Josef Franz Harbich

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Bau des Aquädukts der Ersten Hochquellenleitung in Liesing, um 1872. Josef Franz Harbich war ab 1872 für den Bauabschnitt von Perchtoldsdorf bis zum Rosenhügel verantwortlich, zu dem die drei Aquädukte in Liesing, Mauer und Speising zählen.
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Harbich, Josef Franz
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  370462
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 11. März 1841
GeburtsortOrt der Geburt Brünn 4008456-5
SterbedatumSterbedatum 15. Juni 1923
SterbeortSterbeort Mährisch-Schönberg 1182953387
BerufBeruf Techniker
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird Eröffnung der Ersten Hochquellenleitung
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Erste Hochquellenleitung, Wasserversorgung
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Letzte Änderung am 11.10.2024 durch DYN.herbert.gnauer
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
BildnameName des Bildes Erste Hochquellenleitung ArbeiterInnen groß.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Bau des Aquädukts der Ersten Hochquellenleitung in Liesing, um 1872. Josef Franz Harbich war ab 1872 für den Bauabschnitt von Perchtoldsdorf bis zum Rosenhügel verantwortlich, zu dem die drei Aquädukte in Liesing, Mauer und Speising zählen.

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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Josef Franz Harbich, * 11. März 1841 Brünn/Brno, † 15. Juni 1923 Mährisch Schönberg/Šumperk, Techniker, als Streckeningenieur am Bau der Ersten Hochquellenleitung beteiligt.

Biografie

Kindheit und Jugend

Josef Harbichs Vater war der in Waltersdorf/Valteřice (seit 1949 Žleb) im Bezirk Mährisch Schönberg/Šumperk geborene Orgelbaumeister Franz Harbich (1780-1862). Dieser lebte ab 1804 in Brünn und war vorwiegend in Mähren tätig. Aufgrund der hohen Wertschätzung seiner Instrumente, seines fortgeschrittenen Alters von 82 Jahren und seiner bis zum Lebensende anhaltenden Schaffenskraft, hinterließ er eine Vielzahl von Orgeln. Einige seiner Werke haben bis in die heutige Zeit überdauert und befinden sich teilweise noch in gutem Zustand.

Josef Harbichs Mutter, Maria Theresia Katharina, geb. Krammer, kam 1813 als Tochter eines Weinhändlers in Krems zur Welt. 1839 heiratete sie den zuvor zweimal verwitweten Orgelbauer Franz Harbich als dessen dritte Gattin.

Nach Abschluss eines allgemeinen Technikstudiums 1864 in Brünn wollte Josef Harbich zunächst an der Münchner Kunstakademie Architektur studieren. Zur Finanzierung seines Aufenthalts verdingte er sich als Zeichner beim Bau des neuen Volkstheaters auf dem Gärtnerplatz. Dieses Vorhaben musste er jedoch schon nach wenigen Monaten aufgeben und zur Schlichtung familiärer Turbulenzen nach Brünn zurückkehren. Im Anschluss ging er nach Wien, wo er ab Sommer 1865 als Zeichner für die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik tätig war.

Bau der Ersten Hochquellenleitung

Nach eigenen Angaben erlangte Josef Harbich 1869 eine Stelle als Ingenieurs-Assistent beim Bau der Ersten Hochquellenleitung (bis 21. April 1922: erste Kaiser-Franz-Joseph-Hochquellenleitung). Beginnend mit den Vorbereitungsarbeiten zur Trassierung im Raum Mödling war er bis zum Abschluss der Bauphase 1873 durchgehend beschäftigt. Nach seiner Ernennung zum Streckeningenieur Erster Klasse 1872, war er zuletzt für den Bauabschnitt von Perchtoldsdorf bis zum Rosenhügel verantwortlich, zu dem die drei Aquädukte in Liesing, Mauer und Speising zählen.

Im Rahmen seiner Tätigkeiten begegnete er unter anderem einigen der Hauptakteure des Wasserleitungsprojekts: Bürgermeister Cajetan Felder, Gemeinderat und Mitglied der Wasserversorgungskommission Eduard Suess sowie den Ober-Ingenieuren Carl Junker und Carl Mihatsch. In seinen Memoiren berichtet Harbich detailliert von seinen Beobachtungen und Erlebnissen während der Bauphase dieses epochalen Projekts aus Sicht eines auch emotional hoch engagierten Beteiligten.

