Marie Schuller
Marie Schuller, * 17. Oktober 1863 Floridsdorf (Niederösterreich, heutiges Wien), † 13. Dezember 1944 Wien, Kommunalpolitikerin.
Biografie
Marie Schuller wurde als Maria Schwingenschlögel in – der zu diesem Zeitpunkt noch eigenständigen Gemeinde – Floridsdorf als Tochter eines Magazinarbeiters geboren. Über ihre Kindheit und Jugend liegen keine Informationen vor. Bekannt ist, dass sie sich 1884 mit einem Maschinenschlosser und späteren Eisenbahner verheiratete.
Bereits in den 1880er Jahren war sie in der Arbeiterbewegung aktiv, diente als "Vertrauensmann" und teilte illegale Schriften aus. Ab Beginn der 1890er Jahre engagierte sie sich in den Frauenorganisationen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Sie war eine frühe Unterstützerin der ab 1892 erscheinenden Arbeiterinnen-Zeitung. Für den 1893 von Adelheid Popp gegründeten Lese- und Diskutierklub Libertas organisierte sie in Floridsdorf sogenannte Wanderversammlungen. Ab 1897 intensivierte sich ihr parteipolitisches Engagement, das die verschiedensten Bereiche umfasste. Marie Schuller initiierte politische Diskussionsabende ebenso wie Handarbeitskurse, organisierte Hausgehilfinnenversammlungen und gründete den Floridsdorfer Frauenchor. Sie wurde Obfrau des Floridsdorfer Frauen- und Mädchenvereins und leitete bis 1934 die Bezirksfrauenorganisation. Sie wirkte in zahlreichen Fürsorgeeinrichtungen, wie beispielsweise der Societas, und gehörte zu den Mitbegründerinnen des Arbeiter-Samariter-Bunds Floridsdorf. Sie war außerdem Aufsichtsrätin der Konsumgenossenschaft. Ab 1905 vertrat sie Floridsdorf, nun als 21. Wiener Gemeindebezirk, als Delegierte bei den Parteitagen.
Von 1918 bis 1930 war Marie Schuller Mitglied der Floridsdorfer Bezirksvertretung. Anschließend, von 5. Dezember 1930 bis zum Ende der Legislaturperiode am 24. Mai 1932, gehörte sie als Mandatarin für den 21. Bezirk dem Wiener Gemeinderat und Landtag an. Sie übernahm das Mandat des Abgeordneten Johann Böhm, der in den Nationalrat gewählt worden war. Marie Schuller, die zum Zeitpunkt ihres Einzugs in den Gemeinderat bereits 67 Jahre alt war, konnte aufgrund der Herabsetzung der Altersgrenze auf 65 Jahre bei den darauffolgenden Wahlen nicht mehr kandidieren. Sie zählte zu den ersten weiblichen Gemeinderatsmitgliedern.
In Wien ist der Marie-Schuller-Park nach der Politikerin benannt.
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Schuller, Marie [Signatur: TP 049256]
- Wienbibliothek im Rathaus: Namensverzeichnis der Mitglieder des Gemeinderates, des Landtages, des Stadtsenates, der Gemeinderatsausschüsse und der Bezirksvertretungen der Stadt Wien (Nach dem Stande vom 30. Juli 1932). Wien: Selbstverlag der Gemeinde 1932
- ANNO: Neue Mitglieder des Gemeinderates. In: Arbeiter Zeitung, 04.12.1930, S. 2
- Wienbibliothek digital: Namensverzeichnis der Mitglieder des Gemeinderates, des Landtages, des Stadtsenates, der Gemeinderatsausschüsse und der Bezirksvertretungen der Stadt Wien (Nach dem Stande vom 1. Februar 1929). Wien: Selbstverlag der Gemeinde 1929
- Wienbibliothek im Rathaus: Namensverzeichnis der Mitglieder des Gemeinderates, des Landtages, des Stadtsenates, der Gemeinderatsausschüsse und der Bezirksvertretungen der Stadt Wien (Nach dem Stande vom 1. Juli 1927). Wien: Selbstverlag der Gemeinde 1927
- Wienbibliothek im Rathaus: Namensverzeichnis der Mitglieder des Gemeinderates, des Landtages, des Stadtsenates, der Gemeinderatsausschüsse und der Bezirksvertretungen der Stadt Wien (Nach dem Stande vom 1. Dezember 1923). Wien: Selbstverlag der Gemeinde 1924
- Wienbibliothek im Rathaus: Namensverzeichnis der Mitglieder des provisorischen Gemeinderates, Stadtrates und der provisorischen Bezirksvertretung der Stadt Wien (Nach dem Stande vom 6. Jänner 1919). Wien: Selbstverlag der Gemeinde 1919
Literatur
- Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 2990 f.
- Wolfgang Solt: Biographien der Gemeinderäte, Abgeordneten und Bezirksvorsteher 1918–2003. Wien [2003]
- Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918–1934. Wien: 1995
- Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien: Jugend & Volk 1988
- Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861–1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963, S. 241 [Stand: 15.11.2019]
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien / Graz: Böhlau 1954–lfd. [Stand: 15.11.2019]
- Leopold Wiesinger: Festschrift zur Gründung der Sozialdemokratischen Bezirksorganisation Floridsdorf vor 75 Jahren am 5. März 1898. Wien: Sozialistische Partei Österreichs, Bezirksorganisation Floridsdorf 1973, S. 48, 87, 101
- Adelheid Popp: Der Weg zur Höhe. Wien: Frauenzentralkomitee der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs 1929, S. 50, 52
- Frauen in Bewegung: 1848–1938: Maria Schuller [Stand: 15.11.2019]