Hernalser Friedhof

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Hernalser Friedhofstor am 12. Februar 1913
Daten zum Objekt
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48° 13' 36.09" N, 16° 19' 3.08" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Hernalser Friedhof (17., Leopold-Kunschak-Platz 7). Der Friedhof ist 169.533 Quadratmeter groß und verfügt über rund 21.700 Grabstellen.

Geschichte

Der Hernalser Friedhof wurde 1870-1872 nach Plänen von Stadtbaumeister Johann Pflaum errichtet. Als Vorbild diente laut einem Artikel des Illustrierten Wiener Extrablatts der Münchner "Aktienfriedhof". Er wurde am 25. Oktober 1872 geweiht und ab 2. November 1872 belegt, nachdem die Auflassung des bestehenden Ortsfriedhofs (17., Lorenz-Bayer-Platz) beschlossen wurde, die Sperre erfolgte am 1. November 1872.

Plan des Hernalser Friedhofs 1892

Die Gemeinde Hernals hatte mit dem neuen Friedhof neben dem Bedürfnis einer Begräbnisstätte auch eine Einkommensquelle geschaffen, denn von den 100 vorhandenen Grüften waren schon wieder die größte Zahl vergriffen oder vorgemerkt.

Am 10. Oktober 1883 beschloss die Hernalser Gemeindevertretung, dem Grabmal für Feldmarschall Graf Karl von Clerfayt († 1798, ursprünglich am Kalvarienberg beziehungsweise am Ortsfriedhof befindlich) einen geeigneten Platz zuzuweisen.

Der Friedhof wurde 1894, 1899, 1902, 1912, 1915 und 1919 sowie mehrfach nach dem Zweiten Weltkrieg erweitert, 1905 ein viertes Tor eröffnet (weitere Eingänge folgten 1973).

Plan der Erweiterung im Jahr 1900

1907 ging die Instandsetzung und Erhaltung der Gräber des letzten Hernalser Ortsrichters und ersten Bürgermeisters Michael Weiß († 1863) sowie des Dichters Ferdinand Sauter († 1854) in die Obhut der Gemeinde Wien über. Sauters Grab wurde 1872 vom Ortsfriedhof hierher überführt.

Von Mai 1917 bis Ende 1918 waren Kriegsgefangene auf den Friedhöfen in Hernals, Ottakring und Baumgarten zu Arbeitsleistungen eingeteilt, als Unterkunft diente das Männerheim 16., Wurlitzergasse 89.

1937 erhielt das Pfarramt der Herz-Jesu-Sühnekirche mit Auflagen die Bewilligung zur Aufbahrung von Verstorbenen in der Kirche, nämlich in der rechts neben dem Eingang gelegenen Erscheinungskapelle, eine Voraussetzung war die Mitbenützung durch die Städtischen Bestattung.

1944 wurde durch den Wiener Polizeipräsidenten und örtlichen Luftschutzleiter die Beschlagnahmung der Leichenhalle und Arkadenhalle sowie deren Verwendung als Lagerraum im Falle von Fliegerangriffen angeordnet.

Am 1. Dezember 1970 wurden die Friedhöfe Baumgarten, Hernals, Hietzing, Neustift am Walde, Ottakring und Südwestfriedhof in den zentralen Einsegnungsdienst der römisch-katholischen Kirche aufgenommen.

1978/1979 wurden die Aufbahrungsräume nach Plänen des Architekten Erich Boltenstern neu gestaltet, der Maler Hans Robert Pippal entwarf und führte die zwei Flügelaltäre aus, der Maler Hermann Bauch gestaltete die Bleiglasfenster und die Bleiverglasung der Eingangstore. Ab 6. August 1979 war die Benützung wieder möglich.

Künstlerische Gestaltung

Am Hernalser Friedhof, ganz im Stil der Gründerzeit gehalten, sind alle wesentlichen Stilrichtungen, vom Biedermeier- und Empiregrab bis zur Marmorwand vertreten. Besonderheiten des Friedhofs sind die neugotische Friedhofskapelle am unteren Ende gegen die Alszeile, die Arkaden mit Grüften und das Kreuz zum Gedenken an die Opfer des Faschismus. Zwei Arkadenreihen ziehen sich den Hang hinauf, eine dritte entlang der alten Mauer. Im oberen Teil ähnelt der Friedhof einem Park.

Gedenkstätte Opfer des Faschismus, 17., Friedhof Hernals

1978/1979 schuf Hans Robert Pippal zwei künstlerisch gestaltete Flügelaltäre. Weitere kunstvolle Besonderheiten sind zwei Kreuze, die Emailmalerei auf Kupfer und die Gemälde "Christkönig" und "Überwinder des Todes" auf geätzten, vergoldeten Kupfertafeln.

Das Clerfaytgrabmal besitzt einen Inschriftenstein, auf der einen Seite beschützt die griechische Weisheitsgöttin Athena mit ihrem Schild eine Urne, auf der anderen Seite kniet eine Ritterfigur.

Clerfaytgrabmal inmitten des Friedhofs gelegen.

Siehe auch: Hernalser Friedhof (1301-1784), Hernalser Friedhof (1784-1872), Hernalser Friedhöfe, Friedhöfe.

Bestattete Personen

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 131 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.

BildName des BildesPersonennameBerufBerufGeburtsdatumDatum der GeburtSterbedatumSterbedatumGrabstelle
Walter AbrahamczikPaläontologe26 März 191117 Januar 1980
Wilhelm AdametzJournalist
Lyriker
2 April 191318 April 1989
Franz AignerPhysiker13 Mai 188219 Juli 1945Gruppe 29, Nummer 21
Leopold Anciszeski1 August 186716 Dezember 1937Gruppe K, Nummer 69
Günther AndersPhilosoph
Schriftsteller
12 Juli 190217 Dezember 1992Gruppe U2, Nummer 31
Anton ArmbrusterHofwagenfabrikant28 August 185222 Juli 1926Arkadengruft
Sebastian Armbruster7 Januar 182526 August 1889
Karl Arnold (Volksbildner)Volksbildner
Musikwissenschaftler
6 Mai 19223 Februar 2006Gruppe U3, Nummer 252
Theodor BauerArchitekt25 April 185417 Mai 1919
Konrad BayerSchriftsteller17 Dezember 193210 Oktober 1964Gruppe 67, Reihe 10, Nummer 11
… weitere Ergebnisse

Quellen

Literatur

  • Hernals. Ein Heimatbuch für den 17. Wiener Gemeindebezirk. Hg. von Hernalser Lehrern. Wien: Österr. Schulbuchverlag 1924, S. 285
  • Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 148-154
  • Franz Knispel: Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1992, Band 1, S. 118 ff.
  • Helmut Kretschmer: XVII. Hernals. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 17), S. 36

Weblinks