Judith Holzmeister
Judith Holzmeister, * 14. Februar 1920 Innsbruck, † 23. Juni 2008 Baden, Schauspielerin, erster Gatte (1944 Wien, Frauzeuge Willi Forst) Curd Jürgens, zweiter Gatte (1959) Bruno Dallansky.
Biografie
Judith Holzmeister kam im Februar 1920 als Tochter des Architekten und Bühnenbildners Clemens Holzmeister in Innsbruck zur Welt. Nach dem Besuch des Max Reinhardt Seminars in Wien und Privatunterricht bei Tilla Durieux sammelte sie erste Schauspielerfahrungen am Linzer Landestheater, am Deutschen Volkstheater in Wien, wo sie 1942 in Schillers "Jungfrau von Orléans" debütierte, und auf der Bühne des legendären Wiener Theaters "Die Insel".
Holzmeister, deren Vater in der NS-Zeit in der Emigration lebte, war mit Widerstandskämpfern befreundet und trug dazu bei, eine verfolgte Jüdin zu verstecken. Eine ORF-Fernsehdokumentation im Jahr 2005 brachte diese bis dahin kaum bekannte Episode im Leben der Schauspielerin ans Tageslicht.
1947 wurde Holzmeister an das Burgtheater engagiert, dem sie fast 40 Jahre lang, bis zu ihrer unfreiwilligen Pensionierung durch Claus Peymann 1985, angehörte. Die große Bandbreite ihrer Figurengestaltung reichte von den klassischen Heldinnen wie Schillers "Maria Stuart" bis zu Hosenrollen wie Shakespeares Olivia in "Was ihr wollt". Sie begeisterte in Grillparzer-Stücken, brillierte in Hofmannsthals typisierten Frauenrollen und verkörperte die großen Frauengestalten der Antike. Bei der Wiedereröffnung des Burgtheaters 1955 stand sie als Kunigunde an der Seite Ewald Balsers in Grillparzers "König Ottokars Glück und Ende".
Neben ihrer Buhlschaft im "Jedermann" war sie auch häufig Gast der Salzburger Festspiele. 1992 feierte Judith Holzmeister ein Comeback in Joyce Carol Oates' "Die Mondfinsternis", inszeniert von Franz Morak im Akademietheater. 1996 wirkte sie in Klaus Maria Brandauers Inszenierung von Franz Lehárs "Land des Lächelns" in der Volksoper mit. Die Schauspielerin galt in ihrer Glanzzeit als Inbegriff von Erhabenheit und hoher Sprechkultur.
Im Kino war sie in Filmen wie "Wiener Mädeln" und "Musik bei Nacht" an der Seite ihres späteren Ehemanns Curd Jürgens zu sehen, in "Triumph der Liebe" spielte sie mit O. W. Fischer, in "Eroica" mit Ewald Balser. Mit Jürgens, Hilde Krahl und Josef Meinrad drehte sie Anfang der 1950er Jahre den utopischen Film "1. April 2000". Im Fernsehen war sie unter anderem in Dieter Berners "Alpensaga" (1980) oder in Xaver Schwarzenberger TV-Komödie "Lovers" (1995) präsent.
Nach der Scheidung von Curd Jürgens heiratete Judith Holzmeister 1959 ihren Kollegen Bruno Dallansky.
Judith Holzmeister konnte mehrfach Auszeichnungen entgegennehmen. 1991 wurde sie erste Trägerin des Liselotte-Schreiner-Rings, den Schreiner kurz vor ihrem Tod gestiftet hatte. 2000 verlieh man ihr die Ehrenmitgliedschaft des Burgtheaters.
2016 wurde der Judith-Holzmeister-Weg nach der Schauspielerin benannt.
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Holzmeister, Judith Maria [Sign.: TP-021284]
- Wienbibliothek im Rathaus/Sammlung Josef Treitl: Holzmeister, Judith Maria [Sign.: JT-519]
Literatur
- Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1: A–H. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 1369.
- Wilhelm Sinkovicz: Judith Holzmeister: Die Schönheit überstrahlend. Nachruf. In: Die Presse, 24.06.2008 [Stand: 28.07.2019]
- Judith Holzmeister gestorben. In: ORF Wien, 23.06.2008 [Stand: 22.07.2019]