VS Triester Straße 114

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Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Bildungseinrichtung Volksschule
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1913
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1970
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  359239
GNDGemeindsame Normdatei
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  • 10., Triesterstraße 114

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48° 9' 18.03" N, 16° 20' 23.02" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Volksschule für Knaben und Mädchen, 10., Triester Straße 114.

Die Volksschule Triester Straße 114 war eine öffentliche Doppelvolksschule im 10. Wiener Gemeindebezirk, Favoriten, die sich im für Schulzwecke erbauten und heute noch bestehenden, denkmalgeschützten Amtshaus befand.

Schulgründung und Schulgeschichte

Im November 1912 wurde der Bau der Volksschule an der Triester Straße 114 begonnen, bis zum Jahresende 1912 wurden die Erd- und Grundarbeiten ausgeführt. Abgeschlossen waren die Bauarbeiten jedoch erst im September 1913, sodass der Neubau am Beginn des Schuljahres 1913/1914 seinen Zweck als neues Schulgebäude für eine Doppelvolksschule, also einer Volksschule für Knaben und Mädchen, erfüllen konnte. Der Bau wurde unter der Leitung des Baurats Max Tiebiger und des Ingenieurs Josef Bittner, Oberstadtbaurat des Wiener Stadtbauamts, ausgeführt. Die Einweihung des neuen Schulhauses fand am 22. Dezember 1913 in Anwesenheit von unter anderem dem Wiener Vizebürgermeister Franz Hoß, dem Bezirksvorsteher des 10. Bezirkes Leopold Hruza, dem Hofrat Karl Rieger, dem Bürgermeister von Inzersdorf Hans Reisima, dem Vizebürgermeister Adolf Zwach sowie dem Ortsschulrat Altwirth statt.

Das Schulhaus war hauptsächlich für die Kinder der in der Wienerberger Ziegelfabrik beschäftigten und wohnenden Arbeiter bestimmt. Diese Kinder hatten bis zu diesem Zeitpunkt die bereits überfüllte Schulen in der Knöllgasse im 10. Bezirk (Knöllgasse 59 und Knöllgasse 61) besucht. Mit dem neuen Schulbau in der Triester Straße entfiel also nicht nur der mühselige, halbstündige Schulweg von zwei bis vier Kilometer auf der bis dahin unverbauten Triester Straße für viele Kinder, sondern stellte auch eine große Entlastung für die Schulen in der Knöllgasse dar.

Anfangs wurden die beiden Volksschulen noch getrennt geführt. Am 9. September 1913 wurde Oberlehrer Anton Sainitzer als Leiter für die Knabenschule, die von 344 Knaben besucht wurde, bestellt. Für die Mädchenabteilung mit 387 Schülerinnen war die provisorische Leiterin Paula Schneider zuständig. Spätestens im Schul- und Kriegsjahr 1915/1916 kam es dann zu einer gemeinsamen Leitung unter Anton Sainitzer, die auch bis zum Ende andauern sollte.

Dem Lehrkörper gehörten immer ein römisch-katholischer Religionslehrer sowie ein bis zwei Handarbeitslehrerinnen an. Die Konfessionsverteilung unter den Schulkindern war und blieb über die Jahre sehr homogen: Bis auf einzelne altkatholische und einige evangelische Kinder war die Mehrheit römisch-katholisch.

Ab dem Schuljahr 1921/1922 wurde der Schule außerdem ein öffentlicher Kindergarten angegliedert. Überdies hatte am 8. November 1922 der Gemeinderatsausschuss III nach Ansuchen des Schulleiters die Errichtung einer städtischen Tagesheimstätte mit zwei Abteilungen für die Schulkinder genehmigt. Die Betreuung der Hortkinder kam der hiesigen Kindergärtnerin zu.

