Robert Scheu

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Robert Scheu auf einem Dachgarten in Prag, 1918
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Scheu, Robert
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. iur.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  7404
GNDGemeindsame Normdatei 117222879
Wikidata Q94806149
GeburtsdatumDatum der Geburt 11. Juli 1873
GeburtsortOrt der Geburt Schönau, Niederösterreich
SterbedatumSterbedatum 25. Jänner 1964
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Jurist, Journalist, Schriftsteller
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Adolf Loos (Portal), Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 21.05.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung  4. Februar 1964
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 64, Reihe 2, Nummer 18
BildnameName des Bildes RobertScheu1.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Robert Scheu auf einem Dachgarten in Prag, 1918

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Generalsekretär der Völkerbundliga in der CSSR
  • Pressechef der Österreichischen Friedensgesellschaft
  • Staatsbevollmächtiger von Sukzessionsstaaten

  • Wiener Ehrenmedaille (Verleihung: 27. Juni 1958, Übernahme: 23. September 1958)


Robert Scheu, * 11. Juli 1873 Schönau, Niederösterreich, † 25. Jänner 1964 Wien, Jurist, Journalist, Schriftsteller.

Biografie

Robert Scheu war der erste von zwei Söhnen des Ehepaars Emilie Karoline und Josef Franz Georg Scheu. Sein Vater, ein bekannter Komponist, und seine beiden Onkel Andreas Scheu und Heinrich Scheu waren frühe Protagonisten der Arbeiterbewegung.

Robert Scheu besuchte die Volksschule in der Grüngasse im 5. Wiener Gemeindebezirk, absolvierte das Akademische Gymnasium und studierte anschließend Jus an der Universität Wien; 1896 schloss er das Studium mit der Promotion ab. Von 1899 bis 1924 im k.k. österreichischen Handels-Museum tätig, entfaltete Scheu neben seinem Brotberuf eine umfassende schriftstellerische Tätigkeit. Er schrieb Theaterstücke – die frühesten, "Tote Götter" und "Waare", entstanden in Zusammenarbeit mit seinem Studienfreund Otto Stoessl –, Erzählungen sowie zahlreiche Aphorismen und Gedichte.

Von 1906 bis 1909 lieferte Scheu mehrere Aufsätze für die "Fackel" und war in engem Kontakt mit Karl Kraus. Zum 10-jährigen Bestehen der "Fackel" legte er die erste kleine Monographie über deren Herausgeber vor, in der er den Eindruck, den die erste Nummer in der Wiener Öffentlichkeit hinterließ, folgendermaßen beschrieb: "Eines Tages, soweit das Auge reicht, alles – rot. Einen solchen Tag hat Wien nicht wieder erlebt. War das ein Geraune, ein Geflüster, ein Hautrieseln! Auf den Straßen, auf der Tramway, im Stadtpark, alle Menschen lesend aus einem roten Heft… Es war narrenhaft."[1] Auch nach seiner eigenen Mitarbeit an der "Fackel" verfolgte Scheu Kraus' Arbeit und Entwicklung aufmerksam, wie an der Gedenkrede deutlich wird, die er am 8. Juli 1936 im Wiener Kulturklub für diesen hielt.

Ab 1911 verfasste er für den "Simplicissimus" und das "Prager Tagblatt" über zwei Jahrzehnte hinweg die satirische Politik-Kolumne "Chronik der Weltereignisse", die ihn auch im Ausland bekannt machte. Zu Scheus erweitertem Freundeskreis zählten wichtige Persönlichkeiten der Wiener Moderne, darunter Adolf Loos oder Hermann und Eugenie Schwarzwald. Seit der Übernahme des Teilnachlasses Robert Scheu durch die Wienbibliothek im Rathaus ist auch bekannt, dass Scheu einen regen Austausch mit Friderike Maria Zweig pflegte.