1870 heiratete er seine Jugendliebe Bertha Aloisia Lamesch (1841-1911), mit der er vier Söhne und zwei Töchter hatte. Eine weitere Tochter entstammte einer außerehelichen Beziehung.

Wasserinspektorat und Wassermesser Probieranstalt

Nach Fertigstellung der Ersten Hochquellenleitung 1873 versuchte Harbich vergebens eine Anstellung als Ingenieur beim Wiener Stadtbauamt zu erlangen. Schließlich wurde ihm lediglich die Beschäftigung als technischer Diurnist auf Taggeldbasis zugestanden.

Mit dem Ausbau der Wasserversorgung ergab sich die Anforderung, den enorm angestiegenen Wasserverbrauch der einzelnen Abnehmer zwecks Verrechnung zu messen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das keine große Rolle gespielt. Sofern es überhaupt Zuleitungen gab, wurden die Abgabemengen mit Hilfe sehr primitiver und entsprechend fehleranfälliger Messmethoden festgelegt und reguliert. Angesichts der neuen Gegebenheiten und ihren vergleichsweise gewaltigen Dimensionen mussten genauere und verlässlichere Lösungen gefunden werden. Tatsächlich stellte die Konstruktion präziser und dennoch strapazierfähiger Wassermesser, die kostengünstig in hoher Stückzahl produziert werden konnten, damals keine geringe Herausforderung dar. Auf diesem Gebiet sollte Josef Harbich seine künftige Lebensaufgabe finden.

Nach eigener Darstellung war er ab März 1877 maßgeblich an Gründung und Aufbau eines Kontrollamtes bzw. Wasserinspektorats beteiligt. Im Jahr darauf übernahm er die Leitung einer nach seinen Wünschen gestalteten Wassermesserprobieranstalt, in der die unterschiedlichen Modelle auf Genauigkeit und Robustheit geprüft wurden. Da Harbich die Anschaffung ihm nicht tauglich scheinender Modelle nach Kräften zu verhindern suchte, schuf er sich mit seiner Arbeit nicht nur Freunde. Immer wieder geriet er in Konflikte mit Herstellern, Politikern, diversen Amtsinhabern und anderen Entscheidungsträgern, die seiner Karriere kaum förderlich waren. Als freilich parteilicher und durchaus streitbarer Zeitzeuge schildert Harbich, wie Lobbyismus schon damals in mitunter schnell wechselnden Koalitionen und Konstellationen betrieben wurde.

Erst im Alter von 52 Jahren erhielt er 1893 eine feste Anstellung als Ingenieur beim Wiener Bauamt. 1909 wurde er zum Oberingenieur befördert und ging 1911 siebzigjährig in Pension. Im selben Jahr verstarb seine erste Gattin Bertha Aloisia.

Die Memoiren

In den Jahren 1913 bis 1923 schrieb Josef Harbich seine Lebenserinnerungen nieder. "Um meinen Kindern eine Erinnerung an mich und meine Jugendzeit zu hinterlassen", wie er selbst es ausdrückte. Zu diesem Zeitpunkt lebte er mit seiner zweiten Gattin Anna, geb. Schwindermann (1853-1924), in Mährisch Schönberg/Šumperk, wohin er ab 1912 seinen Lebensmittelpunkt verlegt hatte.

Im ersten Abschnitt erläutert Harbich Geschichte und Herkunft beider Elternfamilien, gefolgt von einer detailreichen Beschreibung der Stadt Brünn, ihren örtlichen wie auch gesellschaftlichen Gegebenheiten zu Zeiten seiner Kindheit und Jugend. Ausführlich geht er auf seine Schulzeit ein, erwähnt viele Lehrer namentlich, verteilt Lob und teils herben Tadel. Große Wertschätzung bekundet er unter anderem für seinen Lehrer in Physik und Naturgeschichte, Gregor Mendel, der die Liebe zur Natur in ihm geweckt habe. Seine größte Bewunderung aber gilt dem hochverehrten Vater und dessen Arbeit als Orgelbauer.

