Josef Schrammel
Josef Schrammel, * 3. März 1852 Ottakring, † 24. November 1895 Wien, Musiker.
Biografie
Josef Schrammel kam im März 1852 im Ottakring 226 (heute: Friedrich-Kaiser-Gasse 11) als Sohn der Volkssängerin Aloisia Ernst zur Welt. Sein Vater, Kaspar Schrammel, war nach dem Tod seiner ersten Frau aus Litschau nach Wien gekommen, um in den Gasthäusern von Ottakring und Neulerchenfeld als Klarinettist aufzutreten.
Josef und sein um zwei Jahre älterer Bruder Hanns waren daher mit der Wiener Unterhaltungsmusik von frühester Jugend an vertraut. Die beiden Brüder erhielten vom Primgeiger des Carl-Theaters, Josef Melzer, Violinunterricht.
Bereits im Alter von elf beziehungsweise neun Jahren gaben die beiden ihr Debüt im Rahmen einer Produktion ihres Vaters in einem Wiener Vorstadtgasthaus. Von da an trugen sie trotz des Auftrittsverbots für schulpflichtige Kinder durch ihr Spiel mehr oder weniger regelmäßig zum Familieneinkommen bei.
Wie sein Bruder begann auch Josef Schrammel dem Wunsch des Vaters entsprechend ein Studium am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde, doch brach er bereits nach wenigen Monaten ab. 1868/1869 ließ er sich im "Generalbass" ausbilden; nach heutiger Sprachregelung sind damit die Fächer Harmonielehre und Kontrapunkt gemeint. Im Dezember 1869 trat er gemeinsam mit seiner Tante Katharina Schütz (einer Schwester seiner Mutter), deren Mann und Tochter eine 17-monatige Orientreise an. Diese sollte zunächst nur in die Türkei führen, doch ergriff man eine sich zufällig bietende Gelegenheit, auch in Ägypten aufzutreten. Nach seiner Rückkehr im Mai 1871 trat Josef Schrammel mit verschiedenen Kleinensembles in Heurigenlokalen auf.
1875 gründete Josef Schrammel sein erstes eigenes Ensemble. Drei Jahre später entstand das "Nußdorfer Terzett": Josef Schrammel spielte die erste Geige, Johann Schrammel die zweite und Anton Strohmayer die Gitarre. Das "Nußdorfer Terzett", auch als "Terzett Gebrüder Schrammel" und "Gebrüder Schrammel und Strohmayer" bekannt, stieg rasch zum führenden Wiener Volksmusikensemble auf. Die Zeitungen berichteten ausführlich über die Produktionen der drei Musiker, was in diesem Genre durchaus nicht selbstverständlich war. Außergewöhnlich war auch, dass nun renommierte Lokale innerhalb des Linienwalls den "Nußdorfern" ihre Pforten öffneten. Hauptwirkungsstätten blieben aber die Heurigenlokale. 1884 schloss sich der Klarinettist Georg Dänzer dem Terzett an. Das nunmehrige Quartett spielte unter anderem vor Erzherzog Rudolf, Johann Strauss und Hans Richter.
Nach dem Tod seines Bruders im Jahr 1893 leitete Josef Schrammel das Quartett, konnte allerdings in der ihm verbleibenden Zeit nicht mehr an frühere Erfolge anschließen. Die zweite Geige spielte zunächst ein Musiker namens Knoll, später ein Bruder des Gitarristen Daroka.
Bereits 1874 hatte Josef Schrammel die Volkssängerin Barbara (Betty) Prohaska geheiratet; zu gemeinsamen Auftritten mit den "Schrammeln" reichte ihr Talent allerdings nicht. Nach 15 Ehejahren und der Geburt von sieben Kindern, von denen fünf Töchter das Erwachsenenalter erreichten, verließ Betty Schrammel ihre Familie, was ihr Mann zeit seines Lebens nicht verwinden konnte. Wie in solchen Fällen üblich, übernahm die älteste Tochter, Betty, die Stelle der Hausfrau und Erzieherin der jüngeren Geschwister.
Als Komponist eigener Werke stand Josef Schrammel deutlich im Schatten seines Bruders Hanns; sein bis heute bekanntestes Werk ist das Walzerlied "Vindobona, die Perle von Österreich" nach einem Text von Carl Schmitter. Einen persönlichen Achtungserfolg erzielte er auch durch die Aufführung seines Walzers "Die Nussdorfer" in einer Fassung für Vokalquartett als Einlage in der Posse "Der Stabstrompete" von F. Anthony und Carl Lindau, die 1886 mit der Musik von Hans Krenn am Theater in der Josefstadt gegeben wurde.
Quellen
Literatur
- Thomas Aigner: Josef Schrammel (1852−1895). Zur 150. Wiederkehr seines Geburtstages. In: Jahrbuch des Österreichischen Volksliedwerkes, Band 51. 2002
- Schrammel-Nachlass an Stadtbibliothek. In: OTS0096, 13.10.2000 [Stand: 04.06.2019]
Josef Schrammel im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.