Ringstraßenwettbewerb Projekt Nr.50

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Daten zum Eintrag
Datum vonDatum (oder Jahr) von 31. Jänner 1858
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 31. Juli 1858
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Ringstraße, Glacis
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Letzte Änderung am 11.09.2024 durch WIEN1.lanm08trj

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Devise: I. Wien in 20 Jahren Besonnenheit, Entschlossenheit, Thatkraft
II. Wien nach 50 Jahren Schönheit mein Ideal, mein Gesetz.


Verfasser: Georg Günther


Georg Günthers Projekt wurde am 30. Juli 1858 im Ministerium des Innern abgelegt[1] und drei Monate später, in der Sitzung der Jury am 30. Oktober 1858, durch Architekt Ernst als "…zu beseitigen"[2] eingestuft.


Städtebaulicher Entwurf

Keines der erhaltenen Entwürfe weist eine vergleichbare Radikalität auf, wie jenes von Georg Günther. Günther reichte insgesamt drei Situationspläne ein (er nannte den einen "Concurs-Plan" und die beiden anderen "Uebersichts-Plan"), wovon aber die beiden "Uebersichtspläne" identische Planinhalte aufweisen. Diese letzteren zeigen den Endzustand den Günther anstrebte: eine Rasterstadt von elf mal elf Feldern mit dem Stephansdom als Determinante des Rasters und gelichzeitiger einziger Konstante.
Der mit Concurs-Plan bezeichnete Entwurf trägt als Untertitel "1te Bau-Periode des Objektes. Wien nach 20 Jahren." und zeigt eine erste Bebauung am Glacis sowie am Rande der Innenstadt. Die Grundidee zeigt sich unmittelbar: Die Inbeziehungsetzung von Stephansdom und Votivkirche. Diese Strecke verwendete Günther als Determinante seines Rasters. Der Boulevard wurde in drei geraden, orthogonal zueinander stehenden Achsen dieses Rasters um die innere Stadt geführt, und gab so die weitere Entwicklungsrichtung vor. Im Westen änderte er den Verlauf des Boulevards durch einen Viertelkreis, im Süden hingegen stießen die beiden Streckenabschnitte unvermittelt aufeinander. Der Querschnitt bestand aus sieben Baumreihen, die die Breite von 40 Klaftern in acht Fuß- und Fahrwege aufgeteilt hätten. Günther ging in seinem orthogonalen Konzept sogar soweit, dass er den Lauf des Wienflusses diesem anpasste und auch den Donaukanalhafen diesbezüglich folgend anlegte. Entlang des Boulevards wurden in dem konzipierten, uniformen Raster quadratische Baublöcke angelegt, die unterschiedliche aber sehr ornamentale Grundrisse aufwiesen. Diese Blöcke dienten sowohl zu Wohnzwecken als auch zu öffentlichen Funktionen. Vor dem Abbruch der kaiserlichen Hofburg machte er genauso wenig halt und errichtete ein überaus monumentales Schlossgebäude westlich vom alten Standort. Er vereinigte darin einen Sommer- wie einen Winterpalast sowie das Hofschauspiel- und das Hofoperntheater. Trotz dieser utopischen Maßnahmen stellte er einen Bezug zu den Hofstallungen her, die er durch einzelne Bauten symmetrisch zu verdecken versuchte.
Im Bereich der Votivkirche setzte er sich ebenso über die Vorgabe des Universitätsgebäudes hinweg und gestaltete nach seinen Vorstellungen ein monumentales aber asymmetrisches Ensemble um den Gedächtnisbau als Gegenüber zum Stephansdom. Die geforderte Kaserne bildete er als L-förmigen Bau aus.
Laut dem offiziellen Motto müsste es einen Plan geben, der mit II. Wien nach 50 Jahren "Schönheit mein Ideal, mein Gesetz." betitelt sein sollte. Auf einem der beiden "Uebersichtspläne" steht auch zu lesen: "Zu den Concurs-Plänen mit den Mottos: "Besonnenheit, Entschlossenheit, Thatkraft." "Schönheit, mein Ideal, mein Gesetz.", womit bewiesen ist, dass der zweite Concurs-Plan sich nicht erhalten hat. Daher wissen wir nicht, wie sich Günther das Wien nach 50 Jahren vorgestellt hat. Auf jeden Fall geben die "Uebersichtspläne" darüber Auskunft.
Im Niveauplan stößt man, da es keine Denkschrift zum Wettbewerbsbeitrag gibt, auf einen weiteren Aspekt des Projektes. Zwischen der Coburg- und der Schottenbastei – dies hat mit den Niveauverhältnissen zu tun, nutzte er den Stadtgraben, um einen Tunnel anzulegen. Leider erschließt sich nicht, wofür er diesen vorgesehen haben mag, obschon durch die Führung – direkt entlang der Stadtmauer – darauf vermuten lässt, dass er mehr als Lager oder Infrastrukturtunnel zu nutzen gewesen wäre.[3]


Siehe auch:


Einzelnachweise

  1. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, STEF, Karton 2, Faszikel Nr. 6786/M.I. 627-1858
  2. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, Präsidialakte, Fasz. 119 ad11801/1858
  3. Zum Ringstraßenwettbewerb siehe: Harald R. Stühlinger, Der Wettbewerb zur Wiener Ringstraße, Birkhäuser, Basel 2015