Neben ihm nahestehenden oder sonst wie bedeutsam scheinenden Persönlichkeiten schildert der Verfasser auch wichtige Vorkommnisse, sowohl privater als auch öffentlicher Natur. Nicht zuletzt fallen darunter auch Berichte von Lebensläufen, in denen sich die hohen Sterblichkeitsraten niederschlagen. Es mag überraschen, wie häufig Geisteskrankheiten diagnostiziert wurden, die nicht selten zu einem frühen Tod, oft in einer geschlossenen Anstalt führten.

Die mitunter durchaus kritische Beurteilung von Personen und Ereignissen zählt zu den wesentlichen Elementen des gesamten Textes. Der Verfasser nimmt sich kein Blatt vor den Mund und gibt klar zu erkennen, wie er seine jeweilige Umgebung erlebte und die Entwicklungen seiner Zeit einschätzte.

Als Beispiel für die während der k. u. k. Monarchie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geübte restriktive Autorität kann etwa die Passage gelten, in der eine harmlose Privataufführung theaterbegeisterter Jugendlicher mit Polizeigewalt verhindert und Ziel einer hochnotpeinlichen Untersuchung wurde, weil sie nicht behördlich genehmigt war. Das ursprünglich verhängte Strafmaß wurde zwar letztlich von 200 auf 5 Gulden reduziert, aber die weit größere Gefahr bestand in den drohenden Schulverweisen. Die Zukunft der jungen Menschen stand auf dem Spiel, weil sie im Familien- und Freundeskreis "Die Karlsschüler" aufführen wollten, eine Schiller-Hommage von Heinrich Laube, der zum selben Zeitpunkt Direktor des Wiener Hofburgtheaters war.

Bereits während seiner Zeit an der Oberrealschule unternahm Harbich ausgedehnte Fußreisen, die ihn in späteren Jahren bis Frankfurt am Main und Köln führten. So finden sich in dem Zusammenhang ausgiebige Schilderungen von Landschaften, Städten, Bauten und Kunstwerken, wie sich sie zu jener Zeit präsentierten. Auch über unterschiedliche Lebensarten in den einzelnen Landstrichen ist allerhand zu erfahren. Noch im fortgeschrittenen Alter begab sich Harbich regelmäßig auf Wanderungen, seine diesbezüglichen Berichte zeugen von großer Naturbegeisterung.

Neben Technik und freier Natur galt Harbichs dritte große Liebe dem Theater. Als Gymnasiast bildete er mit Freunden eine Laienspielgruppe und schrieb während seines Studiums für die von Leopold Alexander Zellner gegründete Zeitung "Blätter für Theater, Musik und Kunst" Kritiken über Aufführungen in Brünn. Mehrmals erwog er ernsthaft, den Beruf eines Schauspielers zu ergreifen, nahm deshalb Kontakt zum ehemaligen Direktor des Hofburgtheaters, Heinrich Laube, auf und sprach auf dessen Empfehlung Josef Lewinsky den Hamlet vor. Insbesondere letztere Begegnung dürfte ihn dazu gebracht haben, die erwartbar etwas besser gesicherte Existenz als Techniker vorzuziehen.

Harbichs lebenslanger Theaterbegeisterung verdanken wir zahlreiche Beschreibungen von Aufführungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Von besonderem Interesse mögen die Beobachtungen sein, die er hinter der Bühne machte, als er später im Rahmen seiner Tätigkeit für das Wiener Bauamt Anwesenheitsdienste in Theatern und Varietés versah. Den Ringtheaterbrand 1881 erlebte er als Augenzeuge mit, der allerdings außerhalb dienstlicher Verpflichtungen herbeigeeilt war.

Werk

  • Josef Franz Harbich: Memoiren; begonnen 1912, abgeschlossen 1921 (vmtl.) in Mährisch Schönberg/Šumperk (provisorische Veröffentlichung, Text in Arbeit)

Quellen

Literatur

  • Sehnal, Jiří: Barocke Orgelbaukunst in Mähren (Barokní Varhanářství na Moravě) Bd.1, Brno 2003, S.59-64

Weblinks