Christkindlmarkt

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Christkindlmarkt Am Hof (um 1900)
Daten zum Objekt

Christkindlmarkt, in der Vorweihnachtszeit abgehaltener Budenmarkt (vor der Einführung des Christbaums als Krippenmarkt bezeichnet). Er hat sich als letzter Rest der den Wienern durch die Stadtrechte von 1296 und 1396 erteilten Jahrmarktrechte erhalten, die noch in die Privilegsbestätigung von 1792 Aufnahme gefunden haben.

Ursprünge

Im mittelalterlichen Wien gab es keine Weihnachtsmärkte. Die städtischen Abrechnungen aus dieser Zeit weisen keine Einnahmen und Ausgaben in einem solchen Zusammenhang aus. Die Rechnungen aus dem 17. Jahrhundert sind nur lückenhaft vorhanden. Für das erste Auftreten von Weihnachtsmärkten kann daher kein gesichertes Datum angegeben werden. Aufzeichnungen aus dem Jahr 1600 zeigen, dass Hütten am Graben und auf der Brandstätte, also vor Sankt Stephan, am 9. Jänner abgebaut und am 16. und 17. Dezember wieder aufgestellt wurden. Dieser Markt führte den Namen "Thomasmarkt". In diesen Verkaufsständen boten "Peckn, Lebzelter und Zuggerpacher" ihre Waren an. Diese Stände fanden sich um die Weihnachtszeit im Bereich Graben - Stephansplatz bis ins Jahr 1761. Dann wurde dieser Markt aufgelassen.

Erster Christkindlmarkt

Christkindlmarkt Am Hof (1901)

1722 fand erstmals ein auf der Freyung abgehaltener "Nikolo-, Weihnachts- und Krippenmarkt" Erwähnung (108 Stände). Da es dort gleichzeitig einen regulären Markt gab, führten Konflikte zwischen den Standlerinnen und Standlern der beiden Märkte im Jahr 1842 zur probeweisen Verlegung des "Nikolo-, Weihnachts- und Krippenmarkts" auf den Platz Am Hof. Diese Verlegung wurde 1843 definitiv, jeweils am 5. Dezember wurden die 132 Krippenmarktstände aufgebaut und blieben bis Neujahr stehen. Überlieferte bildliche Darstellungen vermitteln einen guten Eindruck, aber auch literarisch wird der Markt, ab dem 19. Jahrhundert "Christkindlmarkt" genannt, des Öfteren erwähnt.

1872 wurden die alten Wiener Jahrmärkte durch einen Beschluss des Gemeinderats aufgelassen. Nach damaliger Ansicht hatten sie in einer modernen Großstadt nichts mehr verloren. Die Ausnahme bildete der Christkindlmarkt.

Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts

1903 wurden die 128 Standbauten erneuert und erhielten erstmals elektrische Beleuchtung. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges war der Markt sehr beliebt. Dazu kam es alljährlich kurz vor Weihnachten zu einem großen Gedränge. 1918 wurde der Christkindlmarkt auf den Stephansplatz verlegt.

In der Zwischenkriegszeit und während des Zweiten Weltkrieges kam es zu einer Reihe von Verlegungen des Marktes. 1923 kam der Christkindlmarkt wieder auf die Freyung, 1924-1928 auf den Stephansplatz (Buden rund um den Dom). 1929 wurde der Markt auf den Neubaugürtel (7) oberhalb des Hesserdenkmals verlegt, die Anzahl der Marktstände stieg auf 150 an. 1939 erfolgte die Verlegung auf den Platz Am Hof, 1940 wurde der Markt mit Gesang des Deutschen Volksliedervereines eröffnet. 1943 wurde der Christkindlmarkt nochmals auf den Stephansplatz abgehalten.

1945 bis heute

Christkindlmarkt am Neubaugürtel (1950)
Christkindlmarkt am Neubaugürtel (1950)

Nach zweijähriger Unterbrechung aufgrund des Krieges fand der Christkindlmarkt 1946 auf dem Platz vor dem Messepalast (heute MuseumsQuartier) erstmals wieder statt. 1947 und 1948 wurde er in dem Gebäude abgehalten.

