei Lehrmittelzimmer, eine Kanzlei und ein Konferenzzimmer sowie eine Schuldienerwohnung. Drei Lehrzimmer im 1. Stock wurden den städtischen Kindergärten übergeben.[3]
Zwischenkriegszeit
Mit 9. Juli 1928 wurde die damalige Bürgerschule für Knaben und Mädchen Feuerbachstraße 3 umstrukturiert und in eine Bürgerschule für Knaben Feuerbachstraße 3 und in eine Bürgerschule für Mädchen Feuerbachstraße 1 geteilt. Die schlechten Wirtschaftsverhältnisse nach dem Ersten Weltkrieg machten Sparmaßnahmen in den Schulen notwendig: Freiluftstunden wurden eingestellt, Fremdsprachenkurse liefen aus und nicht geprüfte Lehrkräfte wurden abberufen. Die politischen Unruhen Anfang des Jahres 1934 hatten kurzzeitige Schulsperren zur Folge. Außerdem mussten Elternbesprechungen von der Schulleitung einberufen werden. Diese durften nur abgehalten werden, wenn sie absolut notwendig waren und durften nur wissenschaftliche oder erzieherische Themen behandeln. In den nächsten Jahren musste die Schule ihren Alltag gemäß diverser neuer Verordnungen adaptieren. Darunter fiel die Mithilfe zur Linderung der Winternot in Form von Mittagstischen oder Handarbeit, Spenden oder Förderungen. Ebenso war vorgegeben, welche Lieder bei Schulfeiern zu singen sind.[4]
Zweiter Weltkrieg
Im März 1938 erfolgte der Anschluss Österreichs an Deutschland. Vom 12. bis 21. März 1938 gab es infolge der Machtübernahme durch die NSDAP schulfreie Tage. Bereits am 22. März übersiedelte die Hauptschule für Mädchen Wolfgang-Schmälzl-Gasse 13 in die Feuerbachstraße 3, da deren Gebäude zur Einquartierung benutzt wurde. Damit musste Wechselunterricht eingeführt werden. Jüdische Schulkinder wurden mit 13. Mai 1945 in eigene Schulen, in sogenannten Judenschulen, vereinigt. Dabei erhielt die Mädchenschule Pazmanitengasse 17 29 Schulkinder und die Mädchenschule Czerninplatz 3 18 Schulkinder. Zur Füllung des eigenen Schülerstandes wurden 52 Schülerinnen arischer Herkunft von der Schule Czerninplatz 3 an die Feuerbachstraße 3 umgeschult. Der Schulbeginn für das Schuljahr 1938/39 wurde verschoben um den Lehrkräften den Besuch des Nürnberger Parteitages zu ermöglichen. Durch weitere Verzögerungen fand der Schulbeginn erst am 26. September 1938 statt. Mit dem Auszug der Mädchenschule Wolfgang-Schmälzl-Gasse 13 am 4. Jänner 1939 hatte der Wechselunterricht ein Ende. Dieser Zustand hielt aber nicht lange an. Schon mit Beginn des nächsten Schuljahres 1939/40 mussten sowohl die Mädchen- als auch Knabenschule Feuerbachstraße in das Schulgebäude Wolfgang-Schmälzl-Gasse übersiedeln. Das eigene Schulhaus wurde in ein Reservelazarett umgewandelt und im Turnsaal wurden große Mengen an Mais eingelagert.[5]
Von 10. Oktober 1940 bis 7. April 1941 konnte die Mädchenschule für eine kurze Zeit wieder in das eigene Schulhaus in der Feuerbachstraße zurückkehren. Dies war aber mit einigen Einschränkungen verbunden. Es erfolgte eine Verlegung in den 1. Stock des Gebäudes, die WC-Anlagen und der frühere Ausspeiseraum im Keller konnten nicht benutzt werden. Letzterer war von der Militärverwaltung in eine Küche umgewandelt worden. Am 7. April 1941 musste die Mädchenschule das Schulhaus, das neuerlich als Lazarett genutzt wurde, wieder verlassen und kehrte in die Wolfgang-Schmälzl-Gasse 13 zurück. Im Zeitraum von 27. Mai bis 18. Juli 1942 führte die Mädchenschule Feuerbachstraße gemeinsam mit der Mädchenschule Wolfgang-Schmälzl-Gasse eine Seidenraupenzüchterei. Beide Schulen erhielten 2 Gramm Eier, aus denen rund 2000 Seidenraupen entschlüpften und von den Schülerinnen beider Schulen betreut wurden.[6]
