48° 11' 42.14" N, 16° 23' 4.25" E zur Karte im Wien Kulturgut
Staatsdruckerei (3., Rennweg 12a und 16; Wiener Zeitung), am 18. September 1804 von Franz II. (I.) als „K. k. Hof- und Staatsdruckerei" provisorisch begründet, um rasch und sicher amtliche Drucksachen, insbesondere Wertzeichen, herstellen zu können.
Unter der Bedingung, dass er einen Teil der Gerätschaften aus seiner Druckerei in der Alser Straße zur Verfügung stellte, wurde der Buchhändler Joseph Vinzenz Degen am 1. November 1804 zum Direktor des neuen Betriebs ernannt. Die k. k. Hof- und Staatsdruckerei wurde im zweiten und dritten Stockwerk eines Teils des Franziskanerklosters in der Singerstraße untergebracht. 1807 hatte sich der Personalstand von ursprünglich etwa 60 Personen bereits verdoppelt. Infolge der Invasion der französischen Truppen wurde die "geheime Abteilung" 1805 nach Pest beziehungsweise 1809 nach Großwardein verlegt und nach dem Abzug der französischen Truppen im Dominikanerkloster untergebracht. Da der Redakteur der Wiener Zeitung, Wiedemann, während der französischen Besetzung Wiens 1809 profranzösisch berichtete, wurde von Degen zunächst in Gaunersdorf, dann in Budweis eine Felddruckerei eingerichtet. Mit kaiserlichen Entscheid vom 21. Oktober 1814 wurde die k. k. Hof- und Staatsdruckerei zu einer ständigen Institution erklärt und Degen zum wirklichen Direktor befördert, dem auch die nun wieder zurückgeführte "geheime Abteilung" unterstellt wurde. Nach Degens Tod (1827) wurde Josef Anton von Wohlfarth provisorisch und 1832 definitiv zum Direktor bestellt.
1831 wurde eine Filiale der K. k. Hof- und Staatsdruckerei in Lemberg eröffnet (1870 aufgelassen), 1834 die Steindruckerei der k. k. Allgemeinen Hofkammer in die k. k. Hof- und Staatsdruckerei eingegliedert und 1836 mit den ersten beiden Schnelldruckpressen der Dampfmaschinenbetrieb eingeführt. Aufgrund der wirtschaftlichen Erfolglosigkeit (1840 Senkung der Beschäftigtenzahl auf 45) wurde Wohlfahrt 1840 beurlaubt. Unter Alois von Auer-Welsbach, der 1841 zum Direktor bestellt wurde, kam es zu entscheidenden Änderungen: die k. k. Hof- und Staatsdruckerei wurde wesentlich vergrößert, und man bediente sich über Auers Anregung bereits der heute gebräuchlichen Rotationsmaschinen; Auer sprach als erster den Gedanken aus, "endloses Papier", wie es aus der Papiermaschine kommt, zu bedrucken. Unter Auer, der neue Tätigkeitsbereiche einführte (Gründung des Verlags, Fremdsprachendruck, Blindenschrift, Galvanoplastik, seit 1849 Stempelmarken- und seit 1850 Briefmarkendruck), stieg die Beschäftigtenzahl bis 1860 auf mehr als 1.000 Bedienstete an. 1851 wurde eine Filiale in Temesvár gegründet (1866 stillgelegt). Ab 1858 wurde die Wiener Zeitung in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei hergestellt, erhielt aber Ende 1859 eine eigene Druckerei und Verwaltung. Mit 1. Oktober beschloss der Ministerrat, die Tätigkeit der k. k. Hof- und Staatsdruckerei auf ihren ursprünglichen Stand von 1804 zurückzuführen; die Verlagshandlung zum Verschleiß der Drucksorten sollte aufgelöst und die Arbeit der Offizin auf den Druck von Gesetzesblättern und Formularen beschränkt werden. Die Zahl der Beschäftigten sank 1865 auf 600 und 1866 auf 409. Am 13. Oktober wurde der Verwaltungsdirektor der Wiener Zeitung, Anton Ritter von Beck, Direktor der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. Unter seiner Direktion wurde 1888-1892 nach Plänen von Heinrich Köchlin das Gebäude 3., Rennweg 16, erbaut; 1908 errichtet man einen selbständige Erweiterungsbau auf einem vom benachbarten Botanischen Garten abgetretenen Grundstück (3., Rennweg 12a). Teile der k. k. Hof- und Staatsdruckerei waren auch nach Errichtung des neuen Gebäudes am Rennweg in der Alten Universität untergebracht. Bis 1971 war hier nach Instandsetzung der "alten Aula" ein Verkaufs- und Ausstellungsraum eingerichtet (1., Wollzeile 27A). 1901 beschäftigte die k. k. Hof- und Staatsdruckerei unter Direktor Ernst Ganglbauer etwa 2.000 Personen; 1918 wurde der Betrieb reduziert und unter dem Namen "Österreichische Staatsdruckerei" weitergeführt.
