S. Canning Childs-Spital
48° 13' 0.01" N, 16° 20' 52.75" E zur Karte im Wien Kulturgut
Das S. Canning Childs-Spital (auch Childsspital; 9., Pelikangasse 15) wurde von 1929 bis 1938 betrieben. Nach der Enteignung am 28. März 1938 durch das Deutsche Reich und "Einweisung" in das Eigentum der Stadt Wien wurde es am 24. Jänner 1941 von der Wiener Privatklinik Gesellschaft mit beschränkter Haftung gekauft.
Gründung
Am 19. September 1929 erwarb die mit 17. Juli 1929 vom Bundeskanzleramt als Stiftungsbehörde bewilligte "S. Canning Childs Stiftung zur Erforschung und Behandlung innerer Krankheiten und des Krebses" das Objekt III des Wiener Sanatoriums Dr. Anton Loew in der Pelikangasse 13-15, in dem die Frauenheilanstalt des Sanatoriums Loew untergebracht war, die in der Monarchie für ihre moderne Entbindungsanstalt bekannt war.
Der Stifter war der am 2. April 1859 in Wakefield, Großbritannien, geborene und seit seinem sechsten Lebensjahr in Collingwood, New Jersey, USA lebende Samuel Canning Childs, der mit der Errichtung eines Filialnetzes von 288 Lebensmittelgeschäften in New Jersey und Philadelphia reich geworden war. Childs stiftete als großzügiger Philantropist nicht nur in Wien, sondern auch in seinem Geburtsort Wakefield und darüber hinaus in den USA Spitäler sowie zwei methodistische Kirchen. Insgesamt stiftete er in seinen letzten drei Lebensjahren rund 1,6 Millionen Dollar für die Errichtung von über 20 Spitälern. Er starb 1932 an seinem Wohnort (bestattet Harleigh Cemetery, Camden, Camden County, New Jersey, USA ).
Von 8. bis 13. Juli 1929 hielt sich Childs von Karlbad kommend im Grand Hotel in Wien auf, um am 12. Juli 1929 mit seinen Anwälten eine wohltätige Stiftung zur Errichtung des Spitals zu errichten. Als Direktor des Hauses auf Lebenszeit ernannte Childs Dr. Adolf Edelmann, den er in Karlsbad kennengelernt hatte. Edelmann (* 14. Februar 1885 Dzialoszyce, † 1939), der in Krakau und Wien Medizin studiert und 1911 in Krakau promoviert hatte, betrieb für eine Hälfte des Jahres in Wien eine Privatordination (19., Kreindlgasse 15), die andere Hälfte des Jahres in Karlsbad. Er arbeitete als Assistent von Carl von Noorden (1858-1944) und war später provisorischer Leiter einer Abteilung des Wilhelminenspitals bei Karel Frederik Wenckebach (1864-1940). Edelmann arbeitete im Bereichen Hämotologie, die Auswirkungen der Syphillis auf innere Organe, Metabolismus, Krankheiten des Magen-Darm-Traktes sowie der Chemotherapie. 1931 entdeckte er ein viertes, bis dahin unbekanntes Blutelement, die Kinetozyten.[1]
Bei der Prüfung durch die zuständige Magistratsabteilung 12 - Gesundheitsamt stieß man sich vor allem an der lebenslangen Berufung von Dr. Edelmann als Leiter und thematisierte in diesem Zusammenhang die Problematik der Leitung im Fall einer geistigen Erkrankung.
Enteignung
Die nach dem "Anschluss" vom Deutschen Reich enteignete und der Gemeinde Wien am 28. März 1938 "eingewiesene" Privatheilanstalt der S. Canning Childs Stiftung wurde am 10. März 1941 an die Wiener Privatklinik Gesellschaft m.b.H. verkauft. Am 14. Februar 1957 kam es im Zuge des Rückstellungsverfahrens zu einem Vergleich zwischen der Wiener Privatklinik und der früheren Eigentümerin, der nach dem Zweiten Weltkrieg wiedererrichteten und heute (2021) noch bestehenden S. Canning Childs-Stiftung.[2]
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv - Akten, A1: 698/90: Kaufvertrag. 18.01.1941: Alsergrund 2059: Kaufvertrag der Wiener Privatklinik-GesmbH.
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A41 - VEAV - Vermögensentziehungs-Anmeldeverordnung: 9. Bezirk, 388 - S. Canning Childs Stiftung
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 213, A4: A/48 - Aufgelassene Krankenanstalt: S. Canning Childs-Spital, 9., Pelikangasse 13 - 15, gegründet 1929
Einzelnachweise
- ↑ Wiener klinische Wochenschrift 44 (1931), S. 795.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A41 - VEAV - Vermögensentziehungs-Anmeldeverordnung: 9. Bezirk, 388 - S. Canning Childs Stiftung.