Edisonkino

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Edison Kino (Herwig Jobst, 1980)
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Kino
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1912
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 2001
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  57933
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BildnameName des Bildes Edison Kino Jobst.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Edison Kino (Herwig Jobst, 1980)
  • 10., Arthaberplatz 2

Frühere Adressierung
  • Edison Center (bis: 2001)
  • Rudolfshügler Kinotheater (1911, bis: 1916)
  • Edison Lichtspiele (1939, bis: 1942)
  • Arthaber Lichtspiele (1942, bis: 1945)

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48° 10' 23.24" N, 16° 22' 21.69" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Das Edisonkino (10., Arthaberplatz 2) wurde 1911 gegründet, 1912 eröffnet, 1916 transferiert und hatte 1922 einen breiten Saal für 405 Personen. 1926 hatte das Kino einen Fassungsraum für 408 Personen, 1934 für 423 Personen. 1930 wurde der Tonfilm eingeführt. 2001 wurde das Kino geschlossen.

Erste Jahre

Das Edison Kino, das in der Anfangszeit auch „Rudolfshügler Kinotheater“ führte und an der Adresse (10., Laxenburger Straße 64) gemeldet war, wurde 1911 von Franz Schöll, der zuvor Eigentümer einer Einspännerei und Vorstandsstellvertreter der Wiener Einspännergenossenschaft gewesen war, gegründet und 1912 eröffnet. Schöll hielt die Konzession bis zu seinem Tod im Jahr 1916, ab dem das Kino unter der Adresse 10., Arthaberplatz 2 gelistet war. Danach übernahm dessen 1891 in Wien geborene Tochter Paula Schöll die Geschäftsführung des Familienkinos, während ihre Mutter Marie Schöll noch bis 1926 als offizielle Lizenzinhaberin und Kinobesitzerin genannt wurde.

1928 fragte Paula Schöll, die seit 1926 offizielle Konzessionärin war, um die Genehmigung an, August Bicsanka (auch: Biszanka) als Geschäftsführer anstellen zu dürfen. August Bicsanka war 1869 in Reschitz, Rumänien, geboren worden. Von 1908 bis 1923 leitete er gemeinsam mit Karl Opawski das Radetzky Kino (3., Löwengasse 10) als Lizenzinhaber, von 1920 bis 1929 war er zudem gemeinsam mit Opawski Besitzer des Schönbrunner Schlosskinos (12., Schönbrunner Schloßstraße 4−6) und wohnte mit seiner Frau Leopoldine Bicsanka auch in der Nähe des Kinos (12., Hetzendorfer Straße 71). Daneben führte er nach Angaben im Zuge seiner Bestellung auch ein Kaffeehaus (1., Fleischmarkt 17). Der Magistrat der Gemeinde Wien war mit dem Vorschlag einverstanden, sodass von da an Paula Schöll (Eigentümerin, Konzession) wie auch August Bicsanka (Eigentümer, Geschäftsführung) als gemeinsame Leiter des Betriebs gelistet wurden.

Am 23. Juli 1929 heiratete Paula Schöll Otto Lechner und nahm in Folge seinen Nachnamen an. Das Ehepaar wohnte im 9. Bezirk in einer Zimmer-Küche-Kabinett-Wohnung und besaß außer dem Kino wenig. Ihr Mann war zuvor Kapellmeister gewesen, arbeitete danach ebenfalls im gemeinsamen Kinobetrieb mit, verstarb jedoch bereits im Jahre 1933.

Lage und Umbauarbeiten des Kinos bis 1938

Das Edison Kino war ein im Hof eines Wohnbaus errichteter „Zweckbau“. Der Kinoeingang führte zuerst zu einem Warteraum, in dem sich auch die Kassa befand. Durch einen weiteren kleineren Warteraum gelangte man in den Kinosaal, den man über drei Ausgänge, die in den Hof führten, verließ.

1922 wurde die Aufstellung eines Podiums unter einer Reihe von Voraussetzungen genehmigt: So musste es vor der Leinwand positioniert sein und führte zu einer Reihe von Personenbeschränkungen. Zudem wurden neue strengere Brandschutzmaßnahmen festgelegt und ein Rauchverbot ausgesprochen.

