Inzersdorfer Friedhof
48° 8' 43.04" N, 16° 20' 56.30" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der seit 1784 bestehende Inzersdorfer Friedhof (23., Kolbegasse 34) ist 78.864 Quadratmeter groß und verfügt über rund 11.300 Grabstellen. Eine Besonderheit sind die sowjetischen Kriegsgräber.
Geschichte
Der neue Inzersdorfer Friedhof wurde im "Oberen Inzersdorfer Feld" errichtet, nachdem der alte Inzersdorfer Friedhof, neben der Kirche (23., Draschestraße 105) gelegen, 1784 aufgelassen werden musste. Um den neue Friedhof errichtet zu können, erhielten einige Hausbesitzer von der Herrschaft Inzersdorf die Weisung, "Hausgründe" abzutreten, doch musste 1796 mit den Protestierenden ein Vergleich geschlossen werden, der ihnen das doppelte Ausmaß der abgetretenen Grundstücke auf der gemeindeeigenen Vösendorfer Hutweide zusprach. Der Friedhof wurde 1863, 1875, 1886, 1897, 1912, 1928, 1953, 1975, 1977 und 1979 erweitert, bei der Erweiterung 1875 wurde ein gegen die Ortschaft in nördlicher Richtung gelegener Teil aufgelassen. 1877 wurde eine Kapelle mit Totenkammer sowie eine Totengräberwohnung samt Friedhofskanzlei gebaut, 1887 die Friedhofskapelle und 1928 eine Aufbahrungshalle und ein Verwaltungsgebäude, außerdem eine arkadenähnliche Urnenmauer mit 132 Wandnischen und ein Urnenhain für 850 Urnengrabstellen.
Seit 1929 besitzt die "Gemeinde Wien - Städtische Leichenbestattung" die alleinigen Rechte für den Inzersdorfer Friedhof (ausgenommen 1932-1939 [Konzession der Gemeinde Inzersdorf]). Das Städtische Bestattungsunternehmen erhielt am 1. Juli 1939 die Konzession und das alleinige Aufbahrungsrecht am Friedhof, ferner wurde der Friedhof in die Eigenregie der Gemeinde Wien übernommen.
Die Behebung der Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg fand von 1945 bis 1949 statt. Durch die Errichtung eines Altars in der Aufbahrungshalle war ab 1950 die Abhaltung von Einsegnungsfeiern möglich. Die Geschäftsführung des Inzersdorfer Friedhofs wurde 1954 einem Kontrahenten übertragen. 1961 wurden das Dach der Aufbahrungshalle sowie der Aufbahrungsraum renoviert und ein Stirnwandaltar eingebaut. 1962 war nach Sanierungsmaßnahmen in alten Grabfeldern und durch Aufschließungsarbeiten auf neuen Erweiterungsflächen die Vergabe heimgefallener und neuer Grabstellen möglich. 1962 wurde auch das "Drasche-Mausoleum" (Gruftkapelle der Familie Drasche, errichtet 1892 von Alexander von Wielemans für Doktor Richard Drasche Ritter von Wartinberg) instand gesetzt.
Das neue Wiener Leichen- und Bestattungsgesetz ermöglichte ab 1. Jänner 1971 die Beisetzung von Asche ohne Urne in einer bestehenden Grabstelle. 1973/1974 wurde die Aufbahrungshalle sowie der Aufbahrungsraum von Erich Boltenstern umgebaut (Renovierung 1989; Flügelaltar von Hans Robert Pippal); die Freigabe für die Benützung erfolgte am 16. April 1974. 2011 wurden Teile des Verwaltungsgebäudes saniert.
Heinrich Drasche ließ 1860 an der Ostseite der Inzersdorfer Kirche, nahe des einstigen Karners des alten Kirchhofs, eine Kapelle anbauen, die ursprünglich als Grabkapelle für seinen verstorbenen Onkel Alois Miesbach und die Familie Drasche diente. 1978 wurde diese Kapelle zu einer Werktagskapelle (Marienkapelle) umgebaut.
Grabmonument (Mausoleum) der Grafen Drasche, um 1960
Grabdenkmal des Inzersdorfer Bürgermeisters Karl Krestan, um 1960
Grabdenkmal des Arztes Adolf Pirnitzer, um 1960
Siehe auch: Inzersdorfer Friedhof (1637-1784), Inzersdorfer Friedhöfe.
Bestattete Personen
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 17 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.
BildName des Bildes | Personenname | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum | Grabstelle |
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Sophie Cittadini | Sängerin (Sopran) | 20 April 1825 | 8 August 1892 | ||
Heinrich Drasche | Industrieller | 19 April 1811 | 24 Juli 1880 | Gruppe 1, Reihe MW, Nummer G41 | |
Richard Drasche | Industrieller | 18 März 1850 | 4 Juli 1923 | ||
Franz Faltis | Chemiker | 22 Juni 1885 | 10 Februar 1963 | ||
Hermine Fiala | Kaufmannsgehilfin Kommunalpolitikerin | 23 September 1930 | 2 Juni 1979 | Gruppe 20, Reihe 25, Nr. 14 | |
Anton Grath | Bildhauer | 18 Oktober 1881 | 8 April 1956 | ||
Rudolf Hießmanseder | Beamter | 20 Februar 1882 | 26 Dezember 1942 | Gruppe 1, Reihe 60, Nummer 1 | |
Karl Krestan (Politiker) | Politiker | 12 Dezember 1883 | 1957 | Gruppe: 3 Reihe: L1 Nummer: 1 | |
Maria Kuhn | Politikerin | 27 Mai 1925 | 10 Oktober 1989 | Gruppe B, Nummer 62 | |
Reinhard Liepolt | Hydrobiologe | 1 August 1906 | 27 Februar 1996 | ||
… weitere Ergebnisse |
Quellen
Literatur
- Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 178
- Franz Knispel: Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1992, Band 2, S. 38 ff.
- Wiener Geschichtsblätter, 36. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1981, S. 103
Weblinks
- Friedhöfe Wien: Inzersdorfer Friedhof [Stand: 26.09.2023]
- Friedhöfe Wien: Friedhofspläne [Stand: 29.07.2024]