Ernst Krenek

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Fotografie von Ernst Krenek, 1924
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Krenek, Ernst
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Křenek, Ernst
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Prof.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  18993
GNDGemeindsame Normdatei 118566636
Wikidata Q158436
GeburtsdatumDatum der Geburt 23. August 1900
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 22. Dezember 1991
SterbeortSterbeort Palm Springs, Kalifornien, Vereinigte Staaten von Amerika 4140870-6
BerufBeruf Komponist, Schriftsteller
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Ernst-Krenek-Institut, Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Zwischenkriegszeit, NS-Zeit, Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 11.07.2024 durch WIEN1.lanm09ens
BestattungsdatumDatum der Bestattung  23. Jänner 1992
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33G Nummer 1
BildnameName des Bildes ErnstKrenek.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Fotografie von Ernst Krenek, 1924
  • 18., Argauergasse 3 (Geburtsadresse)
  • 13., Mühlbachergasse 6 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Preis der Stadt Wien für Musik (Verleihung: 1955, Übernahme: 28. Dezember 1955)
  • Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 1960)
  • Wiener Ehrenmedaille in Gold (Verleihung: 1960, Übernahme: 1. Juli 1960)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Musik (Verleihung: 1963)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Übernahme: 17. November 1970)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 12. September 1975, Übernahme: 1. Oktober 1975)
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 26. September 1980, Übernahme: 29. Juni 1980)

Ernst Krenek, * 23. August 1900 Wien, † 22. Dezember 1991 Palm Springs (Kalifornien, Vereinigte Staaten von Amerika), Komponist, Schriftsteller.

Biografie

Ernst Krenek (ursprünglich Křenek) wurde in eine katholische, böhmischstämmige Offiziersfamilie geboren. Von 1911 bis 1919 besuchte er – 1918 unterbrochen von sechs Monaten Militärdienst (Offiziersausbildung) – das Gymnasium Klostergasse, danach studierte er zwei Semester Philosophie an der Universität Wien. Schon früh erhielt er privaten Musikunterricht und begann bereits als Kind zu komponieren. Von 1916 bis 1920 studierte er Komposition bei Franz Schreker an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst.

Musikalisch orientierte sich Krenek zunächst an spätromantischen Komponisten wie Max Reger oder Richard Strauss. 1920 folgte er seinem Lehrer Franz Schreker an die Berliner Musikhochschule. Dort begegnete er unter anderem Ferruccio Busoni, Hermann Scherchen, Eduard Erdmann und Artur Schnabel und begann in freier Atonalität zu komponieren, etwa seine "Symphonie Nr. 2" (1922) und die komische Oper "Der Sprung über den Schatten" (1923). In diese Zeit fiel auch die erste Begegnung mit Theodor W. Adorno, mit dem er später gut befreundet war.

1924 heiratete Ernst Krenek die Malerin und Bildhauerin Anna Mahler, eine Tochter Alma und Gustav Mahlers. Während der bereits 1925 geschiedenen Ehe lebte das Paar kurze Zeit in der Schweiz, wo Krenek Rainer Maria Rilke kennenlernte. Als Assistent Paul Bekkers ging er anschließend ans Kasseler und danach ans Wiesbadener Staatstheater. In diese Zeit fiel auch der unverhoffte Welterfolg seiner 1927 in Leipzig uraufgeführten "Jazz"-Oper "Jonny spielt auf", die ihm fortan finanzielle Unabhängigkeit sicherte.

Im Jahr 1928 ließ er sich, frisch vermählt mit der Schauspielerin Berta Hermann, als freischaffender Komponist in Wien nieder und schuf Opern, Kammermusik, Orchesterwerke und Liederzyklen, betätigte sich aber auch als Musikschriftsteller (in den Musikzeitschriften "Anbruch" und "23") und als Journalist für Tages- und Wochenzeitungen. Unter anderem veröffentlichte Krenek Besprechungen mehrerer Offenbach-Abende von Karl Kraus, die dieser teils in der "Fackel" abdruckte.

Ernst Krenek hatte 1918 erstmals ein Heft der "Fackel" gelesen – dieses Erlebnis bezeichnete er als "Wendepunkt", der starke Einfluss Kraus' währte ein Leben lang. 1929 lernte Krenek diesen (von einer flüchtigen früheren Begegnung abgesehen) persönlich kennen. Hans Heinsheimer von der Universal-Edition, die Kreneks Werke seit 1921 verlegte, stellte die beiden einander vor, als er Kraus' Bearbeitung von Offenbachs "Pericholé" für den Verlag erwerben wollte. 1931 entstand Ernst Kreneks Liederzyklus "Durch die Nacht", für den er sieben Gedichte aus Kraus' "Worte in Versen" vertonte; außerdem vertonte er das Gedicht "Die Nachtigall". Als einer der wenigen Freunde, die ihm bis an dessen Lebensende verbunden blieben, hielt Krenek auf Einladung Helene Kanns eine Rede bei der Gedenkfeier für Kraus nach dessen Tod 1936.

Anfang der 1930er Jahre näherte sich Krenek der Wiener Schule (Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton von Webern) an. In dieser Zeit entstand sein erstes Zwölftonwerk, die Oper "Karl V.", die 1934 an der Wiener Staatsoper hätte uraufgeführt werden sollen. Aufgrund einer Kampagne der Heimwehr gegen Operndirektor Clemens Krauss, der das Werk in Auftrag gegeben hatte, wurde sie jedoch abgesetzt und erst 1938 in Prag uraufgeführt. In Deutschland erfolgte nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 ein Verbot seiner Musik.

In Reaktion auf den "Anschluss" emigrierte Krenek in die Vereinigten Staaten von Amerika. Hier arbeitete er von 1939 bis 1942 als Professor of Music am Vassar College in Poughkeepsie (N. Y.), zwischen 1942 und 1947 leitete er das Music Department der Hamline University in St. Paul (Minn.). Es folgten zahlreiche Gastprofessuren an verschiedenen Universitäten in den USA. 1945 erhielt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Aus Los Angeles, wo er ab 1947 lebte, kam er immer wieder zu Besuchen nach Europa, unter anderem als Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen. 1950 heiratete er seine ehemalige Schülerin, die Komponistin Gladys Nordenstrom. Mit seiner Frau zog Krenek 1966 nach Palm Springs in Kalifornien. Von 1982 bis 1988 lebte er auf Einladung der Stadt Wien jeweils im Sommer im Mödlinger Schönberg-Haus.

Ernst Krenek starb am 22. Dezember 1991 in Palm Springs, bestattet wurde er am Wiener Zentralfriedhof. Im 2004 von Kreneks Witwe Gladys Nordenstrom-Krenek gegründeten Ernst Krenek-Institut in Krems befindet sich ein Großteil des amerikanischen Nachlasses; ein Teil des Wiener Nachlasses liegt auch in der Wienbibliothek im Rathaus.

Krenek hinterließ neben einem sehr diversen musikalischen auch ein umfangreiches literarisches Werk, das musikwissenschaftliche, journalistische und autobiografische Schriften umfasst. Zeitlebens erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Großen Österreichischen Staatspreis für Musik (1963), das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1975) und die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien (1980).


Quellen

Literatur

  • Friedrich Stadler [Hg.]: Vertriebene Vernunft. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft 1930–1940. Band 2. Münster: Lit-Verl. 2004
  • Matthias Schmidt: Křenek, Ernst. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. 2. neubearb. Ausg. Hg. von Ludwig Finscher. Personenteil 10 (Kem–Ler). Kassel [u. a.]: Bärenreiter 2003
  • Claus Karitnig: Karl Kraus und Ernst Krenek. Aspekte einer Beeinflussung. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2000
  • Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933–1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u. a.]: Saur 1980–1999
  • Ernst Krenek: Im Atem der Zeit. Erinnerungen an die Moderne. Aus dem amerikan. Engl. von Friedrich Saathen. Revidierte Übersetzung von Sabine Schulte. Hamburg: Hoffmann und Campe 1998
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23)
  • Sylvia Mattl-Wurm [Red.]: Interieurs. Wiener Künstlerwohnungen 1830–1930. Wien: Eigenverlag 1990 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 138) (Künstlerwohnung), S. 138
  • Carl Dahlhaus / Hans Heinrich Eggebrecht [Hg.]: Brockhaus-Riemann-Musiklexikon. Mainz [u. a.]: Schott 1989 ("Werkverzeichnis")
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 05.05.1982, 30.06.1981
  • Claudia Maurer-Zenck: Ernst Krenek – ein Komponist im Exil. Wien: Lafite 1980 (Werkverzeichnis)
  • Wolfgang Rogge: Ernst Kreneks Opern. Spiegel der Zwanziger Jahre. Wolfenbüttel [u. a.]: Möseler / Hamburg: Vera 1970
  • Lothar Knessl: Ernst Krenek. Eine Studie. Wien: Lafite / Österr. Bundesverl. 1967
  • Lebendige Stadt. Almanach. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1954–1963. Band 10, 1963, S. 135 f.
  • Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. Mainz: Schott 1959–1961
  • Friedrich Saathen: Ernst Krenek. Ein Essay. München: A.Langen / G.Müller 1959 (Langen-Müllers kleine Geschenkbücher, 90)
  • Ernst Krenek: Zur Sprache gebracht. Essays über Musik. Hg. und mit einer Einleitung versehen von Friedrich Saathen. Berlin u. a.: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1958
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951


Ernst Krenek im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks