VS Amalienstraße 31-33
48° 11' 29.16" N, 16° 16' 31.18" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die VS Amalienstraße 31-33 war eine öffentliche Volksschule im 13. Wiener Gemeindebezirk, Hietzing.
Schulanfänge und -ausstattung
Im Jahr 1913 wurde ein Schulbau für die Unterbringung einer Doppelvolksschule in der Amalienstraße 31-33. Das Schulgebäude bestand aus je einem zweistöckigen Trakt gegen die Franz-Boos-Gasse, Amalienstraße und einer unbenannten Fußgängergasse, ferner aus zwei ebenerdigen Turnsaaltrakten gegen den Hietzinger Kai, welche einen Spiel- und Turnplatz einschlossen. Der Bau wurde im Jänner 1913 begonnen und im November desselben Jahres vollständig fertiggestellt.
Das Schulhaus enthielt 23 Lehrzimmer mit eigenen Kleiderablagen, vier Lehrmittelzimmer, zwei Kanzleien, zwei Lehrzimmer, zwei Turnsäle mit je einer Kleiderablage und zwei Schulwartwohnungen. Drei Klassenzimmer, jeweils eins in jedem Stockwerk, waren so angelegt, dass sie, je nach Bedarf, von der Knaben- oder von der Mädchenschule benützt werden konnten. Im Keller befanden sich Räume für eine Schulküche, für die Ausspeisung armer Schulkinder und für ein Schulbad, weiters im Dachgeschosse eine Lehrwerkstätte. Die Lehrzimmer lagen teils südseitig gegen die Amalienstraße teils mit Rücksicht auf die geringe Breite der Seitengassen gegen den Hof. Die gesamten Kosten betrugen rund 700.000 Kronen.
Im ersten Schuljahr 1913/1914 wurde die Knabenvolksschule vom provisorischen Leiter Franz Streicher geleitet. Die Schule führte acht Klassen mit 358 Schülern, wovon 341 römisch-katholisch waren, ein Schulkind altkatholisch, neun protestantisch und sieben jüdisch. Die Mädchenvolksschule stand unter der provisorischen Leitung von Johann Preisenhammer und führte acht Klassen mit 362 Schülerinnen, wovon 346 römisch-katholischer, ein Kind altkatholischer, neun protestantischer und sechs jüdischer Konfession waren.
Erster Weltkrieg
Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges mussten beide Volksschulen im ersten Schul- und Kriegsjahr 1914/1915 ihre schulischen Räumlichkeiten verlassen, weil diese vom Militär belegt wurden. Sie kamen im Schulgebäude Hietzinger Hauptstraße 166 unter. Ebenfalls hier untergebracht war die Schule Feldmühlgasse 26. Hier erhielten die Schulkinder aus den drei Schulen Wechselunterricht. Aus dem Lehrkörper waren bereits fünf männliche Lehrkräfte aus der Knabenvolksschule eingerückt, bei zwei Personen wurde bereits vorausschauend vermerkt, dass sie Ende Oktober einrücken würden.
Während der Kriegsjahre blieb die Zahl der Schüler relativ konstant, während die Zahl der Schülerinnen um fast ein Drittel zurückging:
Volksschule für Knaben:
- 1914/1915: fünf Klassen mit 256 Knaben
- 1915/1916: fünf Klassen mit 242 Knaben
- 1916/1917: fünf Klassen mit 272 Knaben
- 1917/1918: sechs Klassen mit 257 Knaben
Volksschule für Mädchen:
- 1914/1915: sechs Klassen mit 286 Mädchen
- 1915/1916: fünf Klassen mit 321 Mädchen
- 1916/1917: fünf Klassen mit 222 Mädchen
- 1917/1918: fünf Klassen mit 193 Mädchen
Erste Republik und Februar 1934
Ab dem Schuljahr 1930/1931 wurden in der Amalienstraße 31-33 Mädchenhauptschulklassen (frühere Bürgerschule vor dem Hauptschulgesetz von 1927) geführt. Es ist stark anzunehmen, dass diese aus der Hietzinger Hauptstraße 166 übersiedelten, da zum gleichen Zeitpunkt dort keine Mädchenhauptschulklassen mehr geführt wurden.
