Sammlung Strauss-Meyszner (Bestände)

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zum Eintrag
Datum vonDatum (oder Jahr) von
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Johann Strauss (Sohn)
RessourceUrsprüngliche Ressource 
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 30.08.2024 durch WIEN1.lanm09se2

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Die Sammlung Strauss-Meyszner wurde 2001 von der Stadt Wien restituiert und befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus sowie im Wien Museum.

Bestandsgeschichte

Die Sammlung Strauss-Meyszner befand sich nach dem Tod von Johann Strauss (Sohn) im Besitz seiner dritten Ehefrau Adele Strauss. Nach ihrem Tod ging die Sammlung an ihre Tochter aus erster Ehe, Alice Meyszner, sowie an ihren Enkelsohn Hans Epstein. Nach dem "Anschluss" war Alice Meyszner massiven antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. Das antisemitische Kampfblatt "Der Stürmer" bezeichnete sie als "jüdische Erbschleicherin" und verlangte die Herausgabe der Sammlung. Im April 1939 suchte die Zentralstelle für Denkmalschutz beim Kulturhauptamt aufgrund von "Verdacht auf Verschleppung ins Ausland" um "Sicherstellung" der Sammlung an. Unter Druck überließ Meyszner im Juni 1939 die Sammlung "schenkungsweise" der Stadt Wien. Auch Epstein schloss sich dieser Entscheidung an.

1946 wurde die Sammlung als "entzogenes Vermögen" gemäß der Vermögensentziehungs-Anmeldungs-Verordnung angemeldet. Alice Meyszner war 1945 verstorben und hatte die Sammlung ihrer Nichte Ada Crespo de la Serna testamentarisch vermacht. Diese forderte 1947 die Rückstellung der Sammlung ein, die 1948 vom Wiener Gemeinderat anerkannt wurde. Crespo de la Serna stellte die Sammlung der Stadt Wien jedoch als Leihgabe zur Verfügung.

1951 wurden Verhandlungen durch den Kunsthändler Otto Kallir, der als Vermittler für die Erben der Sammlungen Strauss-Simon und Strauss-Meyszner auftrat, erneut aufgegriffen. Es wurde festgelegt, dass aus der Sammlung Strauss-Meyszner die Originalpartitur der Operette "Die Fledermaus" sowie weitere Autographe zurückgegeben bzw. zur Ausfuhr freigegeben werden sollten – im Gegenzug sollte die Stadt Wien den Großteil der Sammlung als Geschenk erhalten. Hans Epstein wurde das Manuskript des "Zigeunerbarons" ausbezahlt, Ada Crespo de la Serna erhielt jedoch kein Geld.

Durch Forschungen von externen Historikern im Jahr 1999 wurde der Wiener Rückstellungskommission ein Bericht über die Erwerbung der Sammlung Strauss-Meyszner und Strauss-Simon vorgelegt werden. Diese sprach 2001 die Empfehlung aus, die Sammlung Strauss-Meyszner den rechtmäßigen Erben von Ada Crespo de la Serna zu restituieren. Im Dezember 2001 konnte die Sammlung Strauss-Meyszner schließlich um 73 Millionen Schilling (ca. 5,3 Millionen Euro) von der Stadt Wien angekauft werden.

Inhalt

Die Sammlung Strauss-Meyszner zählt zu den bedeutendsten Sammlungen von Johann Strauss (Sohn). Die Wienbibliothek im Rathaus verwahrt daraus einige der wertvollsten Musikautographe des "Walzerkönigs", unter anderem die Partituren zu den Operetten "Indigo und die vierzig Räuber", "Carneval in Rom" und Strauss’ einzige Oper "Ritter Pásmán" sowie mehrere Musikhandschriften zur Tanzmusik. Nicht unbedeutend sind auch Skizzen und Entwürfe des Komponisten, wie die des Balletts "Aschenbrödel". Neben den Musikautographen sind auch die Erst- und Frühdrucke zu nennen, die beinahe vollständig die mit Opuszahl nummerierten Werke von Johann Strauss abbilden. Außerdem sind auch Abschriften und Bearbeitungen von Strauss' Werken in der Sammlung enthalten.

Zusätzlich zu den Musikalien befinden sich in der Sammlung über 1200 Korrespondenzen, inklusive knapp 100 Briefe, Post- und Vistenkarten von Johann Strauss. Unter den Verfassern der an Strauss oder an Adele Strauss gerichtete Briefe finden sich berühmte Namen wie Alexander Girardi, Eduard Hanslick, Erich Wolfgang Korngold, oder Victor Léon. Besonders hervorzuheben sind die knapp 90 Karikaturen, die von Johann Strauss gezeichnet wurden sowie eine Vielzahl an Konzertprogrammen von der Strauss-Familie und von Joseph Lanner.

Das Wien Museum, das 1939 wie die Wiener Stadt- und Landesbibliothek zu den Städtischen Sammlungen gehörte, besitzt mehr als 1400 Objekte der Sammlung Strauss-Meyszner. Dazu zählen unter anderem das Strauss-Porträt von Leopold Horowitz, Ölportraits von August Eisenmenger und Franz von Lenbach, eine Mamorbüste von Viktor Tilgner sowie Johann Strauss’ Totenmaske. Außerdem sind Johann Strauss’ Hausorgel und seine Geigenvitrine zu nennen.

Literatur

  • Christian Mertens / Gerhard Milchram / Michael Wladika [Hg.]: „In gutem Glauben erworben“. 25 Jahre Restitutionsforschung der Stadt Wien. Wien: Czernin 2024
  • Walter Obermaier [Hg.]: Johann Strauss ent-arisieret. Die Sammlung Strauss-Meyszner: Impulse für Forschung und Interpretation. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 2003 (Katalog der 242. Wechselausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek)
  • Peter Eppel / Christian Mertens: Die Restitution von Kunst- und Kulturgegenständen im Bereich der Stadt Wien 1998–2001. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 2002
  • Demokratiezentrum Wien: Maria Wirth: Die Verhandlungen über die Strauß-Sammlungen in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek