Anna Mahler

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Mahler, Anna
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Koller Anna; Mahler-Krenek, Anna; Krenek Anni; Zsolnay-Mahler Anna; Fistoulari Anna
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  21757
GNDGemeindsame Normdatei 118576283
Wikidata Q215588
GeburtsdatumDatum der Geburt 15. Juni 1904
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 3. Juni 1988
SterbeortSterbeort London
BerufBeruf Malerin, Bildhauerin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
  • 1., Elisabethstraße 22 (Wohnadresse)
  • 13., Maxingstraße 24 (Wohnadresse)
  • 1., Operngasse 4 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Anna Mahler, * 15. Juni 1904 Wien, † 3. Juni 1988 London, Malerin, Bildhauerin.

Biografie

Anna Mahler wurde als Tochter von Gustav Mahler und dessen Ehefrau Alma in Wien geboren. Teile ihrer Kindheit verbrachte sie in New York, wo ihr Vater ab 1908 unter anderem an der Metropolitan Opera angestellt war. 1911 kehrte sie mit ihrer Familie nach Wien zurück und besuchte für wenige Jahre eine öffentliche Schule. Ab 1914 wurde Anna Mahler hauptsächlich von Hauslehrern unterrichtet. Eine systematische Schulbildung oder einen offiziellen Schulabschluss erhielt sie nicht, da ihre Mutter auf formale Bildung wenig Wert legte. Gefördert wurde hingegen die Musikalität und Kreativität des Kindes. Anna Mahler bekam Klavierunterricht unter anderen bei Richard Robert und begann autodidaktisch zu zeichnen. Sie wuchs in einem Umfeld umgeben von Künstlerinnen und Künstlern auf. Die bekanntesten Musiker, Maler, Schriftsteller und Literaten des Wiens um die Jahrhundertwende verkehrten regelmäßig im Haus ihrer Mutter.

Ehen und Beziehungen

Ihr Vater starb, als Anna Mahler knapp sieben Jahre alt war. Das Verhältnis zu ihrer exzentrischen Mutter war zeitlebens schwierig, von Phasen enger Verbundenheit und starker Distanzierung geprägt. Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter war nicht zuletzt von einer finanziellen Abhängigkeit bestimmt: Anna Mahler war über weite Teile ihres Lebens auf die finanzielle Unterstützung durch ihre Mutter angewiesen und erlangte ihre ökonomische Unabhängigkeit erst mit Alma Mahler-Werfels Tod 1964.

Im November 1920, im Alter von 16 Jahren, ging Anna Mahler die erste von insgesamt fünf Ehen ein. Sie heiratete den Dirigenten Rupert Koller, Sohn der Malerin Broncia Koller-Pinell. Das Paar zog nach Wuppertal, trennte sich aber bereits nach wenigen Monaten und Anna Mahler kehrte für kurze Zeit nach Wien zurück, ehe sie nach Berlin ging. Die Ehe wurde formal am 2. Juli 1923 geschieden.

1924 war sie für zehn Monate mit dem Komponisten Ernst Krenek verheiratet, den sie in Berlin kennengelernt hatte und mit dem sie unter anderem in Zürich lebte.

Von Dezember 1929 bis 1934 war Anna Mahler mit Paul Zsolnay, dem Verleger ihres Stiefvaters Franz Werfel, verheiratet. 1930 kam die gemeinsame Tochter Alma Ottilie Leonore Germany-Zsolnay auf die Welt. Die Familie lebte im so genannten "Kaunitz-Schlößl" in der Maxingstraße, wo Anna Mahler-Zsolnay einen Salon führte, in dem sich die Wiener Gesellschaft traf. Auch die Ehe mit Paul Zsolnay war von Krisen und Affären gekennzeichnet. Anna Mahler-Zsolnay hatte unter anderem ein Verhältnis mit dem Autor René Fülöp-Miller. Nach der Scheidung von Zsolnay wuchs Tochter Alma bei ihrem Vater auf.

Wie Alma Mahler-Werfel und ihr Ehemann Franz Werfel pflegte auch Anna Mahler eine enge Freundschaft zu "Ständestaat"-Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, die, manchen Aussagen zufolge, mehr als nur Freundschaft war. Anna Mahler wurde für ihn auch politisch aktiv, indem sie sich für die am 13. März 1938 geplante Volksabstimmung einsetzte.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten emigrierte Anna Mahler nach Großbritannien. Im Londoner Exil engagierte sie sich im "Austrian Centre" (gegründet im März 1939), einer Organisation österreichischer Emigrantinnen und Emigranten, die sich einerseits gegen Hitlers Machtergreifung wandte, gleichzeitig das kulturelle und soziale Leben der Österreicherinnen und Österreicher im Exil festigen und Kontakte zwischen Briten und Österreichern forcieren sollte. Zudem gehörte sie dem "Free Austrian Movement", gegründet 1941, an. In beiden Vereinigungen verkehrten zahlreiche emigrierte Künstlerinnen und Künstler.

Im Exil in England lernte Anna Mahler ihren vierten Ehemann, den Dirigenten Anatole Fistoulari, kennen, mit dem sie von 1943 bis 1956 verheiratet war. Aus dieser Ehe stammte die Tochter Marina Fistoulari Mahler. Die faktische Trennung erfolgte 1950, als Anna Mahler mit ihrer Tochter Marina nach Kalifornien in das Haus ihrer Mutter zog. Ab 1952 lebte sie in einem eigenen Haus, das allerdings mit dem Geld von Alma Mahler-Werfel finanziert worden war.

In den USA traf sie den Regisseur und Drehbuchautor Albrecht Joseph wieder, den sie bereits im Wien der 1930er Jahre kennengelernt hatte. Mit ihm lebte sie ab den frühen 1950er Jahren zusammen. Von 1970 bis zu ihrem Lebensende 1988 war sie mit Albrecht Joseph verheiratet. Noch wenige Jahre vor ihrem Tod, 1984, trennte sie sich von ihm und bat ihn, aus ihrem Haus in Los Angeles auszuziehen. Nichtsdestotrotz blieb sie ihm bis an ihr Lebensende freundschaftlich verbunden.

Künstlerischer Werdegang

Zunächst galt Anna Mahlers Interesse primär der Musik. Sie beschäftigte sich intensiv mit dem Werk ihres Vaters und auch später noch unterstützte sie ihre Ehemänner, von denen drei Dirigenten beziehungsweise Komponisten waren, bei ihren Arbeiten. Bereits als Kind hatte Anna Mahler auch ihr Talent für das Zeichnen entdeckt, das nicht zuletzt von Carl Moll, Stiefvater ihrer Mutter Alma Mahler-Werfel, gefördert worden war. Nach der Trennung von Rupert Koller belegte sie Kurse an der Akademischen Hochschule für die Bildenden Künste in Berlin bei Carl Hofer. 1924, kurz nach der Eheschließung mit Krenek, ging sie für einen Monat in die Nähe von Bern, um bei Cumo Amiet Malerei zu studieren. Nach der Trennung reiste sie Ende 1924 nach Rom und nahm Malunterricht bei Giorgio de Chirico. In den Jahren 1925 bis 1930 folgten häufig Ortswechsel und zahlreiche Reisen, die sie nach Italien, Griechenland, Spanien und Marokko führten. Eine Zeit lang lebte sie auch in Paris (um 1927). Ende der 1920er Jahre wandte sie sich verstärkt der Bildhauerei zu und bildete sich unter anderem bei Fritz Wotruba in Wien aus. Im Laufe ihres Lebens schuf sie zahlreiche Büsten von bekannten Persönlichkeiten aus ihrem sozialen und familiären Umfeld, wie beispielsweise von Ernst Krenek, Wilhelm Furtwängler, dem Dirigenten und Komponisten Otto Klemperer und dem Violinisten Arnold Rosé. Zu den Porträtierten zählten auch Carl Zuckmayer und Kurt Schuschnigg. Von Arnold Schönberg und Lion Feuchtwanger fertigte sie Totenmasken an.

