Mörung

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Stein zur Erinnerung an die Errichtung der ausgemauerten und überwölbten Mörung auf der Brandstätte 2 1388.
Daten zum Begriff

Möring (Moric, Mörung, Merung, Mering, später auch Möhrung), im Mittelalter soviel wie Kanal, Abfluss, Gerinne der Abwässer, Kloake, wie sie in Wien bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden und die der Kanalisation dienten.

Der Name kommt von Moor, Märe, Gemörig. Das bekannteste Gerinne des Mittelalters war jenes, das auf der Nordseite des Grabens seinen Ausgang nahm, neben dem Schlossergassel in die Goldschmiedgasse verlief und dann zwischen Münzerstraße (Teil des Bauernmarkts) und Lichtensteg im Zuge des Kramer- und des Rotgassels sowie des Rabensteigs beim Roten Turm in den Donaukanal mündete.

Der früheste Beleg (6. Jänner 1324) bezieht sich auf den Verlauf der Möring im Bereich des Haarmarkts, wogegen der älteste Nachweis in Grabennähe (Roßmarkt) ins Jahr 1386 fällt (Häuser im Schlossergässchen [1, vor Graben 30 und 31] hießen Auf der Möring; das Haus Graben 10 stand gegenüber der Möring). 1387 wurde dieser Teil der Möring ausgemauert und überwölbt. An dem später "Zum Primas von Ungarn" benannt Haus (1, Rotenturmstraße 1, Brandstätte 2) war zur Erinnerung an die Möring eine Inschrifttafel angebracht gewesen, die das städtische Wappen und die Worte "Anno Domi(ni) MCCCLXXXVIII daz dy Mori(n)g g(e)macht ist" trug. Die Tafel kam ins Historische Museum Wiens. Der Name Kotgasse, der 1373/1383 für einen Abschnitt der Rotgasse belegt ist, deutet auf einen sumpfigen Uferrand in diesem Bereich hin; auch der Rabensteig hieß 1327 und 1506 Auf der Möring. Die Kammeramtsrechnungen erwähnen ab 1435 bis 1479 beinahe jährlich Ausgaben für diverse Arbeiten an unterschiedlichen Möringen. Mit der Teilung des Kammeramtes fielen die Kompetenzen für die Instandhaltung der Möringen an das Unterkammeramt. Im 17. Jahrhundert dürfte die gesamte Möring überwölbt worden sein.

Auch der Ottakringer Bach, der im Stadtgebiet Abwässer (Bachkanäle) sammelte, wurde Möring genannt. Im August 1616 wurde eine Möring über den Hohen Markt bis zu den Fleischbänken (Lichtensteg) gegraben und mit der älteren Möring beim Rotgassel vereinigt. Das Haus in der Kohlmessergasse 2 führte das Schild "Zur kleinen Merung" (Behsel: "Kleine Mering"[1]), weil dort ein kleiner Abzugkanal vorbeiführte, und behielt diese Bezeichnung im Volksmund auch, als das Schild längst verschwunden war.

Siehe auch:

Literatur

  • Anton Behsel: Verzeichniß aller in der kaiserl. königl. Haupt= und Residenzstadt Wien mit ihren Vorstädten befindlichen Häuser, [...]. Wien: Carl Gerold 1829, S. 15 wienbibliothek digital, Behsel
  • Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2), S. 390 ff.
  • Felix Czeike: Der Graben. Wien [u.a.]: Zsolnay 1972 (Wiener Geschichtsbücher, 10), Anm. 25.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 397
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 678 f.
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 85 (Mehring)

Referenzen