Spitalhaus
48° 12' 22.40" N, 16° 22' 15.88" E zur Karte im Wien Kulturgut
Spitalhaus, (1., Kärntner Straße 18, Donnergasse 2, Neuer Markt 3; Konskriptionsnummer 1046).
Das Spitalhaus am Neuen Markt
Die erste urkundliche Nennung eines Hauses auf diesem Grundstück stammt aus dem Jahr 1353. Damals tauschte es sein Besitzer, der Deutsche Orden, gegen ein anderes Gebäude, das dem Bürgerspital gehörte. Danach wurde es nach seinem neuen Eigentümer Spitalhaus oder Spitalkeller genannt. Das Bürgerspital betrieb hier einen Gasthof und vermietete einige Wohnungen. Da hier die Krenhändler (Kren = Meerrettich) ihre "Zöger" (strohgefochtene Tragen) aufbewahrten, wurde er auch "Zögerlkeller" genannt. 1675 wurde das bis dahin einstöckige Gebäude zu einem zweistöckigen Zinshaus umgebaut, 1781 erhielt es ein weiteres Stockwerk.
Im Jahr 1795 richtete der Kaffeesieder Josef Wirschmidt im Erdgeschoss sein Kaffeehaus ein, in dem das Rauchen ohne Einschränkung gestattet war und das sich daher bei Rauchern größter Beliebtheit erfreute. Während der Zögerlkeller 1840 aufgelassen wurde (die Krenhändler waren bereits 1816 vom Neuen Markt in die Seilerstätte versetzt worden), war das Café noch bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr gut besucht. Im 19. Jahrhundert hat sich das benachbarte Hotel Meißl & Schadn um dieses Gebäude erweitert.
1899 wurde das Haus nach Plänen von Franz Krauß und Josef Tölk neu errichtet. In diesem Gebäude befand sich das ebenfalls sehr beliebte Café Lebmann.
Das Haus blieb bis 1941 im Besitz des Bürgerspitalfonds und war somit eines der wenigen Häuser, das vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert immer denselben Besitzer hatte. Am 7. Mai 1941 wurde das Eigentumsrecht gemäß der Verordnung für die Einführung fürsorglicher Vorschriften im Lande Österreich auf die Gemeinde Wien übertragen. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Haus zerstört. Zuerst erlitt es am 12. März 1945 einen schweren Bombenschaden. Als dann am 11. April 1945 im Haus Kärntner Straße 14 ein Feuer ausbrach und auf die Nachbarhäuser übergriff, wurde es vollends zerstört. Nur der Abgang zu den alten Kellerräumen sowie diese Räume selbst blieben erhalten. Dort befand sich ein italienisches Restaurant ("Ristorante Capri"), das in der Ruine als Werkküchenbetrieb weitergeführt wurde. Das Café Lebmann, dessen Räumlichkeiten zerstört worden waren, übersiedelte in das Haus Schwarzenbergplatz 1. 1957 entstand an seiner Stelle das Hotel Europa.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Spitalkeller des Bürgerspitals
- Zögerlkeller
- Café Wirschmidt
- Café Lebmann
- Ristorante Capri
Quellen
Literatur
- Felix Czeike: Der Neue Markt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1970 (Wiener Geschichtsbücher, 4), S. 40 f.
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 1. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 41-43