Im Schuljahr 1933/1934 stand die Mädchenhauptschule unter der provisorischen Leitung von Elsa Moschnitschka. Unter den insgesamt 296 Schülerinnen besuchten zu diesem Zeitpunkt noch 15 jüdische Schulkinder die acht Klassen. Als Fremdsprache stand noch Französisch auf dem Lehrplan. Die Doppelvolksschule wurde von Oberlehrerin Pauline Jarolin geleitet. Hier wurden je vier Knaben- und vier Mädchenklassen geführt. Die Gesamtzahl der Volkschülerinnen und -schüler betrug 261, unter denen sich elf jüdische Schulkinder befanden.
Vor dem Hintergrund der bürgerkriegsähnlichen Ereignisse im Februar 1934 blieben die Schulen vom 13. bis einschließlich 17. Februar 1934 geschlossen. Einen Wechsel in der Schulleitung erfolgte im darauffolgenden Schuljahr, als Anna Plank laut Dekret vom 20. August 1934 (Zahl 700/1934) ab 12. September 1934 zur Direktorin der Mädchenhauptschule bestellt wurde. Auch Wilhelm Nussbaum wurde laut Dekret vom 12. September 1934 (Zahl I-6286/1934) ab 15. September 1934 bestellt und übernahm die provisorische Leitung der Doppelvolksschule.
NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden Zimmer von kriegsbedingten Organisationen und Körperschaften in Anspruch genommen. So war die Knabenhauptschule Hietzinger Hauptstraße 168 ab dem Schuljahr 1942/1943 im Schulgebäude Amalienstraße 31-33 untergebracht. Neben der französischen Sprache wurde nun auch Englisch in der Hauptschule unterrichtet, ab dem Schuljahr 1943/1943 dann nur noch Englisch. Der Turnsaal wurde vom NSDAP-Kreis VI sowie vom Bund deutscher Mädel (BDM) mitbenützt.
Die Doppelvolksschule schien nur noch im ersten Kriegsjahr 1939/1940 mit zwei Knabenklassen, fünf Mädchenklassen und einer gemischten Klasse (Gesamtzahl: 183) in der Amalienstraße auf. Dafür wurden ab dem Schuljahr 1943/1944 eine Knabenhauptschulklassen geführt, die wohl aus einer anderen Schule umgeschult wurden. Aber auch die verbleibenden beiden Hauptschulen wurden 1944 stillgelegt, wohl weil das Schulgebäude durch Bomben nicht mehr benützbar war.
Die Knabenhauptschule wurde am 15. März 1944 stillgelegt. Die Mehrzahl der Schulkinder befand sich im KLV-lager Neukirchen am Großvenediger. Die Mädchenhauptschule wurde am 28. April 1944 stillgelegt. Hier befanden sich die Schulkinder in Zell am See.
Die Entwicklung der ohnehin schon geringen Zahl an Schülerinnen und Schüler ist aufgrund der fehlenden Angaben schwer nachvollziehen:
Mädchenhauptschule
- 1939/1940: sieben Klassen mit 195 Mädchen
- 1940/1941: Keine Angaben
- 1941/1942: Keine Angaben
- 1942/1943: fünf Klassen mit 152 Mädchen
- 1943/1944: vier Klassen mit 177 Mädchen
- 1944/1945: Keine Angaben (da Stilllegung)
Knabenhauptschule
- 1943/1944: fünf Klassen mit 177 Knaben
- 1943/1944: Keine Angabe (da Stilllegung)
Gegenwart
Bis 1986 wurde die Schule als Hauptschule geführt.[1] Heute befindet sich an dieser Adresse eine Berufsschule, die für die Lehrberufe Allgemeiner Einzelhandel, Feinkostfachverkauf, Lebensmittelhandel sowie Uhren- und Juwelenberatung ausbildet.
Quellen
- Georeferenzierter Kriegsschädenplan von 1946 in Wien Kulturgut
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schulpläne, P13/4 – Amalienstraße, Ober-St.-Veit
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtschulrat, A9/1 – Standesausweise: Öffentliche Schulen 1916-1945
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtschulrat, B4 – Standesausweise 1876-1915
- Verwaltungsbericht der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1913. Bericht des Bürgermeisters Dr. Richard Weiskirchner. Wien: Gerlach & Wiedling, Buch und Kunstverlag 1914, S. 406