Scheu zeigte früh gesellschaftspolitisches Engagement. 1901 legte er ein demokratiepolitisches Programm unter dem Titel "Kulturpolitik" vor und gründete die dazugehörige Kulturpolitische Gesellschaft; außerdem leitete er mehrere Enqueten, etwa zur Mittelschulreform oder zum Eherecht. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er als Kriegsberichterstatter eingesetzt gewesen war, trat Scheu als Vermittler zur neu entstehenden Tschechoslowakei auf. Scheu engagierte sich danach in der Österreichisch-Tschechoslowakischen Gesellschaft sowie in der Österreichischen Friedensgesellschaft. Daneben beschäftigte er sich eingehend mit volkswirtschaftlichen Problemen, wie dem Waren-Clearing, der Valorisierung des Silbers oder der Bedeutung der Erdölförderung in Österreich. Bei der Nationalratswahl am 9. November 1930 trat er als Listenzweiter für die "Österreichische Volkspartei" (die in keiner Verbindung zur ÖVP der Zweiten Republik steht), an.

Robert Scheu war zweimal verheiratet – in erster Ehe mit Leopoldine Lazinka, ab 1962 mit Rosa Gizba –, blieb aber kinderlos. Die Stadt Wien zeichnete Scheu, der sich in seiner kulturellen und politischen Bedeutung nie genug gewürdigt sah, 1958 mit der Ehrenmedaille aus; im selben Jahr widmete sie ihm eine Ausstellung.

Werke

  • Robert Scheu und Otto Stoessl: Tote Götter. Ein Drama. Leipzig: R. Friese 1898
  • Robert Scheu und Otto Stoessl: Waare. Wiener Stück in drei Aufzügen. Leipzig: R. Friese 1898
  • Robert Scheu: Kulturpolitik. Wien: Wiener Verlag 1901
  • Robert Scheu: Der Staatsstreich. Burleske Posse mit Gesang in 5 Aufzügen. Wien: Verlag der Wage 1904
  • Robert Scheu: Karl Kraus. Geschrieben zum zehnten Jahrestag des Erscheinens der "Fackel". Wien: Jahoda & Siegel 1909
  • Robert Scheu: Alltag eines Fröhlichen. Humoresken. München: Langen 1913
  • Robert Scheu: Wanderung durch Böhmen am Vorabend der Revolution vom 20. Juli bis 20. Sept. 1918. Ein Quellenwerk der Zeitgeschichte. Leipzig: Ed. Strache 1919
  • Robert Scheu: Der Weg zum Lebenskünstler. Berlin: Ullstein 1927
  • Robert Scheu: In memoriam Karl Kraus. In: Die Glocke. Wiener Blätter für Kunst und geistiges Leben 2 (1936), Nr. 31 (1. Oktober), S. 4–12.
  • Robert Scheu: Narrenpost. Seltsame Geschichten und Humoresken. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1948
  • Robert Scheu: Sonnentränen. Wien: Europäischer Verlag 1960
  • Robert Scheu: Sonnentränen. II. Band. Wien: Europäischer Verlag 1961
  • Robert Scheu: Tausend Gedanken. Aphorismen. Wien: Europäischer Verlag 1962

Quellen

Literatur

  • Dietmar Goltschnigg [Hg.]: Karl Kraus im Urteil literarischer und publizistischer Kritik. Texte und Kontexte, Analysen und Kommentare. Bd. 1, 1892–1945. Berlin: Erich Schmidt Verlag 2015
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Lebendige Stadt. Almanach. Band 10. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1963
  • F. W.: Der Autor des Wortes "Kulturpolitik". Eine Robert-Scheu-Ausstellung in der Stadtbibliothek. In: Arbeiter-Zeitung, 25.06.1958, S. 7
  • Rathauskorrespondenz, 09.07.1953, 29.06.1958, 09.07.1963
  • Wiener Zeitung, 11.07.1948, S. 4


Robert Scheu im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Robert Scheu: Karl Kraus. Zum zehnten Jahrestag des Erscheinens der ‚Fackel‘ (1899–1909). Wien: Jahoda & Siegel 1909, S. 4–5