Deutschordenshaus

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Das deutsche Ordenshaus in der Singerstraße.
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48° 12' 26.82" N, 16° 22' 25.03" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Deutschordenshaus (1., Singerstraße 7, Churhausgasse 1, Stephansplatz 4, Blutgasse 4; Deutsches Haus, Deutschherrenhaus). Zuständige Pfarren: Deutscher Orden und St. Stephan

1., Stephansplatz 4: Deutschordenshaus, um 1940

Die Wiener Deutschordenskommende (Niederlassung) des 1198 in Akkon gegründeten Deutschen Ordens (Orden der Brüder des Deutschen Hauses St. Mariens zu Jerusalem) entstand unter Herzog Leopold VI. in den ersten Jahren des 13. Jahrhunderts in der "Sünchingerstrazze" (Singerstraße); nachweisbar ist sie ab 1222, der erste Komtur wird 1244 erwähnt. Hier residierte auch der Landkomtur der Ballei (Ordensprovinz) Österreich, zu der die Kommenden Wien, Wiener Neustadt, Graz, Friesach und Groß-Sonntag (Krain) gehörten. 1309 trat der Orden der Stadt Wien einen Gebäudeteil zur Erweiterung des Stephansfreithofs ab und erhielt dafür einen Gassengrund sowie einen Teil des "Priesterhauses" (ursprünglich zu 1., Stephansplatz 3 (Churhaus) gehörig); damals entstand auch die Churhausgasse. Im 14. Jahrhundert nahm die Wiener Kommende einen bedeutenden Aufschwung. 1422 musste sie jedoch ihre Grundrechte innerhalb des Wiener Burgfrieds an die Augustiner-Eremiten verkaufen, da der Orden damals in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war. Das weitläufige Gebäude hatte in seinem gegen den Stephansfreithof liegenden Trakt einen großen Wirtschaftshof, der von Pferdeställen umgeben war. Ab 1667 wurde dieser Teil von Carlo Canevale im Zuge einer grundlegenden Neugestaltung des gesamten mittelalterlichen Komplexes neu errichtet und 1679-1682 von ihm und Johann Bernhard Ceresola erweitert.

1720-1725 erhielt das Deutschordenshaus unter Landkomtur Guidobald Graf Starhemberg durch Anton Erhard Martinelli und 1785 unter Landkomtur Alois Graf Harrach durch Aufsetzen eines viertes Stockwerks in den Höfen sowie gegen den Stephansplatz zu seiner heutigen Gestalt. Aus den Jahren 1728, 1735 und 1748 sind uns größere Brände bezeugt, von denen jener von 1735 besonders gefährlich war und infolge anfangs mangelhafter Bekämpfung (dem Stadtunterkämmerer mit seinem Löschpersonal wurde der Zutritt verwehrt) drei Tage und Nächte andauerte. An der Ecke des Gebäudes gegen die Blutgasse hin wurde Anfang des 19. Jahrhunderts der Deutschordenskeller eröffnet; er hatte sich vor mehr als 200 Jahren dort befunden, wo später das Restaurant "Fenstergucker" (zuvor "Deutsches Haus") eingerichtet wurde.

Das Deutschordenshaus ist heute eine ausgedehnte Bauanlage, die sich um zwei Innenhöfe gruppiert. Die Fassade Singerstraße entstammt dem 17. Jahrhundert (Pilastergliederung Anfang 18. Jahrhundert), die Fassade Blutgasse ist die älteste. Im "Deutschen Haus" wurde am 28. Mai 1733 der Dichter Cornelius Hermann Paul von Ayrenhoff geboren (Gedenktafel erster Hof, Stiege III), außerdem haben hier (im Gefolge von Erzbischof Graf Colloredo) 1781 (16. März-2. Mai) Wolfgang Amadeus Mozart (Gedenktafel erster Hof) und 1863-1865 (im obersten Stockwerk mit Blick auf den Stephansplatz) Johannes Brahms gewohnt. 1789 richtete hier Alois Doll seine Buchhandlung ein. Seit 1809 ist das Deutschordenshaus Residenz des Hochmeisters des Deutschen Ordens (Hochmeister Erzherzog Anton Viktor 1804-1835; bis 1809 hatte er die Residenz in Mergentheim). In den Innenhöfen (Fassaden im Stil des 17. Jahrhunderts) fanden 1903 aufgefundene Grabplatten Aufstellung. In einem Hof hat sich ein sogenanntes Planendach erhalten. Im Durchgang sind zwei Ehrentafeln für Ehrenmitglieder beziehungsweise Träger der Mozart-Medaille der Mozartgemeinde Wien angebracht.

Im Deutschordenshaus sind auch das Zentralarchiv (Deutschordensarchiv) und die Schatzkammer des Deutschen Ordens untergebracht.

1., Stephansplatz 4-5: Deutschordenshaus und Domherrenhof, um 1941
1., Stephansplatz 4: Deutschordenshaus, um 1941

Quellen

Literatur

  • Bernhard Demel / Wolfgang Krones: Das Deutschordenshaus zu Wien von den Anfängen des Ordens im Jahre 1190 bis heute, Wien: Deutscher Orden, 2000
  • Klaus Lohrmann / Ferdinand Opll: Regesten zur Frühgeschichte von Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien [u.a.] 1981 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 10), Regest 379, 596, 648
  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 239 ff.
  • Richard Perger: Der Tauschvertrag zwischen dem Wiener Rat und dem Deutschen Orden von 1309. In: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte 31 (1990), Nummer 1, S. 8 f.
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 146 f.
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 81 f.
  • Luitgard Klebel: Studium zur Geschichte der Deutschordenskommende Wien im 15. Jahrhundert. Diss. Univ. Wien. Wien 1966
  • Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 45 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Band 1. Cosenza: Brenner 1967, S. 597 f.
  • Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 52
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 83
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 329