Schulausstattung

Das zweistöckige, freistehend in schlichtem Ziegelrohbau ausgeführte Schulhaus enthielt 16 Klassenzimmer, einen Turnsaal, 17 Garderoben, eine Kanzlei, ein Lehrerzimmer, zwei Lehrmittelzimmer, eine Schuldienerwohnung, eine große Schulwerkstätte samt Modellzimmer und einen Dachaufbau. Schüler- und/oder Lehrerbibliotheken waren im ersten Schuljahr noch nicht angelegt. Im Kellergeschoß waren Räume für die Ausspeisung armer Schulkinder und sogar für ein Schülerbrausebad vorgesehen. Das Schulgebäude war von Vorgärten umgeben, hinter dem Gebäude war ein großer Spielplatz.

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit

Die Geschehnisse des Ersten Weltkriegs wirkten sich auf die Schule in der Triester Straße 114 hauptsächlich durch die militärische Benützung des Schulgebäudes bereits kurz nach Kriegsbeginn im August 1914, vor allem aber durch die Ausübung aller Formen der Kriegsfürsorge durch Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler aus, was zwangsläufig eine Verkürzung des Unterrichtes nach sich zog.

Im März 1915 entfiel eine Woche Unterricht wegen der Aufnahme und Lagerung der Getreide- und Mehlvorräte. Am 7. April 1915 wurde das Schulgebäude als Sitz der Brot- und Mehlkommission Nummer 9 bestimmt, für die fünf Mitglieder des Lehrkörpers freigemacht werden mussten. Es kam zu halbtägigem Wechselunterricht. Wegen der Ausgabe von Bezugskarten für Mehl, Petroleum, Kohle und sonstigen Lebensmittelkarten durch den Lehrkörper konnte zeitweise nur halbtags Wechsel- beziehungsweise Drittelunterricht erteilt werden. Auch die schrittweise Einberufung der Lehrer zur militärischen Dienstleistung führte zu einer sinkenden Zahl an verfügbaren Kräften. Im April 1915 folgte die Schule an der Triester Straße 114 außerdem der allgemeinen Aufforderung, Gemüsegärten ("Kriegs-Gemüse-Feld")[1] an den Schulen anzulegen.

Die seitens der Behörden und auch privater Körperschaften viel in Anspruch genommene Mithilfe des Lehrkörpers sowie der Schülerinnen und Schülern auf den verschiedensten Gebieten der Kriegsfürsorge zog sich auch noch bis in die Zwischenkriegszeit hinein.

Aber auch die Schülerinnen- und Schülerzahlen sanken in den Kriegsjahren drastisch. Hintergrund hierfür waren die Missstände für die Arbeiter der Wienerberger Ziegelfabrik. Neben der Einberufung von über 300 Ziegelarbeitern zum Militär waren der Werksbetrieb und der Ziegelabsatz wegen der geringen Bautätigkeit und der unterbrochenen Verkehrsverhältnisse in den Kriegsjahren bedeutend eingeschränkt und die Entlohnung der Ziegelarbeiter sehr gering im Verhältnis zur inflationären Wirtschaftssituation. Die Folge war, dass sehr viele Arbeiterfamilien ihre langjährige Arbeitsstätte verließen, um sich in der Umgebung einen lohnenderen Beruf zu suchen. Dadurch verlor die Schule an der Triester Straße 114 von Juli 1915 bis Juli 1916 über 400 Kinder. Die ursprüngliche Klassenanzahl sank von zuerst 16 auf zehn, dann auf sieben Klassen. Im März 1916 wurden deshalb erstmals Knaben- und Mädchenklassen zusammengelegt. Ab dem Schuljahr 1916/1917 gab es bis auf zwei Ausnahmen der fünften Klasse nur noch gemischte Klassen.

Im Schuljahr 1922/1923 kam es zu einem weiteren, plötzlichen Einbruch der Schülerinnen- und Schülerzahlen an der Volksschule, da eine tschechische Beschäftigungsanstalt (private Hilfsschule) für schulpflichtige Kinder an der gleichen Adresse eröffnete. Abgesehen von den Kindern der umliegenden Ortschaften ließen sich offensichtlich auch viele Kinder aus der Volksschule umschulen.