Es folgten eine Reihe von Ortswechseln: 1949-1957 innerer Neubaugürtel, 101 Marktstände nach einheitlichen Richtlinien; 1958-1962 wieder vor dem Messepalast, 1963 Kalvarienberggasse (wo der Versuch scheiterte, den Christkindlmarkt als Pendant zum dortigen Fastenmarkt zu etablieren), 1967 (Eröffnung 25. November, 90 Marktstände) zwischen Mariahilfer Straße und Burggasse vor dem Messepalast (wo er, als "Ladenstraße" direkt entlang der Fassade des Gebäudes gelegen, nicht mehr mit dem Straßenverkehr in Konflikt kam).

Ein Verkaufsstand am Christkindlmarkt 1968 vor dem Messepalast (heute MuseumsQuartier)

Christkindlmarkt am Rathausplatz

1975 erhielt der Christkindlmarkt (Eröffnung 22. November) eine Heimstätte vor dem Rathaus; zunächst als Provisorium für die Zeit des Baues der Tiefgarage vor dem Messepalast gedacht, entstand eine Dauerlösung, die allseits akzeptiert wurde.

Vor dem Rathausturm bildet der erstmals 1959 hier aufgestellte, meist etwa 30 Meter hohe Christbaum seither den Mittelpunkt des Christkindlmarkts; der Baum wird jedes Jahr von einem anderen österreichischen Bundesland der Bundeshauptstadt als Geschenk überlassen. 1986 wurde der Christkindlmarkt erweitert und größtenteils von weihnachtsfremden Branchen gesäubert; außerdem wurde der Rathauspark teilweise in die Weihnachtsgestaltung mit einbezogen und von namhaften Künstlern gestaltet; es wurden beleuchtete Eingangsportale aufgestellt und die Parkwege weihnachtlich beleuchtet ("Wiener Adventzauber").

Weitere Christkindlmärkte

Ab den 1980er Jahren etablierten sich kleinere Christkindlmärkte auch an anderen Punkten der Stadt; seit 1984 wird der "Floridsdorfer Christkindlmarkt", seit 1987 der "Alt-Wiener Weihnachtsmarkt" (Veranstalter "Club Wien"; 1987/1988 Michaelerplatz, seit 1989 Freyung, vor dem Schubladkastenhaus) und seit 1989 ein "Weihnachtsmarkt" im Alten Allgemeinen Krankenhaus abgehalten; kleinere Christkindlmärkte entstanden auch an anderen Orten (etwa vor dem Liesinger Bahnhof).

Liste mit Wiener Christkindlmärkten (2024)

Der Weihnachtsmarkt im Melker Hof (Gexi Tostmann) wurde 1999 zum letzten Mal präsentiert.

Literatur

  • Alexander Hengl: Festschrift 175 Jahre Marktamt. 2014
  • Felix Czeike: Altwiener Christkindlmarkt im Melker Hof. Ein halbes Jahrhundert Trachtenfirma Tostmann. In: Wiener Geschichtsblätter 54 (1999), S. 68 ff.
  • Felix Czeike: Advent- und Weihnachtsbräuche im alten Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 45 (1990), S. 229 ff.
  • Hubert Kaut: Der Wiener Christkindlmarkt. In: Wien aktuell. Revue einer europäischen Metropole 4 (1965), S. 46 ff.
  • Hubert Kaut: Christkindlmarkt und Weihnachtsfest. In: Hubert Kaut: Alt-Wiener Spielzeugschachtel. 1961, S. 7 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 2: Die Gemeinde, ihre Verwaltung und sozialen Belange, Wirtschaftsleben, Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, Volkskunde, Naturwissenschaft, Klimatologie, Meteorologie, Naturereignisse, Varia und Kuriosa. Wien: Jugend & Volk 1955, S. 217
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 138
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 224
  • Gustav Gugitz: Das Jahr und seine Feste im Volksbrauch Österreichs. Wien: Hollinek 1949 (Österreichische Heimat, 14/15). Band 2, S. 242 ff.
  • Gustav Gugitz: Vom alten Christkindlmarkt. In: Wiener Zeitung, 25.12.1938
  • Leopold Sailer: Der Christkindlmarkt. In: Die Wohnung 1 (1930), S. 134 ff.

Weblinks