VS Simoningplatz 2
48° 10' 47.68" N, 16° 25' 13.37" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die Volksschule Simoningplatz 2 ist eine öffentliche Volksschule im 11. Wiener Gemeindebezirk, Simmering.
Schulgründung und Schulausbau
Im Jahr 1882 wurde ein neues Schulgebäude nach Plänen des Simmeringer Baumeisters Hans Schneider in der Meichlstraße Konskriptionsnummer 512 eröffnet. Das Schulgebäude enthielt 16 Lehrzimmer und sollte eine Knaben- und Mädchenvolksschule beherbergen. Die feierliche Eröffnung fand am 1. September 1883 statt.
Gleich zu Beginn griffen andere Schuleinrichtungen auf das neu erbaute Schulgebäude zurück. Im Schuljahr 1882/1883 übersiedelten zwei Knabenklassen aus der Braunhubergasse 3 in die neu erbaute Schule in der Meichlstraße. Da jene beiden Klassen unter der Leitung des Oberlehrers Kirchenhofer verblieben, war diese Übersiedelung eine rein räumliche (und keine organisatorische) und erfolgte wohl nur aus Platzgründen.
Mit Gemeinderatsbeschlusses vom 21. März 1902 wurde das Projekt für den Zubau eines Turnsaaltraktes zum Volksschulgebäude in der Meichlstraße genehmigt. Die Bauarbeiten wurden am 1. Juli 1902 begonnen und am 1. Oktober des gleichen Jahres vollendet. Der alte, zu kleine Turnsaal wurde durch Unterteilung in der Höhe des Erdgeschoßfußbodens zu einem geräumigen Kellerraum und einem Lehrzimmer adaptiert. Der neue Turnsaaltrakt enthielt einen Turnsaal und einen Ankleideraum und stand mit dem Schulgebäude durch einen Glasgang in Verbindung.
Im Jahr 1904 wurden während der Sommerferien das links vom Eingang gelegene Konferenzzimmer und das Lehrmittelzimmer zu einem Lehrzimmer adaptiert und aus der nicht isolierten, rechts vom Eingang gelegenen Schulleiterwohnung ein Konferenz-, ein Lehrmittel- und ein Lehrzimmer geschaffen. Erst in den Jahren 1914/1915 erfolgte die Änderung Volksschulnamens. Ab diesem Zeitpunkt befand sich die Volksschule nicht mehr in der Meichlstraße 512, sondern am Simoningplatz 2.
Entwicklungen bis 1914
Im Jahr 1891/1892 leitete Vincenz Happich die Knaben- und Mädchenvolksschule, die sechs Knabenklassen mit 359 Schülern und fünf Mädchenklassen mit 328 Schülerinnen führte. Die Konfessionsverteilung unter den Schulkindern war ziemlich heterogen. Neben drei evangelischen und vier jüdischen Kindern gehörten alle anderen der römisch-katholischen Konfession an. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs besuchten 448 Knaben in acht Klassen und 317 Mädchen in sechs Klassen die Schule am Simoningplatz 2.
Erster Weltkrieg
Seit Kriegsbeginn befand sich die Mädchenvolksschule Pachmayergasse 6 im Schulgebäude Simoningplatz 2. Aufgrund des daraus resultierenden Platzmangels erhielten alle Schulkinder aus beiden Schulhäusern Wechselunterricht bis zum Ende des Krieges. Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler sank während der Kriegsjahre vergleichsweise in geringem Ausmaße. Im Jahr 1914/1915 besuchten noch 405 Knaben in acht Klassen und 317 Mädchen in sechs Klassen die Schule Simoningplatz 2. Im Jahr 1918/1919 waren es noch 359 Knaben und 282 Mädchen.
NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg
In der NS-Zeit musste die Schule ihre Räumlichkeiten wie vielerorts üblich nationalsozialistischen Organisationen bereitstellen. So wurde der Turnsaal wöchentlich durch den Bund deutscher Mädel sowie durch die Gefolgschaft 24 des HJ-Bannes 504 mitbenützt.
