VS Auhofstraße 49
48° 11' 22.45" N, 16° 17' 5.50" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die VS Auhofstraße 49 ist eine öffentliche Volksschule im 13. Wiener Gemeindebezirk, Hietzing.
Schulanfänge in Unter-St.-Veit
Ein ersten Schulhaus wurde in Unter-St.-Veit in den Jahren 1871/1872 errichtet. Die Gemeinde erwarb die Gebäulichkeiten an der heutigen Auhofstraße 49, Feldmühlgasse 24-26, welche nach einigen Umbauarbeiten im Herbst 1872 in Benützung genommen werden konnten.[1]
Neubau 1894
Im Jahr 1894 wurde ein neues Schulgebäude für die Unterbringung einer Doppelvolks- und Doppelbürgerschule an der gleichen Adresse erbaut. Für den Neubau auf dem der Gemeinde Wien gehörigen Grund musste vorerst das alte, als Schul- und Armenhaus adaptierte Gebäude abgerissen werden.[2]
Das neue, dreistöckige Gebäude enthielt 20 Lehrzimmer, zwei Zeichensäle, wovon der eine zugleich als Arbeitssaal diente, zwei Aufnahme und zwei Lehrmittelzimmer sowie eine Schulwartwohnung. Im einstöckigen Hoftrakt befanden sich die beiden Turnsäle samt den Garderoben. Im Schulhaus war eine Niederdruckdampfluftheizung eingerichtet, von welcher aus die Lehrzimmer, Stiegen und Gänge mittels im Keller befindlicher Heizkammern, die Aborte mittels örtlicher Heizkörper erwärmt wurden. Da es in der Auhofstraße zu diesem Zeitpunkt noch keine Kanalisation gab, wurde für die Aborte ein Desinfektionssystem eingerichtet, wobei die Fäkalien in eigens konstruierten Tonnen gesammelt, desinfiziert und sodann weggeführt wurden. Mit Rücksicht auf seine doch verhältnismäßig isolierten Lage wurde das Gebäude mit einem Blitzableiter versehen. In dem Garten des anstoßenden, ebenfalls der Gemeinde Wien gehörigen Hauses (Auhofstraße 47) wurde ein vom Turnsaal zugänglicher Sommerturnplatz hergerichtet, welcher im Winter als Eislaufplatz angedacht war.
Im Jahr 1896 gehörten zum Schulsprengel der Doppelvolksschule Auhofstraße 49 alle Häuser zwischen der k.k. Kaiserin-Elisabeth-Bahn, der Zehetnergasse und dem Wienfluss im Norden, der Steckhovengasse, Eitelbergergasse und Lainzer Straße im Osten, einer damals noch unbenannten, von der Lainzer Straße abzweigenden Gasse sowie der Veitingergasse im Süden und der Testarellogasse im Westen. Zu diesem Zeitpunkt besuchten 168 Schüler und 166 Schülerinnen die Doppelvolksschule, die von Oberlehrer Johann Rieder geleitet wurde. Der Schulsprengel der in der Auhofstraße 49 untergebrachten Bürgerschule umfasste die ehemaligen Vororte bzw. nunmehr Bezirksteile Unter-St.-Veit, Ober-St.-Veit, Hacking, Hütteldorf, Baumgarten und Lainz. Zu diesem Zeitpunkt besuchten 231 Schüler und 224 Schülerinnen die Doppelbürgerschule, die von Direktor Josef Kreibich geleitet wurde.
