48° 11' 54.86" N, 16° 22' 11.12" E zur Karte im Wien Kulturgut
Technische Universität (4., Karlsplatz 12-13).
Institution
Die Niederösterreichische Landesregierung reichte 1803 ein erstes Projekt für ein polytechnisches Institut ein, dessen Aufgabe neben Fabriksinspektion eine laufende Unterrichts- und Informationstätigkeit sein sollte. Erst 1813 wurde Johann Josef Prechtl (nach Bereitstellung der Mittel) mit der Suche nach einem geeigneten Gebäude betraut. Am 1. November 1815 begannen die Vorlesungen an der Universität und an der Theresianischen Akademie (Chemie, Physik, Mathematik, emprische Technologie), am 6. November nahm das "k. k. Polytechnische Institut" auf den ehemaligen Losyschen Gründen (Wieden), die man vom Bankier Sina erworben hatte, in den dort vorhandenen, für seine Zwecke renovierten Baulichkeiten den Betrieb auf, 1816-1818 entstand der Neubau. 1817 genehmigte Franz I. das "Organisationsstatut des polytechnischen Instituts".
Ab 1820 florierte das Institut, das sich inzwischen von der Universität gelöst und in Richtung einer praktisch-experimentellen Unterrichtsanstalt entwickelt hatte. 1835, 1839 und 1845 beteiligte sich das Institut, an den Gewerbeproduktenausstellungen. Während der Revolution 1848 geschlossen, kam das Polytechnikum Anfang der 1850er-Jahre unter militärische Leitung (1852 Genieoberst Christian Ritter von Platzer), die erst 1858 (nach interner Reorganisation) beendet wurde; nunmehr war das Kollegium an der Entscheidungsfindung beteiligt. 1865 wurde ein neues Organisationsstatut beschlossen, ein weiteres 1872 (der Unterrichtsbetrieb wurde wieder stärker der Universität angenähert), das endgültige schließlich 1875 (Festlegung der Grundzüge des heutigen Betriebs).
Am 10. April 1872 erfolgte die Erhebung zur Technischen Hochschule. 1878 wurden (nach juridischem Vorbild) Staatsprüfungen eingeführt, die erste Promotion (und damit die Gleichstellung mit der Universität) erfolgte erst 1902.
Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde der Studienbetrieb unterbrochen, 1916-1918 nahm das Gebäude ein Kriegshilfsspital (314 Betten) auf. 1918 wurde neu das Fach Hydrologie eingerichtet. In den 30er Jahren erlebte die Technische Hochschule eine Hochblüte (vor allem 1934 durch die Weltausstellung in Chicago). Nachdem die Nationalsozialisten 1938 27 Professoren und Assistenten aus politischen Gründen entlassen hatten, kam es bis 1945 zu einer Unterbrechung der Lehrtätigkeit. Im Zuge gezielter Reformen kam es unter anderem 1956 zur Schaffung einer Lehrkanzel für Atomtheorie und -physik. Am 1. Oktober 1975 erfolgte die Umbenennung in "Technische Universität".
Gebäude
Für das auf Anregung von Johann Josef Prechtl 1815 gegründete k. k. Polytechnische Institut wurde an der Stelle des Palais Losy von Losymthal 1816-1818 nach Plänen der Hofbaudirektion unter der Leitung von Joseph Schemerl von Leytenbach ein spätklassizistisches Gebäude errichtet, das 1836-1839 durch Zubauten nach Plänen von Joseph Stummer (östlicher und westlicher Quertrakt im ersten Hof, Mitteltrakt zwischen erstem und zweitem Hof [Aufstockung ab 1867], westliche Seiten- und südliche Panigltrakt [Aufstockung beider 1894]) erweitert wurde; damals wurde auch (nach Plänen von Peter Nobile, 1819) der Festsaal vollendet (er blieb seit der Enthüllung von Kliebers Kaiserdenkmal [19. April 1842] im wesentlichen unverändert). 1866 wurde ein Astronomie-Observatorium eingerichtet. 1897/1898 wurde auf das Gebäude das oberste Stockwerk aufgesetzt; nach dem Bau des Trakts in der Gußhausstraße (Eröffnung 1904) erfolgte (nach der Einlösung von vier Häusern) als letzte Erweiterung durch Karl König der Zubau Karlsplatz Karlsgasse-Paniglgasse (Eröffnung 1909), womit die Fassade am Karlsplatz ihr heutiges Aussehen erhielt.
Künstlerische Ausgestaltung
- Am Haupteingang: Portikus mit ionischer Säulenordnung und einer Statuengruppe von Joseph Klieber (Genius Österreichs, unterstützt von Minerva, umgeben von Repräsentanten der Künste und Gewerbe).
- In der Aula: Pietà für die Opfer des Zweiten Weltkriegs von Franz Barwig (1965).
- Im Durchgang: Bronzeporträts der Techniker Alexander Meissner, Hans Jüptner, Viktor Kaplan und Rudolf Saliger (1964/1965).
- Vor dem Gebäude: (im Resselpark) wurden am 4. November 1903 Acht Technikerhermen aufgestellt.
Auf den ehemaligen Freihausgründen (4., Wiedner Hauptstraße 8-10) entstand nach Plänen der Architekten Arge Dahinden, Gieselmann, Marchart, Moebius & Partner ein Institutsneubau, in den auch die neue Bibliothek der Technischen Universität integriert wurde.
Quellen
Literatur
- Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 297 ff. (detaillierte Baubeschreibung)
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993 , S. 159 ff.
- R. H. Kastner: Die Geschichte der Technik. 1965
- Festschrift, 150 Jahre Technik in Wien 1815-1965. 3 Bde., 1965
- Hedwig Gollob: Geschichte der Technik. 1964
- Die k. k. Technik in Wien 1815-1915. Gedenkschrift 1915
- Festschrift zur Eröffnung des neuen Gebäudes der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Wiens. In: Biblos-Schriften 145, 1988
- Mario Schwarz: Die Baugeschichte des Festsaales der Technischen Hochschule in Wien. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. Hg. vom Österreichischen Bundesdenkmalamt. Horn/Wien: Berger / Wien/München: Schroll 28 1974, S. 29 ff.
- Harald Sterk: Bauen in Wien. Das letzte Jahrzehnt 1976 bis 1986. Wien: Herold 1986, S. 124 f.
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 151 ff.
- 175 Jahre Technische Universität. In: Bfm.-Abh. 28.03.1990)
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 239 f.