1926 bot das Kino, das über zwei Projektionsapparate verfügte, insgesamt 408 Plätze, von denen 28 Sitzplätze in fünf Logen platziert waren. Die Kühlung des Films wurde mit einem „Aeromor“-Gebläse gewährleistet.

1927 wurde bei der Kassa eine bis zur Decke reichende Holzwand errichtet, welche an den Kanzleiraum anschloss.

1928 wurde der Fassungsraum des Kinos von 408 auf 417 Sitzplätze erweitert.

Im September 1930 wurde der Einbau der Tonfilmanlage „Klangfilm“ genehmigt, nachdem dem Magistrat von Architekt Wilhelm Koch die diesbezüglichen Pläne des Umbaus vorgelegt worden waren. So wurde im Zuge der Umstellung auf Tonfilm die Projektionsfläche um 80 Zentimeter nach vorne versetzt und innerhalb eines Konstruktionsrahmens befestigt. Die Wände des Kinosaals mussten mit einem feuersicheren imprägnierten Stoff verkleidet werden, um eine „Überakustik“ zu verhindern. Der Ton wurde über Lautsprecher, die hinter der Projektionsfläche installiert waren, abgespielt und durch eine verschiebbare „Filmkiste“ mit integrierter Verstärkeranlage geregelt. Am Ende des Umbaus fasste das Kino 423 Sitzplätze.

Streit mit Metro Goldwyn Mayer (MGM) im Jahr 1938

In einem Brief von 27. September 1938 an die Reichsfilmkammer schilderte die Kinobetreiberin folgende Sachlage:

„Ich habe seinerzeit einige Sonderfilme eingeteilt, darunter auch der Film ‚Rosemarie‛. Als ich nun zu der Spielzeit des Filmes kam, sah ich zu meinem größten Verwundern, daß meine Konkurrenz, deren Lichter ich sehe, denselben 8 Tage vor mir spielte. Auf meine berechtigte Entrüstung lullte man mich oben bei der Firma ein und gab der Programmmacherin Frl. Lilly, die sich zu der Zeit auf Urlaub befand, die ganze Schuld, daß es ein Versehen sei. Gut, ich dachte mir, es könne ja möglich sein. Was nun, man bat mich, die Sache auf gütlicher Basis zu erledigen und zu einem späteren Termin Maienzeit zu spielen, was ich auch nach längerer Überlegung tat. Ich bin heute die Besitzerin eines nicht mehr ganz jung bestehenden Kinos und bin mit der Usancen der Branche ziemlich bewandert. Jede einzelne Leihanstalt weiß, wenn ich mir auch in der Nichtsaison keinen Ausschluß gebe, kann keine einzige von der größten bis zur kleinsten Leihanstalt nicht 8 Tage vorher den Film meiner Konkurrenz mieten. Nun, bei der Firma Metro scheint es nicht der Brauch zu sein, denn siehe da, als es wieder zur Übernahme des Filmes kommen sollte, sehe ich zu meiner abermaligen Verwunderung und wirklich zu meinem größten Erstaunen, daß der Film 8 Tage vor mir wieder im Zentral, 10., lief. Ich nahm nun an, dass die Firma Metro auch mich als Kunde absolut nicht reflektiert und erklärte mich bereit, eventuell den Garantiebetrag zu bezahlen, was ich ja eigentlich gar nicht zu tun hätte, nachdem die Firma 2 mal 8 Tage vor mir ihre größten Geschäftsfilme besetzte und bei den kleinen Filmen ganz genau den Ausschluß wahrte.“

Die von der MGM veranschlagte Abschlagszahlung in der Höhe von 278,72 Reichsmark weigerte Lechner zu zahlen und verlangte eine Klärung durch die Reichsfilmkammer. Im Rahmen einer Verhandlung am 1. Dezember 1938 wurde der Sachverhalt zwischen Paula Lechner und MGM geklärt und Lechner zu einer Zahlung von 150 Reichsmark verpflichtet, da sie sich nicht an den juristisch ausgemachten Vertrag gehalten hatte.

