Institut für Österreichische Geschichtsforschung
48° 12' 46.87" N, 16° 21' 39.10" E zur Karte im Wien Kulturgut
Institut für Österreichische Geschichtsforschung (IOeG), gemäß kaiserlichen Entschluss vom 20. Oktober 1854 an der philologischen Fakultät der Universität Wien zur Erforschung und Darstellung der österreichischen Geschichte und zur höheren Ausbildung in den historischen Wissenschaften (Diplomatik, Quellenkunde, und so weiter) gegründet (ab 1919 Österreichisches Institut für Geschichtsforschung, ab 1938 Institut für Geschichtsforschung und Archivwissenschaften, seit 1945 wieder Institut für Österreichische Geschichtsforschung).
Unter Theodor Sickel entwickelte sich das Institut (in Abänderung seines Gründungsziels) zu einer angesehenen Pflegestätte für historische Hilfswissenschaften. Es genießt einen hervorragenden internationalen Ruf, verfügt über eine Urkunden-, Faksimile- und Siegelsammlung sowie eine umfangreiche Fachbibliothek. Zu den Publikationsreihen zählen unter anderem die seit 1880 jährlich erscheinenden "Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung" (MIÖG; dazu Ergänzende Bände); von besonderem Wert für die Wiener Geschichte ist die Edition der Matrikel der Universität Wien. 1881 wurde von Wien aus das Historische Institut in Rom gegründet.
Institutskurs, Magisterstudium, Masterstudium
Ab 1855 wurden am Institut, in einem einjährigen Vorbereitungs- und einem zweijährigen Hauptkurs (der mit einer Hausarbeit sowie einer [schriftlichen und mündlichen] Staatsprüfung abzuschließen ist) Fachkräfte für den höheren wissenschaftlichen Dienst ausgebildet (insbesondere auch Heranbildung wissenschaftlicher Beamter für Archive und Museen).
Der „Kurs“ durchlebte dabei seit seinem Beginn einen stetigen Wandel, der auch durch das Berufsbild der Archivarinnen und Archivare geprägt ist. 2005 wurde die bisherige Form des dreijährigen „Kurses“ mit einem Vorbereitungsjahr, einer Aufnahmeprüfung in den zweijährigen Ausbildungslehrgang und der Absolvierung dieses Ausbildungslehrgangs mit abschließender Staatsprüfung durch ein Magisterstudium Archivwissenschaft ersetzt,[1] das ab dem Wintersemester 2008/2009 gemäß der europäischen Studienarchitektur (Stichwort Bologna) als Masterstudium „Geschichtsforschung, Historische Hilfswissenschaften und Archivwissenschaft“, seit 2019 "Historische Hilfswissenschaften und Archivwissenschaft" geführt wird.
Mit dem Masterstudium Historische Hilfswissenschaften und Archivwissenschaft, das am Institut für Österreichische Geschichtsforschung in Kooperation mit der Universität Wien absolviert werden kann, verfügt Österreich über eine akademische Archivausbildung, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine vertiefte Ausbildung in den historischen Hilfswissenschaften des Mittelalters und der Neuzeit erhalten. Neben einem gemeinsamen Grundstudium erfolgt eine Spezialisierung auf eine der beiden alternativen Pflichtmodulgruppen: "Historische Hilfswissenschaften und Geschichtsforschung" und "Archivwissenschaft und Medienarchive".[2] Im Grundstudium gelehrt werden Paläographie des Mittelalters und der Neuzeit, Urkundenlehre und Aktenkunde, Verfassungsgeschichte, Quellenkunde und einführende Lehrveranstaltungen in die Archivwissenschaft. In der Modulgruppe "Archivwissenschaft und Medienarchive" werden Lehrveranstaltungen zu Bewertung, Erschließung, Bestandserhaltung, Records Management, Archivrecht, Medienanalyse, Archivmanagement und Öffentlichkeitsarbeit, Digitalisierung und digitaler Archivierung angeboten. Die Ausbildung vermittelt somit erhöhte Kompetenzen für die wissenschaftliche Erschließung historischer Quellen von der Pergamenturkunde bis zu digitalen Aufzeichnungen sowohl auf der Basis bewährter Traditionen als auch innovativer Methoden und qualifiziert damit auch für die Tätigkeit in Archiven und Museen verschiedenster Ausrichtung, vom klassischen historischen Archiv bis zum digitalen Medienarchiv.
Vorstände
- Albert Jäger (1854-1869)
- Theodor von Sickel (1869-1891)
- Heinrich von Zeissberg (1891-1896)
- Engelbert Mühlbacher (1896-1903)
- Emil von Ottenthal (1903-1926)
- Oswald Redlich (1926-1929)
- Hans Hirsch (1929-1940)
- Otto Brunner (1940-1945)
- Leo Santifaller (1945-1962)
- Heinrich Fichtenau (1962-1983)
- Herwig Wolfram (1983-2002)
- Karl Brunner (2002-2009)
- Thomas Winkelbauer (2010-2020)
- Christian Lackner (seit 2020)
Mitglieder: Verzeichnisse in der Chronik der Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung.
Literatur
- Alphons Lhotsky: Geschichte des Institut für österreichische Geschichtsforschung. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Wien/München: Oldenbourg / Wien/Graz/Köln: Böhlau / Innsbruck: Wagner 1880 - lfd. Ergänzungsband 17, 1954
- Emil von Ottenthal: Das kaiserlich königliche Institut für österreichische Geschichtsforschung 1854-1904. Festschrift zur Feier des 50-jährigen Bestandes. Wien: Holzhausen 1904
- Leo Santifaller: Das Institut für österreichische Geschichtsforschung. Festgabe zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Wien: Universum Verlagsgesellschaft 1950
- Karin Winter / Jakob Wührer: Der Kurs ist tot! Es lebe das Masterstudium! Ein Erfahrungsbericht zur archivwissenschaftlichen Ausbildung an der Universität Wien und dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung. In: Scrinium 66 (2012), S. 65–107
Links
Einzelnachweise
- ↑ Karin Winter / Jakob Wührer: Der Kurs ist tot! Es lebe das Masterstudium! Ein Erfahrungsbericht zur archivwissenschaftlichen Ausbildung an der Universität Wien und dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung. In: Scrinium 66 (2012), S. 65–107.
- ↑ Institut für Österreichische Geschichtsforschung: Masterstudium Historische Hilfswissenschaften und Archivwissenschaft.