Leopoldskirche (19)
48° 16' 40.37" N, 16° 20' 48.80" E zur Karte im Wien Kulturgut
Leopoldskirche (19., Leopoldsberg)
Georgskapelle
Dass Markgraf Leopold III., der tatsächlich in Klosterneuburg residierte, auf dem damals Kahlenberg genannten Leopoldsberg den Grundstein zu einer Burg legte und in dieser auch eine Kapelle errichten ließ, ist eine Legende (Leopoldsberg); eine Georgskapelle wird als Burgkapelle erstmals 1338 erwähnt.
Leopoldskapelle
In den Ruinen der mittelalterlichen Burg ließ Leopold I. 1679 den Grundstein zu einer dem heiligen Leopold geweihten Kapelle legen. Der damalige Bau war ein kleiner Zentralbau mit Kuppel über einem kurzarmigen griechischen Kreuz. In der unvollendeten Kapelle las der päpstliche Legat Marco d'Aviano am 12. September 1683 jene historische Messe, bei der König Jan III. Sobieski ministrierte und der das Entsatzheer auf der heutigen Josefinenwiese beiwohnte. Nach dem Sieg über die Osmanen wurde die Kapelle 1693 fertiggestellt, dem heiligen Leopold geweiht und mit einem Altar "Maria, Hilfe der Christen" ausgestattet (das Votivbild kam Ende des 18. Jahrhunderts in die Kapelle des Allgemeinen Krankenhauses). Gleichzeitig erhielt dieser Teil des Kahlengebirges den Namen Leopoldsberg.
Kirche
1717 entstand aus der Kapelle die heutige Kirche (Entwurf von Antonio Beduzzi), ein frühbarocker Kuppelbau mit doppeltürmiger Fassade. An die Kreuzarme wurden durch Galerien verbundene Hoforatorien angebaut, im Westen eine Vorhalle mit Empore (bemerkenswerte Seitenaltäre mit Stuckskulpturen der heiligen Johannes Nepomuk und Johannes des Täufers) und zwei Türmen vorgelegt und ein begehbares Untergeschoß gestaltet. Beduzzi legte bei seiner Gestaltung mehr Wert auf die Fern- als auf die Nahwirkung. Die holzgeschnitzte Kopie der Krumauer Madonna (in der nördlichen Seitenkapelle) schuf Paul Peschke. Joseph II. ließ die Leopoldskirche 1784 entweihen und schließen. 1786 wurde sie samt dem ganzen Leopoldsberg von der kaiserlich-königlichen Kameraladminstration an das Stift Klosterneuburg verkauft (neuerliche Weihe durch Propst Floridus Leeb am 14. November 1798). 1824 und 1856 wurde die Leopoldskirche restauriert. Am 7. Februar 1945 erlitt sie schwere Bombenschäden, die jedoch behoben werden konnten. Die Inneneinrichtung und die Skulpturen stammen zum Teil aus dem 18. Jahrhundert. Gedenktafeln für die Messlesung Marco d' Avianos (Gemälde von Stephan Mautner im Kircheninneren) und für Kaiserin Elisabeth. An der Kirche wirkte jahrelang der Chorherr und Historiker Vinzenz Oskar Ludwig als Rektor.
Quellen
Literatur
- Vinzenz Oskar Ludwig: Der Leopoldsberg. Wien-Klosterneuburg 1939
- Vinzenz Oskar Ludwig: Die Kirche auf dem Leopoldsberg - ein marianisches Heiligtum und eine Weihestätte Österreichs, in: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich. Nr. 24. St. Pölten: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1953, S. 123 ff.
- Vinzenz Oskar Ludwig: Die Kirche auf dem Leopoldsberg und ihre historische Bestimmung. In: Wiener Geschichtsblätter. Nr. 10. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1955, S. 28 ff.
- Eduard Sekler: Zur Restaurierung der Kirche auf dem Leopoldsberg. In: ÖZKD l (1947), 78 ff.;
- St. Leopold am Berg ("Schnell-Führer"). München-Zürich 1981
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 391 ff.
- Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 256 f.
- Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 441 ff.
- Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 434 f.
- Helmut Kretschmer: XIX. Döbling. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 19), S. 50 f.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 272f.