Februar 1934 und Ständestaat

Nachdem sich Oberlehrer Severin Zehetmayer "bis auf weiteres" beurlaubt sah, wurde mit dem Dekret vom 23. Februar 1934 Josef Gründler als provisorischer Leiter der Doppelvolksschule bestellt. Nach den bürgerkriegsähnlichen Ereignissen im Februar 1934 als Aufstand gegen die Errichtung des Ständestaats, während derer die Schule geschlossen blieb, ist dieser Wechsel in der Schulleitung sicherlich politisch motiviert, nicht zuletzt erkennbar an den wehmütigen Worten Gründlers über die Ermordung von Engelbert Dollfuß am 25. Mai 1934 in der Schulchronik.[2]

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

Nach der Verkündung des "Anschlusses" Österreichs an das Deutsche Reich wurde Karl Wagner laut Dekret des Stadtschulrats vom 17. März 1938 zum provisorischen Leiter der Knabenmädchenvolksschule in der Triester Straße 114 bestellt. Auch wenn Karl Wagner nach Verlesung und Erklärung der Eidesformel auf Adolf Hitler vor dem Lehrkörper darauf hinwies, dass kein Zwang zur Eidesleistung bestehe,[3] folgten die Agenden der Schule anschließend der Gleichschaltung durch das NS-Regime. Ob die Amtsenthebung Karl Wagners vom 18. Jänner 1940 mit einem etwaigen Mangel an politischem Engagement seinerseits zu tun hat, bleibt offen. Nachfolgender Leiter war Franz Buemberger.

Von den Kriegsereignissen des Zweiten Weltkriegs war die Volksschule in der Triester Straße 114 weniger stark betroffen als andere, zentral gelegenen Schulen. Nach Kriegsbeginn wurde die Hauptschule aus der Draschenstraße 96 in Inzersdorf für kurze Zeit in der Schule in der Triester Straße untergebracht. Es wurde Wechselunterricht erteilt. Der Turnsaal wurde zudem regelmäßig vom HJ-Bann 504 mitbenützt. Während der Schul- und Kriegsjahre 1939/1940 und 1940/1941 fungierte die Volksschule außerdem als Religionssammelstelle für den römisch-katholischen Religionsunterricht.

Aufgrund ihrer eher abgelegenen Lage wurde die Schule in der Triester Straße 114 auch von keinen Bombenangriffen getroffen.

Während noch Quellen vom Schuljahr 1943/1944 vorliegen, besagt der unausgefüllte Standesausweis von 1944/1945, dass die Schule in der Triester Straße 114 stillgelegt wurde. In der Nachkriegszeit wird die Schule allerdings wieder als solche genannt, so beispielsweise im Handbuch der Stadt Wien für das Jahr 1953, was also auf ein Fortbestehen der Schule hindeutet.

Zweite Hälfte 20. Jahrhundert und Gegenwart

Anfang der 1970er Jahren kam es zur endgültigen Schließung der Schule. Für das Jahr 1970 wird die Triester Straße 114 noch als Knabenmädchenvolksschule im Handbuch der Stadt Wien geführt, danach wird sie nur noch unter der Rubrik "Kindertagesheime (Krippen, Kindergärten, Horte)" aufgelistet. Ab 1989/1990 existierte dann eine Lernstätte als Projektzentrum des Vereins "Jugendzentren der Stadt Wien" mit Unterstützung des Wiener Landesjugendreferats am Standort der ehemaligen Volksschule in der Triester Straße 114. Ab 2007 stand das Gebäude dann leer.

Heute sind im ehemaligen Volksschulgebäude in der Triester Straße 114 die Direktion der Magistratsabteilung 49 - Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb sowie ein Teil der Magistratsabteilung 6 - Rechnungs- und Abgabenwesen untergebracht, die nach der Generalsanierung inklusive Zubau in den Jahren 2011 bis 2013 im April 1913 einziehen konnten.[4]

Quellen

Einzelnachweise