Eingliederung in die Reichsfilmkammer

1939 fragte Paula Lechner bei der Reichsfilmkammer um eine Eingliederung ihres Kinos an. Dafür musste der Mietvertrag zwischen dem Kino und den Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses unterschrieben vorgelegt werden, darüber hinaus ein Gesellschaftsvertrag, der zwischen Paula Lechner und August Bicsanka aufgesetzt wurde, ein Auszug aus dem Grundbuch sowie ein polizeiliches Führungszeugnis sowohl von der Örtlichkeit als auch den Privatpersonen sowie ein „politisches Führungszeugnis“ von Paula Lechner und August Bicsanka. Das Finanzamt musste eine Bestätigung über die Zahlung der Reichssteuern vorlegen, und es musste ein „Abstammungsnachweis“ der Besitzer erbracht werden, der auch für August Bicsankas Ehefrau Leopoldine angefordert wurde.

Im Juni 1940 wurde die „vorläufige Spielerlaubnis“ für den Betrieb ausgesprochen. 1942 wurde der Betrieb in die Reichsfilmkammer, Fachgruppe Filmtheater, eingegliedert.

Situation des Kinos während der NS-Zeit

1939 fasste das Kino 416 Sitzplätze und zeigte werktags drei Vorstellungen sowie sonntags vier Vorstellungen pro Tag. Die Preise der Sitzplätze variierten von 60 Pfenning bis zu 120 Pfenning, wobei Soldaten nur den halben Preis zahlen mussten. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten sieben Personen im Kino, von denen fünf Familienangehörige waren. Zu den beiden Mitarbeiterinnen des Kinos, die nicht Mitglied der Familie waren, zählte die „Pendlerin“ Leopoldine Korb. Korb arbeitete seit 1926 im Edison Kino. Ab dem „Anschluss“ pendelte sie die „Wochenschau“ zwischen dem Edison und dem knapp einen Kilometer entfernten Kepler Kino.

Vom 14. bis 27. Juli 1939 wurde das Kino aufgrund von Renovierungen für kurze Zeit geschlossen. In dieser Zeit wurden die Apparaturen überprüft, kleinere Schäden ausgebessert und die Tapeten im Warteraum erneuert. Im November 1939 wurde das Edison Kino den NS-Vorgaben gemäß in „Edison Lichtspiele“ unbenannt.

Ab dem Spieljahr 1940 galten neue Regeln für die Vorführung von Filmen: Es durften nur abendfüllende deutsche Filme gezeigt werden, welche mindestens sieben Tage vorgeführt werden mussten. Sobald ein Film kürzer gezeigt wurde, musste ein anderer Film des gleichen Filmverleihers, somit auch Reprisen, vorgeführt werden.

Am 17. Juni 1941 wurde die Erweiterung der Sitzplatzanzahl von 416 auf erneut 423, den Fassungsstand des Jahres 1930, genehmigt. Vom 8. bis zum 24 Juli 1941 wurde das Kino erneut geschlossen, da auch an der Decke des Saales eine Tapete angebracht wurde.

Erneut für Umbauarbeiten wurde das Kino von 28. Juli bis 6. August 1942 geschlossen. Es sollten ein neuer Tonapparat der Firma Siemens-Halske und ein neues Gebläse eingebaut werden sowie eine weitere Kontrolle der Reichsfilmkammer, Außenstelle Wien, durchgeführt werden. Da Paula Lechner zwei Mal in Folge nicht anzutreffen war, wurde bei den Nachbarn nachgefragt, wo sich die Kinobetreiberin befand: Lechner war zu ihrer Tochter nach Olmütz gefahren, da diese ein Kind erwartete. Um eine Stellungnahme über die Verzögerung der Umbauarbeiten befragt, gab Lechner nach ihrer Rückkehr nach Wien an, dass die Apparaturen nicht rechtzeitig geliefert worden waren. Im selben Jahr wurde das Kino erneut umbenannt und hieß ab diesem Zeitpunkt „Arthaber Lichtspiele“. Im März 1943 wurde auch das Schild an der Außenwand des Kinos auf den neuen Namen geändert. Noch im November 1944 bestellte Paula Lechner 1.000 Eintrittskarten für das Spieljahr 1945.

Nachkriegssituation und Ende des Kinobetriebes

Nach Kriegsende wurde das Kino wieder unter dem Namen „Edison Kino“ und zuletzt als „Edison Center“ als Mehrsaalkino geführt. Es schloss als eines der letzten Favoritner Bezirkskinos im Jahr 2001.

Heute befindet sich in den Räumlichkeiten ein Nachtclub.

Fassungsraum

Siehe auch: Kino

Quellen

Literatur

  • Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 241