Franz Schuster (Architekt)
Franz Schuster, * 26. Dezember 1892 Wien, † 24. Juli 1972 Wien, Architekt, Künstler.
Biografie
Schuster studierte an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Oskar Strnad und Heinrich Tessenow (bei dem er ab 1917 Assistent war und mit dem er 1919 nach Dresden-Hellerau zum Ausbau der gleichnamigen Gartenstadt ging). 1923 bis 1925 war Schuster Chefarchitekt des Österreichischen Verbands für Siedlungs- und Kleingartenwesen (ÖVSK) für das Wiener Siedlungsamt; damals entstanden die Siedlung Süd-Ost am Laaer Berg (1921; gemeinsam mit Franz Schacherl), die Stadtrandsiedlung Hirschstetten (1921; gemeinsam mit Adolf Loos), die Siedlung Neustraßäcker in der Donaustadt (1924-1926) und die Siedlung Am Wasserturm (1924). Außerdem war Schuster auch am Bau von städtischen Wohnhäusern beteiligt (Otto-Haas-Hof, 1924; Karl-Volkert-Hof, 1926); 1926 entstand ein Montessori-Kindergarten (1., Rudolfsplatz 5).
1926/1927 lehrte Schuster als Professor an der Kunstgewerbeschule. 1927 ging er nach Frankfurt am Main, wo er 1928 bis 1936 freischaffender Architekt (Zusammenarbeit mit Stadtbaudirektor Ernst May) und Professor an der Kunstgewerbeschule war, außerdem 1933 bis 1936 Generalsekretär des Internationalen Verbands für Wohnungswesen in Frankfurt am Main. Damals publizierte er die beiden klassischen Bücher "Eine eingerichtete Kleinstwohnung" (1927) und "Ein eingerichtetes Siedlungshaus" (1928). 1937 bis 1967 war Schuster (als Nachfolger von Josef Hoffmann) Leiter der Meisterklasse für Architektur an der Wiener Kunstgewerbeschule; den veränderten politischen Verhältnissen passte er sich rasch an, 1938 legte er einen Entwurf zur Neugestaltung der Leopoldstadt vor ("Aufmarschstraße" in der Verlängerung der 1., Rotenturmstraße, Parteiforum). 1946 bis 1952 war Schuster als Berater des Wohnbauamts der Stadt Wien und 1952 bis 1957 als Leiter der Forschungsstelle für Wohnen und Bauen der Stadt Wien tätig.
Er errichtete unter anderem den Sonderkindergarten Schweizerspende (1948/1949), außerdem Schulen, Verwaltungsgebäude (beispielsweise Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter, 1955 bis 1957), Volksheime (beispielsweise 1954/1955 jenes in der Per-Albin-Hansson-Siedlung, 10, Stockholmer Platz 18), Altersheime, städtische Siedlungen (beispielsweise 1947 bis 1951 Mitplanung der Per-Albin-Hansson-Siedlung; 1950 bis 1953 Siedlung Siemensstraße) und städtische Wohnhausbauten (beispielsweise Emil-Fucik-Hof, 1950/1952; Am Schöpfwerk, 1951/1952; Sternhaus, 1956).
Videos
Literatur
- Brigitte Ott: Franz Schuster: Kindgerechtes Bauen in der Zwischenkriegszeit am Beispiel des Montessori-Kindergartens am Rudolfsplatz in Wien. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2008
- Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934. Wien: Promedia 1985, S. 384
- Helmut Weihsmann: Wiener Moderne 1910-1938. Wien: Ars Nova Medienverlag 1983
- Hans Hautmann / Rudolf Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien: Schönbrunn-Verlag 1980, S. 508
- Franz Schuster. Katalog der Hochschule für angewandte Kunst. Wien: Hochschule für angewandte Kunst in Wien 1976
- Friedrich Achleitner: Neue Architektur in Österreich 1945-1970. Wien: Bohmann 1969, S. 175
- Lebendige Stadt. Almanach. Band 10. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1963
- Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
Franz Schuster im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.