Libertas

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Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Verein
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1914
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1941
Benannt nach
Prominente Personen Josef Gerö, Kurt Heller, Josef Horejs, Karl Zankl, Walter Nausch
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  14554
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
  • 16., Herbststraße 64

Frühere Adressierung
  • 1928

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48° 12' 24.26" N, 16° 19' 31.16" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der SC Libertas war ein Fußballverein aus Ottakring, der von 1914 bis 1941 bestand und einige später prominente Fußballer, Funktionäre und Politiker in seinen Reihen hatte. Zwischen 1932 und 1937 spielte Libertas als erster Klub aus dem 16. Bezirk in der obersten österreichischen Spielklasse.

Gründung und Anfänge

Der SC Libertas wurde 1914 von „rapidbegeisterten“ Gymnasiasten[1], die auf der Schmelz fußballerisch sozialisiert worden waren und rund um den Brunnenmarkt wohnten, gegründet. Mitgründer war Josef Gerö, späterer Justizminister (1945-1949; 1952-1954) und Präsident des Wiener Fußballverbands (1927-1938), sowie des ÖFB (1945-1954). Als Vereinsfarben wählte man grün-weiß[2], die Farben des damaligen Serienmeisters SK Rapid, der von seinen Anfängen als „1. Wiener Arbeiter Fussball-Club“ im Jahr 1897 bis zur Räumung seines Rudolfsheimer Sportplatzes (1903-1910) auf dem Schmelzer Areal gespielt hatte, und das fußballerische Aushängeschild der Gegend war.

Die Anfänge der Libertaner muten kurios an. Man versuchte nicht im ÖFV, dem Vorläufer des heutigen ÖFB, unterzukommen, sondern meldete sich beim neuen Konkurrenzverband FUAN (Football Union of Austrian Nations) an, den die Vienna im Sommer 1914 ins Leben gerufen hatte, welche sich mit dem Abstieg aus der obersten Spielklasse nicht hatte abfinden wollen. Zwischen Februar und September 1915 führten zehn Klubs der FUAN (aber nicht die Vienna) auch einen Meisterschaftsbewerb durch, Libertas erreichte Rang 5. Danach ist keine Aktivität dieses Verbands mehr nachweisbar, ebensowenig eine weitere Spieltätigkeit der Grün-Weißen während des [Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]].

Fusionen und Erfolge

Am 2. Oktober 1919 wurde in der Herbststraße 64 ein eingezäunter Sportplatz eröffnet, den Libertas als Juniorpartner mit dem Grätzelnachbarn Red Star errichtet hatte. Der Platz bot unter anderem Sitzplätze für 500 Besucher. Der 1903 gegründete Ottakringer Metallarbeiter-Klub SC Red Star, damals ein etablierter Verein in der zweithöchsten Klasse, trat im Eröffnungsspiel gegen den SK Rapid an. Im November 1922 bezog Red Star dann auf dem nahen Vogelweidplatz eine neue Spielstätte und der SC Libertas blieb alleiniger Platzinhaber des von nun an sogenannten Libertas-Platzes.

In der Saison 1920/1921 ist erstmals die Teilnahme von Libertas an einem Meisterschaftsbewerb des ÖSV dokumentiert: die Grün-Weißen waren in die 3. Klasse Nord eingeteilt. Im Sommer 1922 schlossen sie sich mit den ein Jahr zuvor von den Brüdern Erwin und Georg Gruener gegründeten „Josefstädter Sportfreunden“ zusammen, einem von mehreren Vereinen aus den bürgerlichen Milieus der Bezirke Neubau und Josefstadt, die mangels eigener Plätze auf der nahen Schmelz ihre Spiele austrugen. Mit den Brüdern Gruener, die ebenso wie Josef Gerö jüdischer Herkunft waren und den Verein nach Gerös Wechsel in den WFV ab 1927 leiteten, festigte sich das Profil der Libertaner als Klub assimilierter Westwiener Juden. Auch der junge Walter Nausch wechselte mit den Josefstädtern zu Libertas und blieb dort bis 1923, ehe er bei der Austria und im Wunderteam zum Weltklassespieler werden sollte.

