- Pannonien (lateinisch Pannonia), 9 bis 433 n. Chr., antike Provinz des Römischen Reiches.
- Historische Landschaft in Westungarn.
Name
Der Historiker und pannonische Prokonsul Cassius Dio schreibt, dass Pannonia von dem Wort panni (lateinisch für Lumpen, Tuch) stammt, "weil die Leute ihre mit Ärmeln versehenen Unterkleider aus Stoffen und Tüchern zusammenfügen, die sie nach ihrer Landessitte zuschneiden".
Eroberung durch Rom
Bereits in der Zeit des Römischen Bürgerkrieges geriet die Gegend in die Auseinandersetzung zwischen Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, und dessen Kollegen im zweiten Triumvirat, Marc Anton. Unter Kaiser Augustus wurde die Region in den Jahren 12 bis 9 v. Chr. von dessen Stiefsohn und späteren Nachfolger, Tiberius, erobert.
Einrichtung der Provinz Pannonia
Bereits in den Jahren 6 bis 9 n. Chr. kam es zum Pannonischen Aufstand. Dieser wurde ebenfalls von dem späteren Kaiser Tiberius niedergeschlagen. Der Sitz der Militärverwaltung war in Carnuntum. In der Regierungszeit Tiberius‘ begann der Bau der wirtschaftlich so bedeutenden Bernsteinstraße. Vermutlich unter Kaiser Claudius (41 bis 54 n. Chr.) wurde Illyrien in die Provinz Pannonia umgewandelt.
Um die Ostfront Pannoniens zu sichern, wurden in dem Gebiet sarmatische Reiterkrieger angesiedelt. Diese entwickelten jedoch gute Beziehungen zu den germanischen Quaden und Markomannenkriege an der Nordfront der Donau und vielen häufig in Pannonien ein. In der Folge wurde der pannonische Limes durch zunächst drei, später vier Legionslager geschützt. Die Legionen waren in Vindobona, Carnuntum, Brigetio (Komárom) und Aquincum (Budapest) stationiert.
Teilung unter Kaiser Trajan
Unter Kaiser Trajan (98 bis 117) kam es zur Teilung der Provinz in Pannonia superior im Westen und Pannonia inferior im Osten. Vindobona und Carnuntum lagen nun in der Pannonia superior (Oberpannonien).
Markomannenkriege
166 bis 180 unter Kaiser Marc Aurel, siehe: Markomannenkriege
Kaisermacher
Am 9. April 193 kam wurde Septimius Severus auf heute österreichischem Boden zum Kaiser ausgerufen. Es folgte eine Blütezeit. Unter Septimius Severus‘ Nachfolger Caracalla kam es zu einer Korrektur der Provinzgrenzen. Ebenfalls in seine Herrschaft viel die Ausweitung des Römischen Bürgerrechts auf sämtliche freien Reichsbewohner (siehe Constitutio Antoniniana).
308 wurde in Carnuntum neuerlich das Schicksal des Reiches bestimmt. Bei der Kaiserkonferenz von Carnuntum 308 wurden Galerius und Maximinus Daia als Kaiser des Ostens bestimmt, Maximian von Diokletian zur Abdankung bewegt, Konstantin als Caesar bestätigt und Licinius zum Augustus des Westens gemacht. Pannonien wurde in vier Teile gegliedert:
- Pannonia Prima
- Pannonia Valeria
- Pannonia Savia
- Pannonia Secunda
Zeit der Unruhe
Um 350 kommt es zu einer Erdbebenkatastrophe in Carnuntum. Vindobona ist vermutlich ebenfalls betroffen.
364 bis 375 kommt es zu massiven Verstärkungen der Befestigungsanlagen unter Kaiser Valentinian I. am norisch-pannonischen Limes.
Nachdem Kaiser Valens 378 die Schlacht von Adrianopel gegen die Goten verloren hat, kommt es in Pannonien zur verstärkten Ansiedlung hunnischer und ostgermanischer Verbündeter.
395 kommt es zu einem Einfall der Markomannen und Quaden sowie zu einer weiteren Ansiedlung verbündeter Germanen im römischen Gebiet.
Um ca. 400 kommt es zu einem Brand im Römerlager Vindobona.
Im Jahr 433 wird das Gebiet um Vindobona vertraglich den Hunnen übergeben. Nach dem Tod des Hunnenkönigs Attila (453) siedeln die Rugier im Wiener Becken.
Mit dem Fall Roms im Jahr 476 n. Chr. endet die Antike. Odoaker übernimmt die Herrschaft und zerschlägt 487 das Rugierreich bei einer Schlacht beim Wienerwald.
Zur Bekämpfung der Awaren richtete Karl der Große (742 bis 814) die Awarenmark ein:
- Oberpannonien (Wienerwald bis Raab)
- Unterpannonien (Raab bis Drau)
Literatur
- René Ployer, Bollwerk des Römischen Reiches, in: Antike Welt 1.22