1937 wurde eine ihrer Arbeiten, die Großplastik "Stehende", mit dem "Diplôme de Grand Prix" bei der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im März 1938 zwang Anna Mahler dazu, Österreich zu verlassen. Der Großteil ihrer Werke in Wien wurde durch Bombenangriffe und Vandalismus zerstört und ist nur noch durch Fotografien belegt. Im Londoner Exil stellte sie ab 1949 gelegentlich aus. Dem Umzug in die USA folgte eine künstlerisch produktivere Phase. Sie betrieb im Haus der Schriftstellerin Gina Kaus ein Atelier. Kurzzeitig hatte sie auch einen Lehrauftrag für Modellieren an der University of California in Los Angeles inne. In den Jahren 1951 bis 1964 wurden ihre Werke im Rahmen von sieben Ausstellungen gezeigt, darunter eine Kollektivausstellung im Jepson Art Institut in Los Angeles.

In den 1960er Jahren erwarb Anna Mahler Häuser mit Ateliers in London und Spoleto (Italien) und lebte zumindest phasenweise wieder in Europa. Im Sommer 1988 wurden im Rahmen der Salzburger Festspiele zahlreiche Großplastiken und Porträtbüsten von Anna Mahler in den Foyers des Kleinen Festspielhauses gezeigt. Es war die bis dato größte monographische Schau ihres Werkes. Eine Teilnahme an dieser Ausstellung blieb ihr allerdings verwehrt, sie starb kurz zuvor in London. Die Grabrede hielt der angesehene Kunsthistoriker Ernst Gombrich.

Anna Mahler litt zeitlebens darunter, primär als Tochter ihrer berühmten Eltern wahrgenommen worden zu sein, wodurch ihr eigenes künstlerisches Schaffen in den Hintergrund rückte. Gleichzeitig bildeten das künstlerisch geprägte Umfeld ihrer Herkunft und die damit einhergehenden sozialen Kontakte in vielerlei Hinsicht die Voraussetzungen für ihren Werdegang und beförderten ihr berufliches Fortkommen.

Rezeption

Ähnlich wie ihre Mutter fand auch Anna Mahler Eingang in die Literatur. Elias Canetti, der mit ihr befreundet war, schilderte sie in seiner Autobiographie "Das Augenspiel", Robert Neumann in seinem Exilroman "The Inquest". Marlene Streeruwitz setzte sich in ihrem Roman "Nachwelt" (1999) biographisch-literarisch mit der Person Anna Mahler auseinander. Von Juni bis September 2004 war im Literaturhaus Wien eine von Barbara Weidle und Ursula Seeber kuratierte Ausstellung mit dem Titel "Anna Mahler. Ich bin in mir selbst zu Hause" zu sehen.

Literatur

  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 2070
  • Marlene Streeruwitz: Nachwelt. Ein Reisebericht. Limitierte Sonderausgabe. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 2010
  • Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 64, 110
  • Friedrich Weissensteiner: Kinder der Genies. August von Goethe, Siegfried Wagner, Anna Freud, Erika und Klaus Mann, Anna Mahler. München: Piper 2007, S. 191-243
  • Barbara Weidle / Ursula Seeber [Hg.]: Anna Mahler. Ich bin in mir selbst zu Hause. Bonn: Weidle Verlag 2004
  • Franz Willnauer / Marina Mahler-Fistoulari [Hg.]: Die Bildhauerin Anna Mahler. Salzburg: Galerie Welz 1988
  • Gestorben: Anna Mahler. In: Der Spiegel, 13.06.1988 [Stand: 22.01.2018]
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Hans Vollmer [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts. 6 Bände. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 1953–1962
  • Anna Mahler. Ihr Werk. Stuttgart [u.a.]: Belser 1975
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982
  • Das Kunstwerk. Eine Monatszeitschrift über alle Gebiete der Bildenden Kunst 1 (1950), S. 32 f.
  • Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Mahler, Anna [Sign.: TP-031584]

Weblinks