Der Lichterbaum zum Nikolausfest
Den Christbaum (ein kleines Nadelbäumchen, geschmückt mit Backwerk und Obst, jedoch noch ohne Kerzen), brachte ursprünglich der heilige Nikolaus (6. Dezember) ins Haus, doch war dies kein genereller Brauch. Bereits in josephinischer Zeit ist von einem "grünen Baum mit brennenden kleinen Kerzchen" die Rede, den der heilige Nikolaus den Kindern brachte.
Die Geschichte des Wiener Christbaums
Das katholische Weihnachtsfest bestand im wesentlichen aus der Christmette. Einen Hinweis auf einen Christbaum enthalten erstmals Polizeiakten, die von einem Weihnachtsbaum beim Bankier Nathan Adam Arnsteiner berichten, dessen Gattin Fanny die aus dem Norden kommende Sitte angeblich bereits 1814 in ihrem Salon eingeführt haben soll.
Endgültig dürfte den Christbaum am Weihnachtsabend jedoch die helvetisch-protestantische Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg, die Gattin Erzherzog Carls, in Wien eingeführt haben. Das Ehepaar lebte damals im Stadtpalais Annagasse 20, Seilerstätte 30 (Erzherzog-Carl-Palais), und hier hat Henriette den ersten Christbaum wohl 1816 nach der Geburt ihrer Tochter Maria Theresia Isabella (31. Juli 1816) aufgestellt. Kaiser Franz I., der an der Weihnachtsfeier teilnahm, gab daraufhin den Auftrag, auch in der Hofburg eine kerzengeschmückte Tanne aufzustellen. Adelige Familien folgten daraufhin dem Beispiel des Hofs, doch dauerte es längere Zeit, bis sich der Christbaum in Wien durchsetzte. Der Christbaum wurde zumindest im Haus Erzherzog Carls zur Tradition, auch wenn nicht für jedes einzelne Jahr ein Beleg existiert. 1822 übersiedelte Carl mit seiner Familie in das Palais seines zu Anfang des Jahres verstorbenen Adoptivvaters, Albert Kasimir von Sachsen-Teschen (die heutige Albertina. Als sein Bruder Erzherzog Johann 1823 auf Besuch bei Carl war, sah er dort einen großen Lichterbaum.
Doch mehren sich Zeugnisse für Weihnachtsbäume in Wien: Von Rudolf von Alt wird berichtet, dass in seinem Elternhaus 1817 ein Christbaum aufgestellt wurde. Als der Burgschauspieler Heinrich Anschütz 1821 eine Christbescherung mit Christbaum plante, stieß er bei seinen Einkäufen noch auf Unverständnis in der Bevölkerung.
Die älteste Darstellung befindet sich im "Illustrierten Erinnerungsbüchlein für die Wiener Kaufmannsfamilie Carl Baumann, 1820" (Wien Museum, siehe Abbildung) zum Jahr 1820. Helmut Fielhauer wies auf eine Verordnung der niederösterreichischen Regierung vom 1. August 1815 hin, die im Zusammenhang mit Waldschutzbestimmungen auch Weihnachtsbäume erwähnt und bei Missbräuchen mit deren Konfiskation droht.
Allmählich wurde es jedoch in Wien selbstverständlich, am Weihnachtsabend einen Christbaum aufzustellen, doch geschah dies in katholischen Kreisen nur zögernd, weil der Christbaum die Vormachtstellung der Weihnachtskrippe bedrohte. Die religiös-gesellschaftliche Veränderung liegt zweifellos in der Verlagerung der Bescherung (mit Christbaum) vom Nikolaustag auf den Weihnachtsabend.
Erster öffentlicher Christbaum
Der erste Christbaum in Währing stand, wie eine Tagebuchnotiz beweist, 1829 in der Villa Friedrichs von Gentz (18, Währinger Straße 169-171). Im selben Jahr wurden beim Schottentor bereits Bäume zum Verkauf angeboten. 1851 glich, einem zeitgenössischen Bericht zufolge, der Platz Am Hof in der Vorweihnachtszeit einem Wald, auch in Mariahilf wurden zahlreiche Bäume zum Kauf angeboten.
Vor dem Rathaus steht seit 1959 alljährlich eine (abwechselnd von den österreichischen Bundesländern oder Südtirol gespendete) etwa 30 Meter hohe Fichte, seit 1975 als Mittelpunkt des größten Wiener Christkindlmarktes. 1986 wurde diese Tradition wegen des "Waldsterbens" unterbrochen.
Der höchste Weihnachtsbaum, der je in Wien ausgestellt wurde, war 39,4 Meter hoch und kam 1971 aus der Steiermark.
Wie die ausgedienten Christbäume, die bei den Sammelstellen der Magistratsabteilung 48 - Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark abgegeben werden, finden auch die gefällten Christbäume vom Rathausplatz für die Gewinnung von Strom und Fernwärme Verwendung.
