Inge Konradi
Inge Konradi, * 27. Juli 1924 Wien, † 4. Februar 2002 Wien, Schauspielerin.
Biografie
Inge Konradi war die Tochter des Beamten Felix Konradi und dessen Frau Ann (geborene Löw) und wuchs in einem streng katholischen Elternhaus im dritten Bezirk auf. Ihre Schulausbildung absolvierte sie im Sacré Coeur. Ab 1935 erhielt sie an der Staatsoper Ballettunterricht.
Nach ihrer Ausbildung am Max Reinhardt Seminar bekam die junge Schauspielerin 1942 ihr erstes Engagement am Volkstheater. Hier spielte sie in vor allem kleinere Nebenrollen, doch manche Kritiker erkannten in Inge Konradi bereits die Volksschauspielerin, zu der sie sich später besonders an der Seite von Josef Meinrad entwickeln sollte. Bei der österreichischen Erstaufführung von Ödön von Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" im Jahr 1948 verkörperte Inge Konradi die Marianne. Das mit Dorothea Neff, Harry Fuss und Karl Skraup prominent besetzte Stück geriet zu einem Theaterskandal, denn die konservative Presse berichtete von einer "dramatischen Verunglimpfung des alten Österreich-Ungarn", einer "beispiellosen Unverschämtheit" sowie einer "Blasphemie aufs Wienertum".[1]
Ernst Lothar sah die junge Schauspielerin als Eliza in Shaws "Pygmalion" und verpflichtete sie daraufhin für die Salzburger Festspiele 1950 als Rosa in Raimundss "Verschwender". Auch 1951 trat sie in Salzburg auf. In der Regie von Berthold Viertel, der sie noch im selben Jahr ans Burgtheater engagierte, spielte sie in Kleists "Der zerbrochene Krug". Nach einem kurzen Deutschland-Aufenthalt kehrte sie 1954 endgültig ans Burgtheater zurück, dessen Ensemble sie bis 1995 angehören sollte.
Begann sie am Volkstheater mit dem Volksstück, so reichte am Burgtheater ihre Spannweite von der Klassik bis zur Moderne – wobei es ihr stets gelang, tragische wie komische Figuren mit unverwechselbarer persönlicher Ausstrahlung überzeugend darzustellen. Gemeinsam mit Josef Meinrad prägte Konradi einen besonderen Nestroy- und Raimund-Stil an diesem Haus. Als resche Rosl in Raimunds "Verschwender" sowie als komödiantischer Christopherl in Nestroys "Einen Jux will er sich machen" schrieb sie Theatergeschichte. Eine sehr berührende Leistung bot Inge Konradi, wieder als Partnerin von Josef Meinrad, als Julie in Molnars "Liliom". Die Trafikantin Valerie in Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" (1987) war eine ihrer letzten größeren Rollen am Burgtheater.
Obwohl Inge Konradi seit den späten 1940er Jahren auch in Film- und später in Fernsehproduktionen mitwirkte, war sie doch in erster Linie eine Theaterschauspielerin. In Erinnerung blieb allerdings ihre letzte Filmrolle als Omama in Xaver Schwarzenbergers Weihnachtskomödien "Single Bells" (1997) und "O Palmenbaum" (2000).
1988 erhielt Inge Konradi einen Lehrauftrag für Rollengestaltung am Max Reinhardt Seminar.
Inge Konradi ist in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof bestattet. Die Grabplastik wurde von Wander Bertoni, mit dem die zwölf Jahre lang verheiratet war, geschaffen und stellt einen traurigen Clown dar. Diese Rolle hatte Konradi 1969 in Pavel Kohouts Drama "August, August, August" am Akademietheater verkörpert.
Die Schauspielerin wurde mehrfach geehrt. So erfolgte 1992 ihre Ernennung zum Ehrenmitglied des Burgtheaters. 2006 wurde die Inge-Konradi-Gasse in Stammersdorf nach der Schauspielerin benannt.
Quelle
- Biografiensammlung der Wienbibliothek im Rathaus: Inge Konradi (2006)
Literatur
- Regina Paril-Fellner: Inge Konradi. Bilder aus einem Theaterleben. Wien: Lehner 2021
- Ernst Bruckmüller [Hg.]: Personenlexikon Österreich. Wien: Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon 2001
- Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
- Kürschners biographisches Theater-Handbuch. Hg. von Herbert A. Frenzel [u. a.]. Berlin: de Gruyter 1956