Daten zum Ereignis
Nachrichten über Brände liegen in Wien (abgesehen vom Brand des antiken Römerlagers Vindobona um 400) seit dem 13. Jahrhundert in großer Zahl vor; deshalb gab es auch seit dem Stadtrecht Leopolds VI. (1221) in Stadtrechten und Feuerordnungen (1432 Ordnung für die Vierer in den Vorstädten; 1454 älteste Feuerordnung) immer wieder Bestimmungen und Regelungen, die sich mit der Brandverhütung und Brandbekämpfung (siehe Feuerlöschwesen) beschäftigten.
Manche lokale Schadenfeuer entwickelten sich infolge der oftmaligen Verwendung von Holz zu Flächenbränden, die große Teile der Stadt vernichteten (siehe Stadtbrand); der letzte verwüstete 1627 145 Häuser.
Brandkatastrophen (Auswahl)
12./13./14. Jahrhundert
- 1193: Ein vermutlicher Stadtbrand, älteste Überlieferung eines Brandes
- 1258: Während der Herrschaft von Ottokar II. Přemysl wurde am 7. August um die zweite Vesper in der Nacht brach ein Feuer aus, dass den Großteil der Stadt zerstörte. Die Pfarrkirche St. Stephan mit ihren Glocken, die Häuser des Deutschen Ordens und der Johanniter, das Kloster St. Jakob auf der Hülben und das Dominikanerkloster wurden zerstört.
- Am 21. oder 28. April wütete ein verheerende Brand, von dem nicht einmal ein Zehntel des Stadtgebiets verschont blieb. Alle Kapellen der Stadt, die Pfarrkirche, die Minoritenkirche und Maria am Gestade wurden zerstört.
- 1276: Innerhalb von etwas mehr als einem Monat brachen drei Brände aus: Am 28. März wurde die Singerstraße durch ein in einem Haus ausgebrochenes Feuer verwüstet. Am 16. April brach im Haus eines Kämmerers auf dem Kienmarkt ein Feuer aus, dass auch den Hohen Markt mehr als zur Hälfte zerstörte sowie den Salzgries verwüstete. Am 30. April brach vor dem Schottentor in einem Hof, in dem eine Fleischerei untergebracht war, ein Feuer aus, dass vom Wien angefacht und in die Stadt getragen wurde. Alle Stadttore (bis auf das Widmertor und das Kärntnertor), die Türme der Stadtmauer, die Klöster der Schotten und der Minoriten, die Pfarrkirchen St. Stephan, St. Michael und St. Peter sowie beinahe 150 Herbergen um den Neuen Markt wurden in Schutt und Asche gelegt. König Ottokar gewährte der Stadt für den Wiederaufbau für den bis dato größten Stadtbrand für fünf Jahre völlige Steuer- und Mautfreiheit sowie auf Dauer einen Jahrmarkt und einen Wald.
- 1326: Im Haus eines Bäckers brach ein Feuer aus. Wien wurde bis auf ein Drittel der Stadt verwüstet.
- 1327: In einer Küche in der Wallnerstraße brach am 5. Dezember ein Feuer aus, dass die Stadt von der Herrengasse bis zum Kohlmarkt in Asche legt. Besonders betroffen waren die Michaelerkirche mit ihren Glocken, die Kärntner Straße, der Stephansplatz], die Singerstraße bis zur Stadtmauer, der Graben bis zum Roßmarkt, die Radstraße und alle Straßen bis zum Hohen Markt. König Friedrich der Schöne weilte zum Zeitpunkt des Unglücks in Wien.
- 1350: Am 23. März Wien wurde abermals schwer verwüstet. Besonders verheerend war ein starker Wind, der die Flammen über die Ziegeldächer der ummauerten Stadt bis in die Gebiete jenseits der Donau trug.
- 1354: Neuerlich wurde bei einem großen Brand die halbe Stadt verwüstet.
15. Jahrhundert
- 1406: Im Judenviertel brach ein Feuer aus, dass drei Tage lang - vom 5. bis zum 7. November - wütet. Dabei kam es zu Plünderungen von jüdischen Häusern, niemand wurde verletzt. Für einen Teil de Güter konnte eine Rückgabe erreicht werden.
- 1446: Ungarische Truppen überfielen und plünderten das Umland Wiens. Sie legten am 13. Dezember in Perchtoldsdorf Feuer.
- 1452: Der Turm des Nonnenklosters St. Jakob an der Hülben brannte am 6. Dezember ab. Eine Nonne kam ums Leben.
- 1455: 100 Häuser wurden bei einem Brand zerstört.
- 1459 (Münzerstraße)
- 1463: Am 4. März setzten feindliche Söldner den Tabor, das Haus und die mittlere Donaubrücken in Brand.
- 1468: Ein Stadtteil brennt nieder, das Büßerinnenhaus beim Kloster Sankt Hieronymus bleibt unversehrt.
- 1488: Bei alchimistischen Versuchen durch ungarischen Alchimisten wurde am 7. Juli hinter der Pankrazkapelle in der Naglergasse ein Brand ausgelöst bei dem 100 Häuser zerstört wurden. Der Turm der Schottenkirche brannte ebenfalls, die darin befindlichen Glocken wurden zerstört.
- 1489: Ausgelöst durch ein unbeaufsichtigtes Feuer im Haus eines Bäckers - der eingeschlagen war - wurde am 19. April ein Feuer verursacht, bei dem 200 Häuser zerstört wurden. )
- 1490: Am Ostersonntag, dem 11. April brach ein Feuer aus, dass weite Teile der Stadt verwüstete. Der Graf Stephan Szápolyai von der Zips konnte eindämmen.