1934 erfolgte die Fusionierung der Staatsdruckerei und der Druckerei der Wiener Zeitung sowie die Unterstellung beider Betriebe unter die Leitung von Dr. Pankraz Kruckenhauser. Der Betrieb wurde dem Bundeskanzleramt nachgeordnet. 1938 wurde die Staatsdruckerei dem Reichsministerium unterstellt. Die meisten einträglichen Drucke übernahm die Reichsdruckerei in Berlin, der Marken- und Banknotendruck blieb allerdings in Wien 1939 erfolgte die Einstellung der Wiener Zeitung, ihr amtlicher Teil wurde dem "Völkischen Beobachter" eingegliedert. Das 1944/1945 schwer beschädigte Gebäude Rennweg 16 wurde 1945-1954 wieder aufgebaut. Ab 21. September 1945 erschien die Wiener Zeitung wieder unter Chefredakteur Dr. Ferdinand Reiter, der 1946 mit der Direktion der "Österreichischen Staatsdruckerei Wiener Zeitung" betraut wurde. 1955 erfolgte mit der Bestellung Dr. Franz Sobeks zum Generaldirektor der Staatsdruckerei und Direktor der Wiener Zeitung die Trennung der Chefredaktion von der Funktion des Staats- und Verwaltungsdirektors. Am 1. Jänner 1997 wurde die Staatsdruckerei per Gesetz in eine Arbeitsgemeinschaft umgewandelt. Für die Herausgabe der Wiener Zeitung wurde eine Verlags-GmbH gegründet; die Zeitung bleibt weiterhin dem Bundeskanzleramt nachgeordnet.
Direktoren
- Joseph Vinzenz von Degen (1804-1827)
- Josef Anton von Wohlfarth (1827-1840)
- Alois Ritter von Auer-Welsbach (1841-1866)
- Dr. Anton Ritter von Beck (1866-1892)
- Othmar von Volkmer (1892-1901)
- Ernst Ganglbauer (1901-1917)
- Dr. Karl Wanschura (1917-1924)
- August Gründig (1924-1929)
- Dr. Johann Tschauder (1929-1935)
- Dr. Pankraz Kruckenhauser (1935- 1937)
- Adolf Fischer (1937-1945)
- Dr. Ferdinand Reiter (1946-1955)
- Dr. Franz Sobek (1955-68)
- Dr. Wilhelm Sickinger (1969/1970; † 13. August 1970)
- Dr. Helmuth Fichtenthal (1971-1974)
- Dr. Otto Gatscha (1974-1978)
- Dr. Aribert Schwarzmann (1978-1993)
- Dr. Gerhard Gehmayr
- Prof. Reinhart Gausterer
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/2: Wien. 13.-18. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1984; S. 143 f.
- Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken vom 05.06.1979
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 92
- Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 137
- Die k. k. Hof- und Staatsdruckerei 1804-1954. 1954
- Stephan Orbán [Red.]: Öffentliche Wirtschaft und Gemeinwirtschaft in Österreich. Grundlagen, Entwicklungen, Dimensionen. Wien: Manz 1992, S. 410 ff.
- Franz Stamprech: 175 Jahre Österreich Staatsdruckerei. Entwicklung und Geschichte der Österreichischen Staatsdruckerei. Wien: Staatsdruckerei 1979 (Festschrift)