Pädagogisches Institut der Stadt Wien
48° 12' 15.17" N, 16° 21' 15.09" E zur Karte im Wien Kulturgut
Gründung
Das Pädagogisches Institut der Stadt Wien (7., Burggasse 14-16), als Nachfolgeinstitution der ehemaligen Lehrerakademie ("Lehrerpädagogium" 1868) wurde am 13. Jänner 1923 durch Otto Glöckel eröffnet. Zunächst befand es sich an drei Standorten: Stadtschulratsgebäude, Bundeserziehungsanstalt III und Bundeslehrerbildungsanstalt. Mit der Adaptierung des Schulgebäudes 7, Burggasse 14-16 am Beginn des Studienjahrs 1925/1926 (Direktor Viktor Fadrus) kam es zu einer Ausweitung des Studienbetriebs. Die Gründung stand im engen Zusammenhang mit der Schulreform im "Roten Wien". Die Lehrerschaft sollte mit den Inhalten der Reform ("Arbeitsschule", "Gesamtunterricht", "Unterricht in der Lebenswelt des Kindes") vertraut gemacht werden und die Lehrerausbildung einen Professionalisierungsschub erhalten.
Inhalte
Die Institution des Pädagogischen Instituts diente der Fortbildung für Lehrer, der Vorbereitung auf die Lehrbefähigungsprüfung für Volksschulen und die Prüfung für die einzelnen Fachgruppen der Bürgerschulen; es wurden auch Kurse für die Ergänzungsprüfung an Mittelschulen geführt. 1925-1930 wurden hochschulmäßige Lehrerbildungskurse abgehalten (enge Zusammenarbeit mit der Universität Wien); Dozenten waren neben Karl Bühler (Leitung des psychologisch-pädagogischen Laboratoriums) unter anderem Alfred Adler, Max Adler, Charlotte Bühler, Wilhelm Jerusalem und Hans Kelsen. Eingegliedert wurden die Pädagogische Zentralbücherei und eine Institutsschule (zur Erprobung und Fortentwicklung der pädagogischen Theorie und Praxis).
In den autoritären Regimen
Im Zug der völligen Machtübernahme des Dollfuß-Schuschnigg-Regimes wurden Viktor Fadrus und Albert Krassnigg "außer Dienst gestellt". Die Leitung übernahm Alois Brommer, Mitglied der Katholischen Akademie. Die Unterrichtsinhalte wurden in den Dienst der Ideologie des Regimes gestellt. Im Zentrum stand nun "Vermittlung österreichischen Kulturgutes". Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1938 wurde Brommer seiner Funktion enthoben und zwangspensioniert. Jüdische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden entlassen, fast alle Vortragenden durch regimetreue Nationalsozialisten ersetzt. Die Lehrinhalte verschoben sich in Richtung "Vererbungs- und Rassenkunde". Auf Grund der Folgen von Einrückungen und Bombenkrieg kam es jedoch nur mehr zu einem sehr eingeschränkten Betrieb.
1945-2007
Nach Kriegsende und Wiedererrichtung einer demokratischen Republik übernahm der ehemalige Leiter der Pädagogischen Zentralbücherei Albert Krassnigg die Leitung des Instituts. Das Schulgebäude wurde im Frühjahr 1959 umgebaut; es verfügte nun über 14 kleinere und einen großen Hörsaal (300 Personen), eine als Festsaal ausgestaltete Aula, mehrere Lehrwerkstätten, Laboratorien und einen Turnsaal. Mit der Umstellung der Ausbildung von Pflichtschullehrerinnen und -lehrern auf Hochschulbetrieb wurde die Institution 2007 geschlossen, die Bestände der Zentralbücherei wurden von der Wienbibliothek im Rathaus übernommen.
Quellen
Literatur
- Wolfgang Mayer: VII. Neubau. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 7), S. 5
- Christian Mertens: Das Pädagogische Institut im Zeichen der Gleichschaltung. Auswirkungen der Systembrüche 1934 und 1938, in: Reinhard Buchberger / Michaela Feurstein-Prasser / Felicitas Heimann-Jelinek / Nina Linke [Hg.]: Tafelkratzer, Tintenpatzer. Schulgeschichten aus Wien, Wien: Metroverlag 2016, S. 224-229.
- Rathauskorrespondenz, 13.01.1998
- Hermann Schnell: 100 Jahre Pädagogisches Institut der Stadt Wien. 1968
- Renate Seebauer: Lehrerbildung in Porträts. Von der Normalschule bis zur Gegenwart. Wien [u.a.]: LIT 2011.
Das Pädagogisches Institut der Stadt Wien im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.