Naturhistorisches Museum (Gebäude)
48° 12' 18.79" N, 16° 21' 35.23" E zur Karte im Wien Kulturgut
Naturhistorisches Museum (1., Burgring 7, im weiteren Areal der Hofburg; Haupteingang am Maria-Theresien-Platz). Zur Institution: Naturhistorisches Museum
Das Naturhistorische Museum und sein gegenüber liegendes, baugleiches Pendant, das Kunsthistorische Museum und wurden im Auftrag Kaiser Franz Josephs I. von den Architekten Gottfried Semper und Carl von Hasenauer als Teil des unvollendet gebliebenen Kaiserforums erbaut (Rohbau 1871-1881, Eröffnung 1889).
Äußeres
Das Museum unterscheidet sich nur in Einzelheiten vom gegenüberliegenden Kunsthistorischen Museum: Auf der Attika stehen Statuen bedeutender Naturforscher und allegorischer Figuren der Naturkräfte, der Haupteingang ist durch allegorische Sitzfiguren der Erdteile Europa, Asien, Afrika und Amerika (mit Australien) von Carl Kundmann flankiert, die Hauptkuppel bekrönt eine Bronzefigur des Sonnengottes Helios von Johannes Benk, von der Basis der Kuppellaterne erheben sich vier Tabernakel von Johann Jakob Silbernagl mit vier allegorischen Figuren, welche die vier Elemente der Antike darstellen (Erde, Wasser, Feuer, Luft). Insgesamt ist das Naturhistorische Museum außen mit rund 250 Bildwerken geschmückt. Das Konzept entwarf Gottfried Semper, der die geschichtliche Entwicklung der Naturwissenschaften teils durch 34 (fiktive) Porträtfiguren beziehungsweise 64 Porträtköpfe (über den Fenstern des zweiten Stockwerks) und zahlreiche Medaillons, teils durch allegorische, beziehungsweise symbolische Bildwerke darstellen wollte. Auf der Balustrade stehen 34 Standbilder berühmter Naturforscher (3 Meter hoch).
Inneres
Im Inneren ist das Naturhistorische Museum einfacher ausgestattet als sein Gegenüber. Den künstlerischen Mittelpunkt bilden die Kuppelhalle und das Treppenhaus (Deckengemälde "Der Kreislauf des Lebens" und zwölf dazugehörige Lünettenbilder [Allegorien] von Hans Canon). Auf dem Podest der Haupttreppe erinnert das Gemälde "Kaiser Franz I. mit den Vorständen der vier wissenschaftlichen Hofinstitute" an die Gründung der Sammlungen. Es zeigt:
- Bibliothek: Gerhard van Swieten
- Naturwissenschaftliches Kabinett: Johann Ritter von Baillou
- Münzkabinett: Valentin Duval
- Physikalisch-astronomisches Kabinett: Abbé Jean François de Marcy
An einigen Pfeilern des Stiegenhauses befinden sich acht (1888 vollendete) lebensgroße Marmorstandbilder berühmter Naturforscher (Aristoteles, Georges Cuvier und Johannes Kepler von Carl Kundmann, Jöns Jakob Berzelius und Alexander von Humboldt von Rudolf Weyr, Carl von Linne und Isaac Newton von Viktor Tilgner und Abraham Gottlieb Werner von Caspar Zumbusch).
Literatur
- Das Naturhistorische Museum in Wien und seine Geschichte. 1976
- Das Naturhistorische Museum in Wien. 1979; Entstehung: 11 ff.; Gebäude: 29 ff.
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981. Band 1, S. 157
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981. Band 4, S. 256f.
- Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 58 f.
- Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 31 f.
- Figuraler Schmuck im Kuppelraume und in den Sälen des naturhistorischen Hofmuseums in Wien, ausgeführt von Johannes Benk, Viktor Tilgner und Rudolf Weyr (1890)
- Rudolf Schmidt: Das Künstlerhaus. Eine Chronik. 1951, S. 103 f. (künstlerischer Schmuck)
- Museen und Sammlungen in Österreich. 1968, S. 253 ff.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 318