Obwohl der Gebäudekomplex von Beginn an die Adresse Feldmühlgasse 26 einschloss, wurde erst ab dem Jahr 1900 eine Schule unter dieser Adresse geführt. Während die Doppelbürgerschule unter der Leitung von Josef Kreibich sowie die Doppelvolksschule unter der Leitung von Johann Rieder zuvor beide an der Adresse Auhofstraße 49 gelistet waren, erfolgte die räumliche Trennung nach Geschlechtern zum gleichen Zeitpunkt wie die Systemisierung des Lehrstatus, und zwar ab dem Schuljahr 1899/1900: Ab sofort wurde die Volks- und Bürgerschule für Mädchen in der Feldmühlgasse 26 gelistet, während die Volks- und Bürgerschule für Knaben weiterhin in der Auhofstraße 49 zu finden war.[3]
Erster Weltkrieg
Bereits im ersten Schul- und Kriegsjahr mussten die Knabenschulen wegen militärischer Einquartierung aus ihren schulischen Räumlichkeiten weichen und kamen zuerst in der benachbarten Mädchenvolks- und Bürgerschule Feldmühlgasse 26 unter. Im darauffolgenden Jahr waren die Bürgerschulknaben im Schulgebäude VS Steinlechnergasse 5-7, die Bürgerschulmädchen sowie alle Volksschulkinder in der VS Hietzinger Hauptstraße 166 untergebracht. Im letzten Schul- und Kriegsjahr 1917/1918 konnten die Schulkinder wieder in ihr eigenes Gebäude zurückkehren. Nun waren die Mädchen aus der Feldmühlgasse 26 hier untergebracht. In einem Lehrzimmer befanden sich außerdem die Brotkommissionen Nr. 2 und 20. Die Funktion als Religionssammelstelle für den evangelischen (Augsburger Bekenntnis) und den jüdischen Religionsunterricht behielten die beiden Bürgerschulen in den Schuljahren 1914/1915, 1915/1916, 1916/1917 (in letzterem nur noch für den evangelischer Religionsunterricht). Die fachliche Fortbildungsschule für Kleidermacherinnen wurde in den ersten beiden Schul- und Kriegsjahren als existent angegeben. Während der Kriegsjahre gingen alle Schülerinnen- und Schülerzahlen stark zurück:
Bürgerschule für Knaben:
- 1914/1915: fünf Klassen mit 207 Knaben
- 1915/1916: fünf Klassen mit 220 Knaben
- 1916/1917: fünf Klassen mit 225 Knaben
- 1917/1918: vier Klassen mit 197 Knaben
Volksschule für Knaben:
- 1914/1915: fünf Klassen mit 250 Knaben
- 1915/1916: fünf Klassen mit 241 Knaben
- 1916/1917: drei Klassen mit 153 Knaben
- 1917/1918: zwei Klassen mit 79 Knaben
Bürgerschule für Mädchen:
- 1914/1915: fünf Klassen mit 223 Mädchen
- 1915/1916: fünf Klassen mit 222 Mädchen
- 1916/1917: fünf Klassen mit 153 Mädchen
- 1917/1918: drei Klassen mit 142 Mädchen
Volksschule für Knaben:
- 1914/1915: fünf Klassen mit 210 Mädchen
- 1915/1916: fünf Klassen mit 223 Mädchen
- 1916/1917: vier Klassen mit 178 Mädchen
- 1917/1918: fünf Klassen mit 157 Mädchen
Februar 1934
Im Schuljahr 1933/1934 standen die Knabenhauptschule (frühere Bürgerschule für dem Hauptschulgesetz 1927) sowie die Knabenvolksschule Auhofstraße 49 unter der gemeinsamen provisorischen Leitung von Julius Kretschmer. Zu diesem Zeitpunkt besuchten noch zehn jüdische Knaben die Hauptschule (in sechs Klassen mit insgesamt 221 Schulkindern) sowie elf jüdischen Knaben die Volksschule (in vier Klassen mit insgesamt 150 Schülern. Die Mädchenhauptschule führte sechs Klassen mit 224 Schülerinnen, wovon 21 jüdisch waren. Die Mädchenvolksschule führte vier Klassen mit 146 Mädchen, wovon 20 jüdisch waren. Als Fremdsprache stand noch Französisch auf dem Lehrplan. Die Mädchenschule wurden von Emilie Beier geleitet. Vor dem Hintergrund der bürgerkriegsähnlichen Ereignisse im Februar 1934 blieben die Schulen vom 13. bis einschließlich 17. Februar 1934 geschlossen. Ein Wechsel in der Schulleitung ist in der Knabenschule ab dem Schuljahr 1934/1935 festzustellen, da Viktor Holwarth als Direktor die Leitung der beiden Knabenschulen übernahm. Die Mädchenvolks- und Bürgerschule wurden nach wie vor von Emilie Beier geleitet.
NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden Zimmer von kriegsbedingten Organisationen und Körperschaften in Anspruch genommen. So wurde spätestens die Mädchenhauptschule ab dem zweiten Schul- und Kriegsjahr 1940/1941 im Schulgebäude Hietzinger Hauptstraße 168 untergebracht, da das eigene Gebäude vom Militär belegt wurde. Von der Haupt- und Volksschule für Knaben Auhofstraße 49 sowie von der Mädchenvolksschule Feldmühlgasse 26 liegen nur noch für das Schuljahr 1939/1940 Standesausweise vor, für die Mädchenhauptschule ein Jahr länger. Der Schluss liegt nahe, dass die Schulkinder auf andere Schulgebäude verteilt wurden. Im Handbuch Reichsgau Wien aus dem Jahr 1941 werden beide Mädchenschule noch in der Feldmühlgasse 26 angegeben.[4]
Knabenhauptschule (Auhofstraße 49): sechs Klassen mit 173 Knaben (1939/1940)
Knabenvolksschule (Auhofstraße 49): vier Klassen mit 131 Knaben (1939/1940)
Mädchenhauptschule (Feldmühlgasse 26): fünf Klassen mit 144 Mädchen (1939/1940), sieben Klassen mit 251 Mädchen (1940/1941)
Mädchenvolksschule (Feldmühlgasse 26): vier Klassen mit 139 Mädchen (1939/1940)
Laut dem Kriegsschädenplan (um 1946) hat das Schulgebäude auch Bombentreffer abbekommen.
Gegenwart
Heute ist die GEPS 13 eine Halbtagsvolksschule mit zehn Stammklassen. In einer GEPS ("Global Education Primary School") werden sämtliche Klassen ab der 1. Schulstufe von insgesamt zwei "Native Speaker Teacher" unterrichtet. Dies geschieht im Teamteaching mit der klassenführenden Lehrerin. Die Arbeitssprache ist dabei Englisch. Je nach Schulstufe werden drei bis fünf Wochenstunden hierfür benützt. Darüber hinaus werden romanische Sprachen mit unverbindlichen Übungen in Spanisch und Italienisch sowie ein globales Denken von verschiedenen Kulturen und Geschichte gefördert. Religionsunterricht erfolgt für Kinder mit römisch-katholischem, evangelischem oder islamischem Glaubensbekenntnis. Jede Klasse ist mit je zwei Computern ausgestattet. Es gibt eine Schulbibliothek, einen Kreativraum, Schulhof und Spielplatz.
An der Adresse Feldmühlgasse 26 befindet sich heute die private Friedrich Eymann-Waldorfschule.[5]
Quellen
- Georeferenzierter Kriegsschädenplan von 1946 in Wien Kulturgut
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtschulrat, A9/1 – Standesausweise: Öffentliche Schulen 1916-1945
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtschulrat, B4 – Standesausweise 1876-1915
- Verwaltungsbericht der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien in den Jahren 1894-1896. Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lieger. Wien: Wilhelm Braumüller, k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1898, S. 567-568
- Verwaltungsbericht der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien in den Jahren 1889-1893. Bericht des Bürgermeisters Dr. Raimund Grübl. Wien: Wilhelm Braumüller, k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1895, S. 606
Einzelnachweise
- ↑ Blog Ober-St.-Veit von Josef Holzapfel: Chronik des Schulwesens in Ober- und Unter St. Veit [Stand: 06.08.2022]
- ↑ Blog Ober-St.-Veit von Josef Holzapfel: Die Volksschulen in Ober St. Veit und Umgebung [Stand: 06.08.2022]
- ↑ Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch 1900, S. 354
- ↑ Handbuch Reichsgau Wien 1941, S. 828
- ↑ Website Waldorfschulen Hietzing