Judenplatz 10
48° 12' 42.63" N, 16° 22' 11.36" E zur Karte im Wien Kulturgut
1., Judenplatz 10 (Konskriptionsnummern 345-347), Fütterergasse 1, Wipplingerstraße 9.
Hier standen einst zwei (später drei) Häuser, die im Zuge der Aufhebung der Judenstadt 1421 von Herzog Albrecht V. beschlagnahmt wurden:
Haus Stadt 345
Albrecht V. verkaufte dieses Haus am 24. Juli 1422 um 240 Pfund Wiener Pfennig. 1454 wurden für das Gebäude sogar 330 Pfund Wiener Pfennig bezahlt. Warum es 1465 nur mehr 150 Pfund Wiener Pfennig wert war, ist nicht bekannt. 1672 wird es als "Zuhäusl" bezeichnet. Aus einem Testament des Jahres 1718 geht hervor, dass auch ein "Stöckel" zum Haus gehörte. Ebenfalls in den 1710er-Jahren wurde ein weiteres Grundstück, das vorher der benachbarten Schneiderzeche (siehe Haus 347) gehört hatte, dazugekauft und dort ein zweites Stöckel errichtet. Somit gab es hier zu dieser Zeit drei Grundbucheintragungen, wobei die Besitzer ident waren. Am 5. Dezember 1837 wurde das gesamte Objekt von der "Innung der bürgerlichen Kleidermacher Wiens" erworben.
Haus Stadt 346
Dieses Haus wurde erst 1592 vom Haus Stadt 345 abgetrennt, wodurch ein selbständiges Objekt entstand. Es handelte sich dabei um einen Stock oder einen Teil dieses Gebäudes, das mit einem Schindeldach gedeckt war, und einen Keller. Am 20. März 1810 wurde es von der "Innung der bürgerlichen Kleidermacher Wiens" bei einer Versteigerung angekauft.
Haus Stadt 347
Am 28. September 1422 schenkte Herzog Albrecht V. dieses Gebäude einem Wiener Bürger. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts vermachten die damaligen Besitzer das Haus der Pfarre St. Stephan. Dessen Kirchmeister verkaufte es im Jahr 1524 um 260 Pfund Wiener Pfennig. 1548 wurde es um 725 (!) Pfund Wiener Pfennig von der Schneiderzeche erworben. 1684 wird es als "der bürgerlichen Schneider Zech- und Herbergshaus" bezeichnet. Die Behauptung Bermanns (Moritz Berman: Alt- und Neu-Wien. 1880), dass sich schon 1340 hier eine Herberge der Schneider befand, lässt sich leicht widerlegen, da das Grundstück bis 1421 zur damaligen Judenstadt gehörte. Wo sich das Zunfthaus der Schneider zu dieser Zeit befand, ist nicht bekannt. Für das Jahr 1513 ist jedenfalls belegt, dass sich die Herberge der Schneider im Haus Kleeblattgasse 9 befand.
Neubau 1838
1838 wurde das heutige "Haus der Genossenschaft der Kleidermacher" nach Plänen von Ignaz Ram errichtet, das alle oben genannten Gebäude ersetzte.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 416-420