Pankrazkapelle

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Kapelle
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1155
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag Pankratiuskapelle
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  3229
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Kapellen, Erzdiözese Wien, Sakralbau, Sakralbauten, Katholiken, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Babenberger
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 4.11.2022 durch WIEN1.lanm08uns
  • 1., Am Hof 4
  • 1., Naglergasse 24
  • Nr.: 214 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 321 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 349 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 38.32" N, 16° 22' 2.07" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Pankrazkapelle (Pankratiuskapelle; 1., Am Hof 4, Naglergasse 24, Teil; Heiliger Pankraz und Pantaleon).

Die Pankrazkapelle ist vermutlich anlässlich der Einrichtung der landesfürstlichen Residenz Am Hof um 1155/1156 entstanden. Es ist davon auszugehen, dass die Kapelle jedoch nicht der herzoglichen Familie selbst, sondern deren Gesinde diente. Nachzuweisen ist sie erstmalig in einer Urkunde aus dem Jahr 1158 und in einem zwischen 1208 und 1227 gefälschten Privileg (datiert auf 1161), und zeitweise als angebliche Schenkung Heinrichs II. Jasomirgotts an die Schotten. Erst 1263 wurde den Schotten (wenn man den gefälschten Stiftsbrief von cirka 1258/1260 ausklammert; siehe Schottenstift) vom Passauer Bischof die Betreuung der Kapelle gestattet.

1317 überließ der Schottenabt Nikolaus I. seinem Kaplan zu St. Pankraz ein Haus in der Wallnerstraße. Aus einem Rechtsstreit des Jahres 1330 geht hervor, dass zur Kapelle auch ein Weingarten auf der Hohen Warte gehörte. Zu dieser Zeit wirkten bereits zwei Priester in der Pankrazkapelle. In einem weiteren Rechtsstreit des Jahres 1330 wurde der Kapelle ein Haus vor dem Kärntner Tor zugesprochen. Laut einer am 22. März 1335 in Avignon ausgestellten Urkunde erteilten zwölf Bischöfe der Pankrazkapelle einen Ablass, was deren Bedeutung unterstreicht. Die Kapelle blieb dem Schottenstift unterstellt, wurde ihm jedoch erst 1340 inkorporiert. Die Bindung an das Schottenstift dürfte aber wieder abgeändert worden sein, da am 24. März 1385 erneut ein Kaplan einwähnt wird (zwischen 1361 und 1385 fehlen jegliche Informationen). In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde der Kapelle erneut ein Haus (am Kraftshof) gerichtlich zugesprochen. In den folgenden Jahren tauchen die Kapläne der Kapelle immer wieder im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten auf.

Bis ins beginnende 15. Jahrhundert stand sie völlig frei. Die Vorderseite war gegen den Platz Am Hof gerichtet, die Rückseite (als dort später eine Siedlung entstand) zur "Hinter St. Pankraz" benannten Häuserzeile. Links und rechts verliefen vom Platz Am Hof zur späteren Naglergasse kleine Gässchen.

Am 1. Jänner 1459 befahl Papst Pius II. in Mantua, die Pankrazkapelle dem Schottenstift zu inkorporieren. Tatsächlich fand die (erneute) Inkorporation erst am 5. November 1461 statt. Am 26. Jänner 1461 gestattete Papst Pius II., dass der Stiftsprediger der Schotten als Magister der freien Künste und Weltpriester nicht im Stift wohnen müsse, sondern das Haus der Pankrazkapelle nützen dürfe. Ferner dürfe er Fleisch essen, was den Patres nur mit Zustimmung des Abtes und auf Anraten von Ärzten gestattet war.

Schon kurz darauf scheint das Interesse an der Kapelle nachgelassen haben, da kaum noch schriftliche Zeugnisse vorliegen. Bereits 1547 zeichnete Bonifaz Wolmuet hier ein Haus in seinen Plan ein und auch im Hofquartierbuch von 1566 fehlen jegliche Hinweise auf eine Kapelle. Dennoch wird in einem Visitationsbefund des Schottenstifts aus demselben Jahr noch ein Hof zu St. Pankraz samt Kapelle vermerkt. Die Kapelle lag offenbar hinter drei Zuhäusern und war in sehr schlechtem Zustand. Als am 14. Jänner 1575 zwei Steinmetze und ein Zimmermeister die Kapelle im Auftrag der Stadt Wien begutachteten, wird sie als vollkommen desolat beschrieben. Über den Innenraum heißt es: "So ist der hölzerne Boden im kirchl auch nichts wert und sammt der kapellen mit russ überzogen und so unsauber durch einen öhler, der darin kerzen gemacht haben soll, zugerichtet worden." Im selben Jahr berichtet der Schottenabt an den Bischof von Wien, Johann Caspar Neubeck, ihn habe ein Anrainer (Hieronymus Beck) darauf aufmerksam gemacht, dass der Turm, in dem noch zwei Glocken hingen, einsturzgefährdet sei. Außerdem seien hier schon über Jahre keine Gottesdienste mehr gelesen worden, da in der Kapelle Kerzen hergestellt worden seien. Daher könnte man nach dem Vorschlag von Herrn Beck die Kapelle niederreißen und im Schottenstift einen dem heiligen Pankratius geweihten Altar errichten. Dies würde auch dem Stift entgegenkommen, da man sich in einer finanziell schwierigen Situation befinde.

In der Erwiderung vom 16. Mai 1575 lehnte der Bischof die Demolierung der Pankrazkapelle ab und befahl deren Renovierung: "Die Kapelle von jenem Ort wegbringen und demolieren zu lassen, daran denke ich nicht, wie ich auch nicht das Recht hätte, es zu erlauben. Denn zugegeben, daß durch die Unbilden der Zeit und die Nachlässigkeit der im Hause Wohnenden die Kapelle, die in die Ehre des heiligen Pankratius errichtet, von den Stiftern dotiert, geweiht, endlich so prophaniert worden ist, daß sie nicht mehr den Namen einer geweihten Kirche hat, so ist doch der Ort geheiligt. Daher ist dies Heiligtum zu restaurieren und darf keinesfalls transferiert und demoliert werden". Nach diesem Schreiben des Bischofs fehlen jedoch jegliche Hinweise auf die Kapelle. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese zugunsten eines Wohnhauses abgebrochen oder zu einem Wohnhaus umgebaut wurde.

Das 1575 anstelle der Kapelle erbaute Haus war bis 1604 im Besitz der Familie Beck von Leopoldsdorf. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel kam es dann an die Jesuiten, die es 1623 gegen ein Gebäude bei St. Anna eintauschten. Michael Graf Althan schenkte das Haus 1630 dem Papst als Nuntiaturgebäude.

Literatur

  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 176
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 255-262
  • Josef Lenzenweger: Johann Windlock. Bischof zu Konstanz und die vergessene Pankrazkapelle am Hof zu Wien. In: Viktor Flieder / Elisabeth Kovác [Hg.]: Festschrift Franz Loidl zum 65. Geburtstag. 3 Bände. Wien: Brüder Hollinek 1970-1971, Band 3, S. 122 ff., besonders S. 129 ff.
  • Richard Perger: Grundherren 1. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 19/20 (1963/1964), S. 35 ff.
  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 123 ff.
  • Hans Voltelini: Die Anfänge der Stadt Wien. Wien / Leipzig: Carl Fromme 1913, S. 53