Mariahilfer Wasserleitung
Die Mariahilfer Wasserleitung wurde von 1764-1765 zur privaten Wasserversorgung des Esterhazypalais und der Dotierung öffentlicher Brunnen in der ehemaligen Kasernengasse, gelegen in der Vorstadt Mariahilf, erbaut.
Ab 1764 wurde nahe der Mariahilfer Linie mit der Errichtung einer Wassermaschine mit zwei Pumpen, die auch einen Betrieb mit Pferden ermöglichte, zu einem bereits bestehenden Brunnen begonnen. Diese Wassermaschine wurde später als Esterházysches Pumpwerk bekannt, es lieferte Wasser aus einem Schöpfbrunnen und stand mit der Mariahilfer Wasserleitung in Verbindung.
Die gemeinschaftliche Aufteilung der Kosten erfolgte zwischen der Gemeinde Mariahilf, der Savoyischen Militärakademie und dem k.k. Hofbauamt. Die Ausführung dieser Wassermaschine erfolgte vom Hofbauamt über Befehl Maria Theresias durch Jean Baptiste de Demenge Brequin. Das Wasser der 1732 errichteten Breitenseer Wasserleitung wurde mittels Saugkanälen aus der Gegend des sogenannten „Tischler Kreutz" (15., Schmelz) geholt; Reservoire bestanden in der Mariahilfer Straße nächst der Schmalzhofgasse und in Gumpendorf. Brequin nutzte die bereits bestehenden Wasserrohre, um den Ausbau zur Militärakademie fortzuführen.
Jeder der drei Eigentümer besaß nach Fertigstellung der Mariahilfer Wasserleitung dieselben Anspruchsrechte (gleich viel Wasser zum gleichen Preis und denselben Bedingungen) und Erhaltungspflichten, jeder durfte seinen Teil des Wassers weiterverkaufen, auch musste bezüglich der Instandhaltungskosten jeder ein Drittel der Kosten beisteuern, jede der drei Parteien musste einer Veränderung zustimmen.
Die Mariahilfer Wasserleitung fungierte ab 1775, als die Ottakringer Hofwasserleitung das Hofstallgebäude vor dem Burgtor mit Wasser versorgte, nur mehr als Nebenleitung.
Aufgrund der Forderung des Staatskanzlers Wenzel Anton Dominik Kaunitz über die enorme Wassermenge für sein Palais, den Garten und den Ratzenstadel entlud sich ein Streit mit der Gemeinde Mariahilf, die an Wasser hätten darben müssen. Die Militärakademie und die Gemeinde behielten ihren Anteil, das Hofbauamt überließ Kaunitz seinen Anteil, der auf eigene Kosten die Bauarbeiten besorgte. Kaunitz gewährte der Gemeinde 1/3 des Wasserbezugs gegen einen Erhaltungsbeitrag.
Gemäß dem Vertrag vom 12. Februar 1821 zwischen Fürst Nikolaus II. Esterházy und der Stadt Wien wurde der Betrieb des Esterházyschen Schöpfwerk geregelt, für ein Drittel der Betriebskosten kam die Stadt auf. 1867 kam die Leitung mit allen Kosten in den Besitz der Stadt.
1969 wurde beim Umbau der Mariahilfer Straße ein ausgezeichnet erhaltenes Holzrohr der Mariahilfer Wasserleitung gefunden.
Wasserleitungen in der Vorstadt Mariahilf (Vorstadt)
Literatur
- Josef Donner: Dich zu erquicken, mein geliebtes Wien ... Geschichte der Wiener Wasserversorgung von den Anfängen bis 1910. Wien: Norka-Verlag 1990, S. 19
- Ruth Koblizek, Nicole Süssenbek, Die Trinkwasserversorgung der Stadt Wien von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Teil 2A (ungedruckte Dissertation Wien). Wien. 1999/2000, S. 202-205
- Ruth Koblizek, Nicole Süssenbek, "Wasser in jedwedes Bürgers Haus". Die Trinkwasserversorgung Wiens. Wien: MEMO 2003, S, 44-46
- Rudolf Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873. Wien: Gemeinderat 1873, S. 40