Nach der im November 1927 erfolgten Übernahme des vor seiner Auflösung stehenden, seit 1923 zweitklassigen „SC International Wien“, wechselte Libertas in der Saison 1928/1929 erstmals ins Profigeschäft. Die Vereinsfarben wechselten dabei zu grün-schwarz, den Farben des Fusionspartners. Wie groß die Herausforderung Profifußball sein sollte, beweist der Libertaner diesjähriges Antreten im Wiener Cup, das im Sechzehntelfinale mit einem 0:14-Debakel gegen den späteren Cupsieger Rapid endete.

Mit dem überlegenen Gewinn der II. Liga Ost war Libertas 1932 endlich für die oberste Klasse spielberechtigt und hielt sich fünf Saisonen lang in diesem Bewerb, mit einem 5. Rang im Endklassement 1934/1935 als Rekord. Auch international konnten die Ottakringer reüssieren. 1932 und 1933 gewann Libertas das Luxemburger Osterturnier, im Finale wurden der FC Basel bzw. Fortuna Düsseldorf bezwungen. Und am 6. Oktober 1935 standen beim Länderspiel gegen Polen in Warschau (0:1) mit Ludwig Brousek, Josef Lebeda und Rudolf Schlauf gleich drei Libertaner für Österreich auf dem Feld.

Niedergang und Ende in der NS-Zeit

Als Klub mit Spielern und/oder Funktionären jüdischer Herkunft sah sich auch der SC Libertas nach dem „Anschluss“ Österreichs im März 1938 im Zuge der brutalen „Arisierung“ des Wiener Fußballs durch die NS-Sportbehörden in seiner Existenz bedroht. Die Brüder Gruener flohen aus Österreich, und der bisher einflussreichste Protegé des Vereins, Josef Gerö, wurde 1938 und 1939 in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald interniert, bevor er nach Jugoslawien emigrieren konnte. Bis zum Ende der Saison 1940/1941 scheint Libertas noch im Klassement der zweiten Leistungsstufe auf. 1941 oder spätestens 1942 erfolgte dann aber das endgültige Aus für den ersten Ottakringer Erstligisten, der im alten, mittlerweile in SC Rot-Stern 03 umbenannten Schmelzer Rivalen aufging.

Prominente Mitglieder des SC Libertas

Zu den Gymnasiasten, die Libertas 1914 gegründet hatten, gehörte neben Josef Gerö auch Karl Zankl, als Spieler für den Wiener Sport-Club Meister und Cupsieger (1922 u. 1923). In der NS-Zeit als Widerstandskämpfer aktiv, war Zankl nach der Befreiung von Wien im April 1945 über mehrere Monate hinweg provisorischer Präsident des WFV und provisorischer Verbandskapitän des ÖFB. Auch der Politiker Kurt Heller war in seiner Jugend beim Klub aktiv. Unter den Spielern, die Libertas hervorbrachte, ragt neben Walter Nausch vor allem Josef Horejs heraus, der für den Wiener Associations-Football-Club (WAF) und die Vienna spielte bevor er von 1925 bis 1927 für Sparta Prag auflief und mit dieser Mannschaft 1927 in den Endspielen gegen Rapid den ersten ausgespielten Mitropapokal (Fußball) gewann.

Literatur

  • Eva Blimlinger: Zwei Wiener Fußballfunktionäre. Ignaz Abeles und Josef Gerö. In: Wolfgang Maderthaner, Alfred Pfoser, Roman Horak: Die Eleganz des runden Leders. Göttingen: Werkstatt 2008, S. 156-165
  • Christine Klusacek, Kurt Stimmer: Ottakring. Wien: Mohl 1983
  • Mario Kubista, Reinhard Pillwein: SC Helfort 1910-1994. Wien: 1995
  • Leo Schidrowitz: Geschichte des Fußballsportes in Österreich. Wien [u.a.]: Traunau 1951
  • Sport Tag-Blatt, 30.09.1919, S. 4
  • 90 Jahre Red Star Heimlich. Wien: Selbstverlag 1993, S. 10f.

Weblinks





Einzelnachweis

  1. Schidrowitz, a.a.O., S. 201
  2. Kurioserweise existiert aus dieser Zeit allerdings auch ein Abzeichen des SC Libertas mit den Farben lila-weiß und schwarz.