Arkadenhaus
Arkadenhaus (1., Graben 14-15, Teil Ecke Bräunerstraße 2; Konskriptionsnummer 1133). Eines der interessantesten und schönsten Renaissancegebäude des 16. Jahrhunderts, das sich durch seine viergeschossigen Laubengänge (mit rundbogigen Arkaden) im Hof und die hier befindliche schöne Schneckenstiege auszeichnete. Es wurde nach 1566 anstelle eines älteren Hauses errichtet. Als es 1673 der Dekan der juridischen Fakultät, Dr. Johann Gabriel von Selb, erwarb, hieß es das „Selbsche Haus"; über 100 Jahre vererbte es sich innerhalb der Familie. In seinen hinteren ebenerdigen Innenräumen befanden sich im 16. und 17. Jahrhundert die Arrestlokale des Stadtgerichts; sie dienten später den Musikalienhandlungen Diabelli, Spina und anderen als Magazine. Vom Balkon des ersten Stockwerks wurde am 7. Dezember, als Franz II. 1804 den Titel eines Erbkaisers von Österreich annahm (Franz I.), unter Trompetenschall das Manifest verlesen. Im Arkadenhaus wohnte auch der niederösterreichische Regierungsrat, Hofagent und Sekretär der Gesellschaft der Musikfreunde, Josef von Sonnleithner (1766-1836). Von 1818/1820 bis 1865 befand sich im Haus das Geschäft des Komponisten und Musikverlegers Anton Diabelli (1781-1858), der seit 1803 in Wien arbeitete, 1824 eine eigene Firma gründete, unter anderem Werke von Schubert und Beethoven verlegte, 1852 zwar den Verlag verkaufte, das Geschäft hingegen weiterführte. 1873/1874 wurde das Arkadenhaus abgebrochen und machte dem Grabenhof Platz (in dem unter anderem der 1886 gegründete Wiener Tonkünstlerverein seinen Sitz hatte).
Literatur
- Richard Kurt Donin: Das Bürgerhaus der Renaissance in Niederdonau. Wien: Kühne 1944, S. 76
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 128 ff.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 345