Christbäume auf dem Rathausplatz
Jahr | Höhe in Metern | Geschenk von | ursprünglicher Standort |
---|---|---|---|
2024 | 34 | Niederösterreich | Rastenfeld |
2023 | 28 | Südtirol | Rautal am Enneberg |
2022 | 28 | Steiermark | Admont |
2021 | 30 | Burgenland | Wiesen |
2020 | 30 | Oberösterreich | Klaffer am Hochficht |
2019 | 32 | Salzburg | Lend |
2018 | 28 | Kärnten | Metnitz |
2017 | 25 | Vorarlberg | Frastanz-Felsenhau |
2016 | 27 | Wien | Rax-Schneeberggebiet (Quellschutzgebiet der Ersten Wiener Hochquellwasserleitung) |
2015 | 28 | Tirol | Pfunds |
2014 | 28 | Südtirol | Olang |
2013 | 30 | Steiermark | Bruck an der Mur |
2012 | 32 | Niederösterreich | Schwarzenbach an der Pielach |
2011 | 29 | Burgenland | Rudersdorf |
2010 | 28 | Oberösterreich | Afiesl |
2009 | 27 | Kärnten | Gurk |
2008 | 27 | Wien | Region Schneeberg (Quellschutzgebiet der Ersten Wiener Hochquellwasserleitung) |
2007 | 27 | Salzburg | Neukirchen am Großvenediger |
2006 | 28 | Vorarlberg | Bezau |
2005 | 28 | Tirol | Innsbruck |
2004 | 27 | Niederösterreich | Gaming |
2003 | Liechtenstein | Schaan | |
2002 | 28 | Burgenland | Pinkafeld |
2001 | Südtirol | Pfalzen | |
2000 | Steiermark | Naturpark Grebenzen | |
1999 | Oberösterreich | ||
1998 | Salzburg | ||
1997 | Kärnten | Metnitz | |
1996 | Niederösterreich | ||
1995 | Vorarlberg | ||
1994 | Tirol | ||
1993 | Wien | ||
1992 | Burgenland | Stadtschlaining | |
1991 | Südtirol | ||
1990 | Steiermark | ||
1989 | Oberösterreich | ||
1988 | Salzburg | ||
1987 | Kärnten | ||
1986 | Es wurde kein Christbaum aufgestellt, um auf das Waldsterben hinzuweisen. | ||
1985 | Vorarlberg | ||
1984 | Tirol | ||
1983 | Niederösterreich | ||
1982 | Burgenland | ||
1981 | Südtirol | ||
1980 | Steiermark | ||
1979 | Oberösterreich | ||
1978 | Salzburg | ||
1977 | Kärnten | Ferlach | |
1976 | 28 | Wien | Bürg im Schneeberg-Gebiet, Städtische Quellforste |
1975 | Vorarlberg | ||
1974 | Tirol | ||
1973 | Niederösterreich | ||
1972 | Burgenland | ||
1971 | 39,4 | Steiermark | Krieglach, Massinggraben |
1970 | Oberösterreich | ||
1969 | Salzburg | ||
1968 | 26 | Kärnten | Villach (Drobollach) |
1967 | Wien | ||
1966 | Vorarlberg | ||
1965 | Tirol | ||
1964 | 36 | Niederösterreich | Gaming |
1963 | Burgenland | ||
1962 | Oberösterreich | ||
1961 | Oberösterreich | ||
1960 | Salzburg | ||
1959 | 16 | Kärnten |
Siehe auch
Quellen
2016 stammt der Christbaum für den Rathausplatz aus Wien.Literatur
- Felix Czeike: Wiener Advent- und Weihnachtsbräuche. In: Wiener Geschichtsblätter 45 (1990), S. 229
- Otto Erich Deutsch: Alt-Wiener Veduten. 25 Feuilletons über Stadt und Leute. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1986, S. 78 ff.
- Hannelore Fielhauer-Fiegl: Der erste Christbaum in Währing. In: Unser Währing. Vierteljahresschrift des Museumsvereins Währing 2 (1966/1967), S. 2 f.
- Helmut Paul Fielhauer: Christbaum-Nachlese. Zu seiner Einführung in Wien. In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde 82 (1979), S. 282-299.
- Hubert Kaut: Ein Erinnerungsbuch von 1825 für die Wiener Kaufmannsfamilie Baumann. In: Studien aus Wien. Hg. vom Historischen Museum der Stadt Wien. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1957 (Wiener Schriften, 5), S. 127 ff. (Abb. nach 128)
- Monika Posch: Henriette von Nassau-Weilburg. In: Peter Karner / Peter Barton [Hg.]: Die Evangelische Gemeinde H.B. in Wien. Jubiläumsfestschrift. Wien: Deuticke 1986 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 16), S. 72 ff.
- "Baum fällt!“ am Wiener Rathausplatz. Aus dem Weihnachtsbaum wird wohlige Fernwärme. OTS0028, 05.01.2017