48° 12' 47.09" N, 16° 22' 5.15" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die Bildungsdirektion für Wien (bis 2018 Stadtschulrat für Wien; 1., Wipplingerstraße 28) ist die Verwaltungsbehörde für den Wiener Schulbereich. In ihr sind die Verwaltungsaufgaben des Bundes (zuständig für Bundesschulen) und des Landes (zuständig für Pflichtschulen) zusammengeführt.
Gründung und Zwischenkriegszeit
Die Trennung Wiens von Niederösterreich (Wirksamkeitsbeginn 1. Jänner 1922) machte die Errichtung eines Landesschulrats für das Bundesland Wien erforderlich. Auf Anregung von Otto Glöckel sollte die Bezirks- und Landesschulbehörde im neu zu gründenden Stadtschulrat für Wien vereinigt werden.
Im Wiener Landesgesetz vom 3. März 1922 heißt es: An die Stelle des Bezirksschulrats und des Landesschulrats (von Niederösterreich) tritt der Stadtschulrat, der den Wirkungskreis der beiden genannten Schulbehörden übernimmt, jedoch derart, dass ihre Geschäfte in ihm in einer Instanz vereinigt werden (§ 1).
Gemeinsam § 2 (1) gehören dem Stadtschulrat als Mitglied an:
- a) der Bürgermeister als Präsident,
- b) 40 vom Gemeinderat gewählte Personen,
- c) 20 vom Stadtsenat gewählte Personen,
- d) der Referent für die ökonomischen und administrativen Angelegenheiten der mittleren Lehranstalten sowie der gewerblichen und kaufmännischen Schulen beziehungsweise
- e) der Volksschulen,
- f) die Landesschulinspektoren,
- g) die Bezirksschulinspektoren für den allgemeinen Unterricht und je ein Inspektor für den katholischen, evangelischen und israelitischen Religionsunterricht,
- h) acht Vertreter der mittleren Lehranstalten sowie der gewerblichen und kaufmännischen Schulen,
- i) zehn Vertreter des Volksschullehrstands und
- j) ein Arzt des städtischen Gesundheitsamts.
In § 2 (2) wird festgelegt, dass zur Vertretung des Bürgermeisters als Präsident, vom Stadtschulrat aus seiner Mitte mit unbedingter Mehrheit ein zweiter Präsident, auf die Dauer seines Stadtschulratmandats gewählt wird.
Die konstituierende Sitzung des Stadtschulrats für Wien (bei der Otto Glöckel zum zweiten Präsidenten gewählt wurde) fand am 28. März 1922 statt; Bürgermeister Jakob Reumann betraute Glöckel mit der Führung der gesamten Geschäfte des Stadtschulrats für Wien. Im Stadtschulrat liefen nun die organisatorischen Fäden für die Verwirklichung der Schulreform im "Roten Wien" zusammen.
Austrofaschismus und NS-Zeit
Während des Dollfuss-Schuschnigg-Regimes wurde Glöckel am 13. Februar 1934 an seinem Arbeitsplatz verhaftet und anschließend im Wiener Landesgericht für Strafsachen inhaftiert. Als neuer Präsident wurde vom Ständestaat Robert Krasser eingesetzt (1934-1938).
Im März 1938 wurde der Stadtschulrat eine Abteilung der Reichsstatthalterei ("Erziehung und Volksbildung") und übersiedelte vom Epsteinpalais in das Gebäude des ebenfalls aufgelassenen Bundesministeriums für Unterricht. Das letzte Verordnungsblatt "Schulanzeiger des Reichsgaues Wien" erschien im Jänner 1945.
Zweite Republik
Nach Kriegsende war es notwendig, aus der "Abteilung II der staatlichen Verwaltung des Reichsgaues Wien" den Stadtschulrat und das künftige Unterrichtsministerium neu zu schaffen. Nach den Nationalratswahlen vom 25. November 1945 folgte Hofrat Dr. Leopold Zechner seinem Amtsvorgänger Leopold Kunschak (der in den Nationalrat gewählt wurde). Unter den Präsidenten Hermann Schnell (1969-1980), Hans Matzenauer (1980-1992) und Kurt Scholz (1992-2001) fanden zahlreiche Schulversuche ihre Umsetzung, ebenso unter Susanne Brandsteidl, die als erste Frau in dieses Amt gewählt wurde. Die jüngere Entwicklung war besonders durch die Etablierung der Neuen Mittelschule geprägt.
2001 übersiedelte der Stadtschulrat aus dem ehemaligen Palais Epstein (Stadtschulratsgebäude) in die Wipplingerstraße 28. Am 1. Jänner 2019 wurde der Stadtschulrat für Wien in Bildungsdirektion für Wien umbenannt.
Leiterinnen und Leiter
Amtsführende Präsidentinnen und Präsidenten des Stadtschulrates für Wien (1922-2018) bzw. Bildungsdirektorinnen und -direktoren für Wien (seit 2019):
- Otto Glöckel (1922-1934)
- Robert Krasser (1934-1938)
- Leopold Kunschak (1945)
- Leopold Zechner (1945-1960)
- Max Neugebauer (1960-1969)
- Hermann Schnell (1969-1980)
- Hans Matzenauer (1980-1992)
- Kurt Scholz (1992-2001)
- Susanne Brandsteidl (2001-2015)
- Jürgen Czernohorszky (2015-2017)
- Heinrich Himmer (2017-2024; seit 2018 als Bildungsdirektor)
Literatur
- Hermann Schnell [Hg.]: 50 Jahre Stadtschulrat für Wien. Wien: Eigenverlag 1972
- Oskar Achs: Der Stadtschulrat für Wien - von den Anfängen bis heute. Wien: Wiener Schulmuseum 2012