Tuchlauben 11
48° 12' 37.16" N, 16° 22' 13.37" E zur Karte im Wien Kulturgut
1., Tuchlauben 11 (Konskriptionsnummern 435, 436 und 437), Kleeblattgasse 2.
Das Haus trägt an der Hauswand im ersten Stock ein aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammendes Relief und wurde aus drei Gebäuden zusammengebaut.
Haus Stadt 435
Haus A
Dieses Gebäude wird erstmals 1438 erwähnt.
Haus B
1439 wird dieses Haus erstmals erwähnt. Nach 1460 wurde es an den Bürgermeister Jakob Starch verkauft, der es bereits im folgenden Jahr an den Kramer Conrat Pinter, der bereits Haus A basaß weiterverkaufte.
Ab dem Jahr 1505 werden beide Häuser als ein Haus ausgewiesen. Am 2. Jänner 1837 kaufte der Kämmerer und niederösterreichische Regimentsrat Felix Freiherr von Sala auf Stollberg, der bereits im Besitz der Häuser Stadt 436 und Stadt 437 war, das Haus. Er ließ alle drei Häuser niederreißen und ein neues Haus erbauen.
Haus 436
Auch dieses Haus wird erstmals 1439 erwähnt. Anfang des 16. Jahrhunderts fiel ein Hausanteil mangels Erben an die Stadt. Diese verkaufte ihn 1535 wieder. 1585 erbte der Taschner Christoph Felber zuerst die eine Hälfte, danach auch die zweite. Auf ihn dürfte der Schildername des Hauses “Zum grünen Felberbaum“ zurückzuführen sein.
Am 5. November 1836 kaufte Felix Freiherr von Sala auf Stollberg das Haus und ließ es bald darauf niederreißen.
Haus 437
Das Haus wird erstmals im 15. Jahrhundert im Zuge eines Erbschaftsstreits, in den sogar Kaiser Friedrich III. eingriff, erwähnt. Am 22. November 1458 teilt der Kaiser dem Bürgermeister, Richter und Rat der Stadt zu Wien mit, dass er beide Parteien “auf den Montag nach der heiligen dreier Künig tag schierist kunftigen“ (8. Jänner 1459) vorgeladen habe und befiehlt ihnen, in der Sache nichts zu verfügen, sondern sie “angestern“ zu lassen. Die Entscheidung des Kaisers ist nicht bekannt, 1466 steht jedoch der neue Besitzer fest. Danach kam das Haus in den Besitz des Kaisers selbst.
Vor 1539 kam das Haus aus landesfürstlichem Besitz durch Kauf an den Wiener Bürger Hanns Kleplat den Älteren und dessen Gattin Anna. 1668 kaufte der Regent des Regiments der niederösterreichischen Lande, Dr. Maximilian Sala, das Haus. Von diesem Zeitpunkt an blieb es im Familienbesitz der inzwischen in den Freiherrnstand erhobenen Familie Sala, bis es von Felix Freiherr von Sala auf Stollberg, der auch die Nachbarhäuser Stadt 435 und 436 gekauft hatte, zusammen mit diesen abgetragen und durch einen Neubau ersetzt wurde.
1715 wohnte in diesem Haus der Hofstukkator Santino Bussi, der 1730 bis 1732 den prunkvollen Hochaltar bei St. Peter gestaltete. Laut Totenbeschauprotokoll von St. Stephan starb hier auch sein fünf Monate alter Sohn Johann.
Das Haus, dessen Fassade ein steinernes Kleeblatt, eine Marienstatue mit Jesuskind und eine Sonnenuhr schmückte, befand sich auch der bekannte Keller "Zum steinernen Kleeblatt", in dem auch Wolfgang Amadeus Mozart und Metastasio verkehrt haben sollen.
Neubau
An Stelle der drei alten Häuser wurde laut Harrer (Paul Harrer: Wien, seine Häuser; abweichende Darstellung von Felix Czeike siehe Zum steinernen Kleeblatt) vor 1843 von Felix Freiherr von Sala auf Stollberg ein Neubau errichtet. Am 15. September 1846 erwarb der bürgerliche Kleidermacher Josef Gunkel, der berühmte Schneider des Vormärz, das Haus. Am 8. Mai 1890 wurde eine Haushälfte an Moritz von Kuffner verkauft. Mit Datum des 1. März 1939 wurde diese Haushälfte durch eine Verfügung der Polizeileitstelle dem Auswanderungsfond Wien einverleibt. Am 1. Juni 1941 wurde auch das übrige Haus beschlagnahmt. 1947 wurden (nebst zwei neuen Besitzern) wieder die ursprünglichen Eigentümerfamilien als Besitzer eingetragen.
Von seiner Gründung 1903 bis zur Auflösung 1938 war in diesem Haus der Sitz des Wiener Frauenklubs.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 2. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 274-281