Palladianismus

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Letzte Änderung am 23.09.2020 durch WIEN1.lanm08mic


Palladianismus, architekturpuristische Richtung, die auf Bauwerke und Schriften von Andrea di Pietro dalla Gondola (* 30. November 1508 Padua, † 19. August 1580 Vicenza) zurückgeht, der von seinem ersten Mäzen Giangiorgio Trissino nach der Göttin der Weisheit und einer Engelsfigur in einem damals von diesem geschriebenen Gedicht Palladio genannt wurde. Der ausgebildete Steinmetz Palladio entwickelte sich durch fünf Romreisen bis 1554 zum Experten für antik-römische Baukunst, studierte den römischen Architekturtheoretiker Vitruv und hatte eine Vorliebe für Mathematik. Neben diffizilen Proportionsregeln gehören die Übernahme sakraler Motive (Portikus [Säulenhalle als Tempelfrontzitat] und Kuppel) sowie klassische Säulenordnungen zu seinen Charakteristika. Nach einer Reihe von Profanbauten von Vicenza bis Udine entwarf Palladio Kirchen(fassaden) für Venedig. Da er hier 1571 leitender Architekt wurde, musste er eine Einladung Maximilians II. nach Wien ausschlagen, der ihn mit der Ausarbeitung eines Plans für das Neugebäude betrauen wollte. Seine "I Quattro Libri ell'Architettura" (Venedig 1570) wurden zum Standardwerk für Architekten. Durch Elias Holl (Rathaus in Augsburg, 1615/1620), Jacob van Campen, Pieter Post (Mauritshuis in Den Haag, 1633/1635) und Inigo Jones (Queen's House in Greenwich, 1616) wurde der Palladianismus nach Deutschland, Holland und Großbritannien gebracht, um im 18. Jahrhundert in Venedig, Deutschland, Russland, Großbritannien und in den USA aufzublühen. In Wien verwendete J. B. Fischer von Erlach bei der Säulenstellung im Prunksaal der Hofbibliothek Anregungen von Palladios Kirche Il Redentore. J. E. Fischer von Erlach ließ sich bei der Winterreitschule, J. F. Hetzendorf von Hohenberg bei der Gloriette, Louis Montoyer beim Zeremoniensaal der Hofburg und beim Portikus des Rasumofskypalais, [Pietro Nobile]] beim (zweiten) Volksgartencafe sowie Theophil Hansen bei der Tempelfront und der Anordnung sämtlicher Nutzräume des Parlaments in der hohen Sockelzone sowie bei der Aula der Akademie der bildenden Künste von Palladio inspirieren. Andreas Fischers Fassade der Atzgersdorfer Kirche stellt eine Reduktion der ineinander verschränkten Tempelfronten von Palladios Kirchen San Francesco della Vigna (1562), II Redentore (1577-1592) und Le Zitelle (1579-1580) darunter Stark vom Palladianismus geprägt war Otto Wagner (1. Villa in der Hüttelbergstraße, Stadtbahnstationen am Gürtel). Palladiomotiv.

Literatur

  • Renate Wagner-Rieger: Il Palladianesimo in Austria. In: Bollettino del Centro Internazionale di Studi di Architettura Andrea Palladio. Band 7/2. Vicenza 1965, S. 77 ff.
  • Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1970, Register
  • Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Band 3: Geschichte der Architektur in Wien. Wien [u.a.]: Selbstverlag des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 1973 (Geschichte der Stadt Wien / Neue Reihe, 7/3), Register
  • Walter Zettl: Andrea Palladio in der Wiener Akademie. In: Alte und moderne Kunst. Österreichische Zeitschrift für Kunst, Kunsthandwerk und Wohnkultur (1975), Nr. 139, S. 32 f.