Mit dem andauernden Krieg traten Verschärfungen im Schulwesen ein. Auch außerhalb des Unterrichts musste immer eine Lehrkraft im Gebäude anwesend sein und Nachtdienst leisten. Mit Oktober 1943 wurde von ersten Fliegeralarmen berichtet. Infolge der Verschärfung der Luftgefahr begann man in der Schule von Verwandtenverschickung Gebrauch zu machen. Andere fuhren in Lager der Kinderlandverschickung oder wurden auf privatem Weg durch Eltern bei Verwandten und Bekannten auf dem Land untergebracht. Der Rest der Schülerinnen wurde mit zurückgebliebenen Schülerinnen der Mädchenschule Pazmanitengasse 26 und der Mädchenschule Wolfgang-Schmälzl-Gasse 13 in der Hauptschule für Mädchen Obere Augartenstraße 38 zu einer sogenannten Sammelschule zusammengefasst wo ab 1. Februar 1944 der Unterricht weitergeführt wurde. Durch Bombenangriffe am 17. November 1944 wurde das eigene Schulhaus in der Feuerbachstraße 1 sehr stark beschädigt.[7] Im Jahr 1948 begann man mit dem Wiederaufbau des Gebäudetraktes der Mädchenschule Feuerbachstraße 1 und konnte den Bau Ende des Sommers 1950 fertigstellen. Da es der Knaben-Hauptschule Feuerbachstraße 3 an Räumen fehlte, wies man den aufgebauten Trakt der Knabenschule zu, die seitdem die Adresse Feuerbachstraße 1 führte.[8]
Gegenwart
Heute befindet sich in der Feuerbachstraße 1 eine Neue Mittelschule mit Schwerpunkt Informatik. Das Schulhaus wurde im Rahmen eines Generalsanierungsprojektes der Stadt Wien komplett erneuert. Neben 16 Klassenzimmern verfügt die Schule heute über drei Turnsäle, zwei Werkstätten, eine Schulküche, einen Physiksaal, eine Bibliothek und zwei Computerräume. Neben dem Schwerpunkt im Bereich Informatik, setzt die Schule auch auf offenes Lernen, fächerübergreifenden Unterricht, Förderkurse und Coaching in einzelnen Unterrichtsfächern.[9]
Quellen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Die Gemeindeverwaltung der Stadt Wien im Jahr 1910. Verwaltungsbericht. Wien: Stadt Wien 1910, S 381.
- ↑ Die Gemeindeverwaltung der Stadt Wien im Jahr 1912. Verwaltungsbericht. Wien: Stadt Wien 1912, S 388.
- ↑ Die Gemeindeverwaltung der Stadt Wien im Jahr 1913. Verwaltungsbericht. Wien: Stadt Wien 1913, S 404.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Feuerbachstraße, B51 - Schulchronik: Bd. 1 1928-1944
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Feuerbachstraße, B51 - Schulchronik: Bd. 1 1928-1944
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Feuerbachstraße, B51 - Schulchronik: Bd. 1 1928-1944
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Feuerbachstraße, B51 - Schulchronik: Bd. 1 1928-1944
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Feuerbachstraße 1, B51 - Schulchronik: Bd. 4 1945-1958
- ↑ Schulprofil