Aufgrund der Kriegsereignisse des Zweiten Weltkriegs musste die Knabenmädchenvolksschule Simoningplatz 2 im Schulgebäude der Knabenmädchenhauptschule Pachmayergasse 6 unterkommen, da das eigene Gebäude für militärische Zwecke geräumt werden musste. Im Schulgebäude der Pachmayergasse 6 war bereits die Knabenmädchenvolksschule Molitorgasse 11 untergebracht. Im Schuljahr 1942/1943 konnte die Schule offenbar wieder in ihr Schulgebäude am Simoningplatz 2 zurückkehren. Ein Zimmer wurde ständig für die Sammlung von Altmaterial benützt, zwei Zimmer zeitweise zum Trocknen von Heilpflanzen. Zudem besaßen die Österreichischen Saurerwerke die Bewilligung, drei Klassenzimmer an den Nachmittagen zu Schulungszwecken zu benützten. Im Schuljahr 1944/1955 wurden fünf Klassenzimmer im zweiten Stock von ausländischen Arbeitern des Gaswerkes belegt. Im Beratungszimmer war die Torwache des Gaswerkes untergebracht. Außerdem wurden auf die Dauer der Verlegung der Hilfsschule Herderplatz 1 in die Uhlandgasse 1a drei Klassen dieser Hilfsschule als Expositur der Schule Simoningplatz 2 angegliedert.
Während der Kriegszeit sank die Zahl der Schülerinnen und Schüler beträchtlich. Im Schuljahr 1939/1940 besuchten insgesamt 403 Schulkinder die Volksschule Simoningplatz 2: 190 Knaben in sechs Klassen und 213 Mädchen in sechs Klassen. Im Schuljahr 1944/1945 waren es nur noch 251 Kinder: drei Mädchenklassen mit 83 Schülerinnen und vier gemischte Klassen mit 168 Schulkindern.
Laut dem Kriegsschädenplan von 1946 wurde das Schulgebäude am Simoningplatz 2 sowie der Turnsaal durch Bombentreffer beschädigt.
Nachkriegszeit und Gegenwart
Das Schulgebäude wurde relativ schnell renoviert, damit der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden konnte. Der Turnsaal konnte erst 1952 wieder in Betrieb genommen werden. Der 2018 errichtete Zubau bietet mehr Raum für Gruppenarbeiten und Einzelbetreuung der Schulkinder. Im Altbau befinden sich die Klassenräume, der technische Werkraum, die Direktion, das Lehrerinnen- und Lehrerzimmer, die Praxis der Schulärztin, der Schulwart sowie der Technikraum. Im Zubau befinden sich ebenfalls Klassenzimmer, die Bibliothek, der Turnsaal, der Bewegungsraum samt Garderoben sowie der Speisesaal.
Heute ist die Volksschule am Simoningplatz 2 eine offene Volksschule (OVS), also eine Volksschule mit der Möglichkeit eines Mittagessens, einer Lernstunde und einer anschließenden Nachmittagsbetreuung. Die Betreuung der Schulkinder erfolgt durch die Pädagoginnen und Pädagogen des Vereins "Bildung im Mittelpunkt" (BiM). Englisch wird ab der ersten Schulstufe gelehrt. Die Schule führt circa 13 Klassen. Es werden außerdem Integrationsklassen geführt. Zu den weiteren Schwerpunkten gehören die besondere Förderung der deutschen Sprache, offene Lernformen, computergestützte Lern- und Übungsphasen sowie Aktivitäten zur Leseförderung.
Neben den Klassenlehrerinnen und -lehrern arbeiten außerdem an der VS Simoningplatz 2 Freizeitpädagoginnen und -pädagogen, eine Lehrerin für muttersprachlichen Unterricht, eine Sonderpädagogin, eine Beratungslehrerin, eine Sprachheillehrerin, Religionslehrerinnen, eine Schulsozialarbeiterin sowie eine schulpsychologische Beraterin.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtschulrat, A9/1 - Standesausweise: Öffentliche Schulen 1916-1945
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtschulrat, B4 - Standesausweise 1876-1915
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Kartographische Sammlung, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P10/2.120422
- Georeferenzierter Kriegsschädenplan von 1946 in Wien Kulturgut
- Verwaltungsbericht der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1902. Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger. Wien: Gerlach & Wiedling, Buch und Kunstverlag 1904
- Verwaltungsbericht der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1904. Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger. Wien: Gerlach &Wiedling, Buch und Kunstverlag 1906