Rothneusiedl (Ort)

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Der Ort Rothneusiedl am Franziszeischen Kataster, 1818
Daten zum Objekt
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48° 8' 16.93" N, 16° 22' 58.23" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Rothneusiedl war eine selbstständige Ortsgemeinde, kam 1874 teilweise bei der Gründung des zehnten Bezirks Favoriten zu Wien, vollständig durch die Schaffung von Groß-Wien 1938. Seit 1954 ist Rothneusiedl ein Teil des 10. Bezirks und eine Katastralgemeinde.

Die in ihrem Kern an der Kreuzung der Liesingbachstraße mit der Himberger Straße gelegene Ansiedlung wird erstmals 1301 als "Newensidel" (nach Sylvia Petrin möglicherweise sogar schon 1217) urkundlich erwähnt.

Der Name (Neusiedl) deutet die Urbarmachung und Neubesiedlung an, die Farbe (Rot) hängt wohl mit dem rötlichen Lehmboden und der Ziegelerzeugung zusammen. Im Mittelalter befand sich der Ort zunächst im Besitz der Herren von Laa, 1318 trat ein Wernher von Laach die Erträgnisse seiner Güter an die Herren von Ebersdorf ab, die offenbar bis 1497 Besitzer geblieben sind. In diesem Jahr fiel der Ort aufgrund eines Prozesses, den die Ebersdorf verloren, an Sigismund Kreuzer, ab 1555 werden Angehörige der Familie Beck von Leobersdorf als Grundeigner genannt. 1604 kaufte Maximilian Brenner von Stübing den Ort, 1637 wird Elisabeth von Straub genannt, 1640 als Besitzer Julius Antonius Grappler von Trappenburg, 1660 ist Feldmarschall Ernst Graf Abensberg-Traun und 1662 der Reichshofratsagent Johann Graß nachzuweisen. Seine Witwe gab ihre Zustimmung, dass Konrad Balthasar Graf Starhemberg Rothneusiedl seinem Gut Konradswörth zugeschrieben wird.

1817 verkauften die Starhembergs Rothneusiedl an Michael Fink, 1820 kam es an J. Franz Freiherr Hagenmüller, der den Besitz allerdings noch im selben Jahr an den Hofpostmeister Josef Ritter von Vallyemare weitergab, dessen Sohn den Besitz 1832 erbte. 1845 kam Rothneusiedl an Bernhard Graf Rechberg-Löwenhaupt, dem nach der Bauernbefreiung (1848) neben dem Schloss noch ausgedehnte Grundflächen verblieben, die er bis 1870 behielt. Dass während der Revolution die Truppen des Banus Joseph Jellačić im Ort lagerten, führte zu größeren Unzukömmlichkeiten. 1872 ist (nach Zwischenbesitzern) der Holzhändler Moritz Hirschl alleiniger Besitzer; 1885 kam das Gut an Robert Herzfeld beziehungsweise später an seine Erben.

Um 1900 lebte die Bevölkerung größtenteils von Feldwirtschaft und Viehzucht, die Tschechen arbeiteten überwiegend in den Fabriken und Ziegeleien der Umgebung. Rothneusiedl kam teilweise bei der Gründung des Bezirks Favoriten (1873/1874) zum zehnten Bezirk, der Rest bei der nationalsozialistischen Stadterweiterung 1938 (gemeinsam mit den Restgebieten von Ober- und Unterlaa).

Rothneusiedler Kirche, Rothneusiedler Schloss.

Häuser

  • 1435: 17
  • 1476: 18
  • 1751: 18
  • 1783: 20
  • 1787: 19
  • 1794: 20
  • 1822: 21
  • 1830: 21
  • 1851: 24
  • 1869: 27
  • 1880: 30
  • 1890: 33
  • 1900: 35
  • 1910: 44
  • 1923: 57
  • 1934: 61
  • 1951: 71
  • 1961: 99
  • 1971: 428
  • 1981: 589
  • 1991: 733
  • 2001: 975

Einwohner

  • 1783: 120
  • 1794: 122
  • 1830: 110
  • 1832: 124
  • 1846: 120
  • 1851: 87?
  • 1869: 246
  • 1880: 279
  • 1890: 405
  • 1900: 501
  • 1910: 553
  • 1923: 532
  • 1934: 539
  • 1939: 541
  • 1951: 505
  • 1961: 579
  • 1971: 2.185
  • 1981: 1.930
  • 1991: 1.817
  • 2001: 2.265

Literatur

  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 42
  • Sylvia Patrin: Ein Ineditum Bischof Ulrichs II. von Passau. In: Unsere Heimat 38 (1967), S. 86
  • Topographie von Niederösterreich. 8 Bände. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1910, S. 257
  • Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, S. 189 ff. und Register

Bevölkerungsgeschichte