Blutgasse

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Die Blutgasse (1965)
Daten zum Objekt
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48° 12' 27.15" N, 16° 22' 26.68" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Blutgasse (1.), wird 1368-1392 als Kothgässel, im 15. Jahrhundert als Chergäßlein (Kergässel) erwähnt.

Die 1547 (Plan von Augustin Hirschvogel) erstmals auftauchende Bezeichnung „Plutgessel" steht für die heutige Domgasse. Die Bezeichnungen wechseln auch im 16. Jahrhundert (1563 Blutgasse, 1600 Milchgasse). Welchem Umstand die Blutgasse ihren Namen verdankt, ist bis heute nicht sichergestellt. Die Version, dass 1312 die Templer in ihrem Hof (Fähnrichhof) erschlagen worden seien und das hiebei vergossene Blut der Gasse ihren Namen gegeben habe, ist von Forschern als Legende entlarvt worden. In der Biedermeierzeit wohnte in der Blutgasse Wenzel Müller. Das Blutgassenviertel gehört zu den ältesten und interessantesten Gebieten in der Innenstadt. In den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts wurde das Blutgassenviertel assaniert und revitalisiert (Rudolf J. Boeck). Der Komplex gruppiert sich um malerische Höfe.

1., Blutgasse (Durchblick von der Singerstraße gegen die Domgasse), um 1902

Gebäude

Die historischen Gebäude haben sich erhalten, wenden ihre Hauptfronten allerdings anderen Straßenzügen zu (Nummer 1: Trienter Hof, Domgasse 4. Nummer 2: Domherrenhof, Stephansplatz 5. Nummer 4: Deutschordenshaus, Singerstraße 7); als der Trienter Hof aus dem Besitz des Erzstiftes Trient an das Wiener Domkapitel kam, wurde er ebenfalls Domherrenhof genannt.

Nummer 3-9 (Komplex des revitalisierten Blutgassenviertels): Das Bürgerhaus Nummer 3 (17. Jahrhundert, mit schmalem Innenhof und offenen Gängen, ein typisches „Pawlatschenhaus"), der Fähnrichhof (Nummer 7-9; „Großer Fähnrichhof" [Blutgasse 7, Singerstraße 11-11a] und „Kleiner Fähnrichhof [Blutgasse 9, Singerstraße 9]) und Nummer 5 (Pawlatschenhaus, das einen Durchgang zum Fähnrichhof bildet) gehören zum ältesten Baubestand.

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

Quellen

Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 38
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 19
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 45
  • Die Sanierung des Blutgassenviertels in Wien. In: Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Ausgabe 18. Wien: Compress / Jugend & Volk 1963, S. 85 ff.
  • Die Blutgasse. In: Wien aktuell. Revue einer europäischen Metropole. Wien: Jugend & Volk 3/1968, S. 20 ff.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien. Wien: Hollinek 1952 (Österreichische Heimat, 17), S. 128f., 204
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 448
  • Wiener Geschichtsblätter 1. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946, S. 8
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 47 f.