16. Jahrhundert
- 1525 Cillierhof; 416 Häuser zerstört; Bericht Johannes Cuspinians. Als Folge dieses verheerenden Stadtbrandes wurde die Hernalser Wasserleitung angelegt.
- 1529 Erste Türkenbelagerung; Niederbrennung der Vorstädte, Brand in der Stadt
- 1531 Tiefer Graben
- 1551 Dorotheerkloster
- 1560 Kärntner Straße und Bürgerspital
- 1598 Stallburg
17. Jahrhundert
- 1629 Landstraße
- 1652 Kloster, Kirche und Spital der Barmherzigen Brüder, Leopoldstadt
- 1656 Kirche und Kloster der Augustiner, Landstraße
- 1665 Hofburg
- 1668 Hofburg
- 1683 - 14. Juli 1683: Schottenstift (nach osmanischem Beschuss am Beginn der Belagerung)
- 1691 Kapuzinerkloster
- 1699 Komödienhaus auf der Bastei
18. Jahrhundert
- 1710
- 1715
- 1718 Leopoldstadt
- 1723 Hasenhaus, Kärntner Straße
- 1725 Am Tabor; Wieden
- 1726 Wieden; Laimgrube
- 1732 Augustinerkloster
- 1733 Paulanerkloster
- 1735 Weißgerber
- 1741 Matzleinsdorf
- 1747 Kloster Sankt Anna
- 1748 Deutsches Haus
- 1752 Porzellanfabrik; Spanisches Spital
- 1756 Weißgerber
- 1759 Leopoldstadt
- 1761 Kärntnertortheater
- 1766 Wieden
- 1785 Neulerchenfeld
- 1786 Lichtental
19. Jahrhundert
- 1814 - 31. Dezember 1814: Brand des Rasumofskypalais (bei der Vorbereitung des Silvesterballs während des Wiener Kongresses)
- 1835 - 11. August 1835: St. Ulrich (7; Ortsbrand)
- 1848 Odeon
- 1854 - 24. Juli 1854: Brand des Dachstuhls des Schottenstifts
- 1863 Treumanntheater
- 1881 Ringtheaterbrand
- 1884 Stadttheater
20. Jahrhundert
- 1920 - 25. Jänner 1920: Hauptpostgebäude
- 1927 - 15. Juli 1927: Justizpalast (Protestaktion der sozialdemokratischen Arbeiterschaft - Julidemonstration)
- 1930 - 13. Juli 1930: Zirkus Renz
- 1937 - 17. September 1937: Rotunde
- 1938 - 10. November 1938: An diesem Tag wurden von den Nationalsozialisten während des Novemberpogroms in Wien siebzehn Synagogen angezündet und niedergebrannt.
- 1945 bei Bombenangriffen: Staatsoper, Heinrichhof, Kärntner Straße und so weiter; bei Erdkämpfen: Stephansdom und Umgebung; Prater und so weiter
- 1949:
- 15. März 1949: Messegelände, Halle 20
- 25. September 1949: Autobusgroßgarage Engerthstraße 158a
- 1950 - 31. März 1950: Belvedere (Goldkabinett)
- 1956 - 13. April 1956: Börse (Börsensaal)
- 1957 - 31. Mai 1957: Warenhaus Herzmansky
- 1960 - 17. Jänner 1960: Philipshaus (1, Schwarzenbergplatz 2)
- 1961:
- 7. Februar 1961: Alte Universität (Einsturz der Decke des Festsaals)
- 23. Jänner 1968: Modesalon Adlmüller (1, Kärntner Straße 41; - Esterházypalais [1])
- 1969 - 26. August 1969: Liebermannhof (Brandanschlag auf die Kanadische Botschaft)
- 1979:
- 7./8. Februar 1979: Warenhaus Gerngroß
- 1. Mai 1979: Warenhaus Steffl (1, Kärntner Straße 19)
- 14./15. Mai 1979: Müllverbrennungsanlage Spittelau
- 29./30. August 1979: Österreichische Nationalbank
- 29. September 1979: Hotel "Am Augarten" (2, Heinestraße 15)
- 1987 - 19. Februar 1987: Bürohaus Steyr-Fiat (1, Kärntner Ring 7)
- 1989 - 4. Mai 1989 und 3. September 1989: Donauzentrum (22)
- 1990 - 13. April 1990: Zentralsparkasse und Kommerzialbank AG (3, Vordere Zollamtsstraße 13)
- 1992 - 27. November 1992: Großbrand in der Hofburg, dem die Redoutensäle zum Opfer fielen; ein Übergreifen auf den Prunksaal der Österreichischen Nationalbank sowie die Schatzkammer (deren Sicherheitszentrale durch Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen wurde) konnte durch den Großeinsatz der Feuerwehr abgewendet werden.
- 1995 - 27. November 1995: Großbrand während der Abbrucharbeiten im (neuen) Dianabad
- 2001 - 16. August 2001: Großbrand während der Restaurierung der Sophiensäle
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv - Akten - Reihe B, A1: 1200. Brand der Rotunde.
Literatur
- Felix Czeike: Das Feuerlöschwesen in Wien. 13. - 18. Jahrhundert. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1962 (Wiener Schriften, 18), darin Auflistung und teilweise Beschreibung der Brände
- Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitgenossen berichten. 1995
- Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater einst und jetzt. Leipzig / Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1935, Register (Brände im Prater)
- Helmut Bouzek: Wien und seine Feuerwehr. Geschichte und Gegenwart. Wien: Wiener Landes-Feuerwehrverband [1990], S. 709 ff.
- Helmut Kretschmer / Herbert Tschulk: Brände und Naturkatastrophen in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter, Beiheft 1 (1995), S. 10 ff.